«Schweizer Bauer»: Sie machen an der Pferdeklinik ISME Bern eine Dissertation über Esel, was ist Ihre Motivation dazu?
Julia Schäfer: Durch meine Masterarbeit habe ich Freude an wissenschaftlichen Arbeiten gefunden, und meine Betreuerin hat mir angeboten, eine Dissertation zu schreiben. Das Thema Esel ergab sich, da aus unserer Sicht die Esel oft zu kurz kommen und eher als nebensächlich oder als kleine Pferde mit langen Ohren dargestellt werden. Dem versucht die Pferdeklinik ISME Bern entgegenzuwirken mithilfe von Gratis-Esel-Informationsabenden für Eselbesitzer – und meine Dissertation über Eselhaltung und -gesundheit in der Schweiz soll auch einen Beitrag dazu leisten.
Wieso braucht es dies?
Zur Pferdehaltung in der Schweiz gibt es bereits Untersuchungen, wobei die Esel zwar teilweise inkludiert, aber nicht separat untersucht wurden. Da sich die Bedürfnisse von Eseln in einigen Aspekten deutlich von denen der Pferde unterscheiden, sehen wir einen Bedarf darin, die Gesundheit und die Haltung der Esel auch separat zu untersuchen. Aus Italien und aus England gibt es dazu einige Publikationen sowie zu den Eseln, welche als Arbeitstiere genutzt werden in Afrika, Asien und in Südamerika. Diese Populationen unterscheiden sich jedoch deutlich von derjenigen in der Schweiz, da dort nicht nur die Nutzung, sondern auch die Umweltbedingungen anders sind. Mithilfe dieser Dissertation möchten wir einen Überblick gewinnen über die aktuelle Situation der Haltung, Fütterung und der medizinischen Versorgung von Eseln in der Schweiz.
Was erhoffen Sie sich?
Wir erhoffen uns, dass möglichst viele Personen an der Umfrage teilnehmen und dass wir somit möglichst viele interessante Ergebnisse teilen können. Diese sollen dann auch als Startpunkte für weiterführende Studien über Esel dienen. Ausserdem möchten wir gerne aufzeigen, ob und in welchen Bereichen die Esel nicht ihren Bedürfnissen entsprechend behandelt oder gehalten werden. In diesen Bereichen kann dann gezielt mehr Aufklärungsarbeit durchgeführt werden.
In was für einem Bezug stehen Sie persönlich zu Eseln?
Bisher hatte ich vor allem mit Pferden zu tun und eher wenig mit Eseln. Als ich jünger war, durfte ich im Tierpark Bern im Kinderzoo aushelfen bei der Tierpflege, und dort habe ich die beiden Esel sofort ins Herz geschlossen! Während meines Tiermedizinstudiums habe ich Esel erstmals als Patienten betreut und mich mit ihren Besonderheiten aktiv auseinandergesetzt. Ich freue mich sehr, jetzt die Möglichkeit zu haben, im Rahmen meiner Dissertation noch mehr über diese spannenden Tiere lernen zu dürfen.
Wie kann man Sie bei Ihrer Arbeit unterstützen?
Indem man als Eselbesitzer den Online-Fragebogen ausfüllt. Die Umfrage ist noch bis am 31. Juli offen und beinhaltet Fragen zur Haltung, Fütterung, zu medizinischen Behandlungen (Impfen, Entwurmung, Zahnbehandlungen, Hufpflege), zur Nutzung, Bewegung sowie zu bisherigen oder aktuellen bekannten Erkrankungen von Eseln. Zusätzlich wird noch erfragt, welche Medien genutzt werden zur Fort- oder Weiterbildung zum Thema Eselmedizin/Haltung/Fütterung/Pflege (wie Internet, Bücher, Kurse …) und ob Bedarf besteht für mehr Angebote. Der Fragebogen kann anonym ausgefüllt werden, am Schluss der Umfrage gibt es die Möglichkeit, die Mailadresse anzugeben für Informationen zu den Resultaten der Studie, zur Kontaktaufnahme bei Fragen sowie für weiterführende Projekte.
Wo findet man die Umfrage?
Die Umfrage kann online ausgefüllt werden ( D ; F ; I ). Falls jemand die Umfrage lieber schriftlich oder per Telefon ausfüllen möchte, ist dies natürlich auch möglich, bitte kontaktieren Sie mich dafür via Mail ([email protected]).
Wann kann mit den Resultaten der Umfrage gerechnet werden, beziehungsweise: Wann ist die Dissertation fertig?
Die Auswertung wird beginnen, sobald die Umfrage geschlossen ist und voraussichtlich Ende Jahr 2023 fertig sein. Bis zur Publikation kann es aber danach nochmals mehrere Monate dauern.
Wie werden die Resultate und die Erkenntnisse der Umfrage publiziert?
Geplant ist ein Artikel im Magazin «Schweizerisches Archiv für Tierheilkunde» (SAT).
Hier geht es zur Onlineumfrage: