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«Ich kann ganzjährig melken»

Rund ums Jahr gute Leistungen mit der richtigen Fütterung und Planung. Urs Hofstetter aus Mont-Tramelan BE weiss wie. Er hat seine 120 Ziegen in zwei Gruppen eingeteilt, die versetzt abgitzeln, so kann er ganzjährig Milch liefern. Und dank Futtermischer und Fressband hat er auch wenig Krippenreste.

Während den Festtagen präsentieren wir euch in regelmässiger Folge Artikel, die 2023 auf reges Interesse gestossen sind. Dieser Artikel wurde am 9. November 2023 erstmals publiziert.

Urs Hofstetter führt in Mont-Tramelan BE einen silofreien Ziegenbetrieb mit Fressband und stationärem Futtermischer zum Schneiden und Mischen von Heu und Emd. Damit hat er beste Voraussetzungen, um die heiklen, selektiv fressenden Tiere bedarfsgerecht zu versorgen, ohne dass Unmengen an Krippenresten anfallen.

«Tatsächlich haben wir nicht viel Krippenresten», betont der Betriebsleiter. «Wichtig ist, dass das Futter dank dem Futtermischer kurz geschnitten und gut vermischt ist. Weil die Ziegen das Futter auf dem Futterband vorgelegt bekommen, schieben sie es sich gegenseitig zu und animieren einander so zum Fressen.»

750kg Milch im Schnitt

Urs Hofstetter hat 120 Ziegen, hauptsächlich Saanenziegen und gämsfarbene Gebirgsziegen, alle hornlos. «Die Milchleistung liegt im Schnitt bei 750kg, dies, weil ich im Sommer die Ration fast vollständig durch Weidegras decke und weil ich einen hohen Anteil Jungtiere in der Herde habe», erklärt er. Die Milch wird von Emmi zu Ziegenkäsen verarbeitet.

Die Ziegen von Urs Hofstetter sind in zwei Gruppen eingeteilt. Ein Teil der Ziegen gitzelt im November und Dezember ab und startet dann in die Laktation, wenn die Winterfütterung beginnt. Die andere Gruppe bekommt die Gitzi von Januar bis März. So kann der Betriebsleiter das ganze Jahr über Milch produzieren, was wirtschaftlich sinnvoll ist.

Kurz im Fressgitter

Die Winterfütterung, die den hohen Nährstoffbedarf der Ziegen in der Startphase decken muss, setzt sich aus Heu, Emd, Luzerne, Maiswürfeln und aus Rübenschnitzeln zusammen. Die Ration wird täglich frisch gemischt und geschnitten.

Zwei Mal pro Tag wird das Futterband befüllt. Urs Hofstetter erklärt: «Nach dem Melken fixiere ich die Ziegen kurzfristig im Selbstfang-Fressgitter, damit auch rangniedrige Tiere zum Futter kommen. Grundsätzlich können sie aber ganztags fressen.» Zusätzlich zur Ration erhalten die Ziegen im Melkstand ein Leistungsfutter und Mineralstoffe.

Struktur für Milchfett

Urs Hofstetter lässt die Ration von der Melior berechnen, bringt aber auch eigene Ideen und Vorschläge mit ein, wenn es um die Fütterungsplanung geht. Laut Bernhard Bütikofer, Ziegenspezialist bei der Meliofeed AG, sind bei Ziegen ähnliche Verdauungsabläufe wie bei den Milchkühen zu beachten: «Faserbestandteile werden im Pansen vergoren und wiedergekäut, zur pH-Regulierung mit Speichel versetzt und vorwiegend zu Essigsäure abgebaut, dem Hauptlieferanten für das Milchfett», erklärt Bütikofer. 

«Gute Milchfettgehalte werden also durch einen genügenden Strukturanteil erreicht. Das heisst: gutes Grundfutter vorlegen, die Ziegen zum Fressen anregen und allenfalls ein Ergänzungsfutter mit Natur- oder Lebendhefen für einen höheren Faseraufschluss anbieten», ergänzt der Ziegenspezialist. Für die Proteinsynthese seien vorwiegend Stärke, abbaubares Protein und dessen Aminosäuren notwendig.

Silage nicht erwünscht

Im Gegensatz zu Kühen ist das Verfüttern von Gras- und Maissilage bei Ziegen heikler. Urs Hofstetter möchte deshalb nicht nur der Käsereimilch wegen, sondern grundsätzlich silofrei füttern. Und auch Bernhard Bütikofer rät, bei Milchziegen diesbezüglich vorsichtig vorzugehen.

«Mais- und Grassilage können grundsätzlich gut verfüttert werden, aber Ziegen stellen hohe Anforderungen an die Silagequalität. Bei verschmutzter oder nicht gut gelagerter Silage besteht Listeriosegefahr», sagt Bütikofer.

Sparsam mit Kraftfutter

Auch beim Füttern gilt es einiges zu beachten. Je länger Ziegen an der Fressachse uneingeschränkt fressen können, desto besser. Das ist laut Bernhard Bütikofer genauso wichtig wie bei Kühen: «Bei einem Futtertisch sollte mehrmals täglich nachgeschoben werden. Bei einem Futterband muss die Ration mindestens zwei Mal täglich frisch vorgelegt werden. Im häufigen Nachschieben respektive in der häufigen Futtervorlage liegt viel Potenzial, um den Verzehr und damit die Grundfutterleistung verbessern zu können.»

Dabei ist Grundfutterleistung das entscheidende Wort. Die Milchmenge dürfe nicht durch übermässig Kraftfutter gepusht werden: «Empfohlen sind maximal 250 bis 300g Ergänzungsfutter pro Gabe, höhere Mengen führen zu starken pH-Schwankungen im Pansen.»

Der Hof der Familie Hofstetter befindet sich in Mont-Tramelan BE. 

Reste reduzieren

Zurück zum Grundfutter: Auch in silofreien Betrieben wie bei Urs Hofstetter bringen Trocken-Mischrationen mit jungem, zuckerreichem Dürrfutter, eventuell Saftfutter oder Trockenschnitzel und Ergänzungsfutter, Vorteile.

Der Verzehr steigt, die Pansenverdauung läuft synchroner, und das Ausselektieren wird vermindert. Je nach Gewicht, Laktationsphase und Milchleistung liegt die Trockensubstanzaufnahme bei solchen Rationen laut Bernhard Bütikofer zwischen 2 bis 3kg pro Ziege und Tag.

Die Gitzi

Bis Gitzi ihre Immunabwehr aufgebaut haben, sind sie durch Biestmilch geschützt. Voraussetzung: Pro Gitzi in den ersten zwei Stunden 360 bis 420ml Biestmilch vertränken und in den folgenden zehn Stunden nochmals so viel. Bevor allenfalls auf Kuhmilch umgestellt wird, sollte während der ersten vier Tage weiter Kolostrum vertränkt werden. Damit der Schlundrinnenreflex funktioniert, muss die Milch 39 bis 42 Grad warm und der Saugnippel leicht erhöht, optimal auf Euterhöhe, angebracht sein. Die Nuckelöffnung darf nicht vergrössert werden, und das Tränken sollte in mehreren kleinen Gaben geschehen. Bei Tränkeautomaten ist auf kurze Schläuche zu den Nuggi zu achten. So kann die Milchmenge, die nach dem Saugen in ihnen verbleibt und abkühlt, klein gehalten werden. 

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