/fileadmin/images/logo.svg

Artikel werden durchsucht.

„Ich möchte von der Produktion leben“

Auf den ersten Blick scheint der Beruf des Landwirtes wenig attraktiv. Ein junger, angehender Landwirt erklärt, warum er und viele andere junge Männer und Frauen den Beruf spannend finden.

Michael Götz, lid |

 

 

Auf den ersten Blick scheint der Beruf des Landwirtes wenig attraktiv. Ein junger, angehender Landwirt erklärt, warum er und viele andere junge Männer und Frauen den Beruf spannend finden.

Benjamin Daepp aus Freidorf TG wird im Sommer 2016 die Lehrabschlussprüfung am Landwirtschaftlichen Zentrum St.Gallen in Salez machen. Dann ist er Landwirt mit Eidgenössischem Fachausweis (EFZ). Dies wird dann allerdings schon Benjamins zweiter Beruf sein, denn der 22-Jährige hat schon im Jahre 2013 die Lehre zum Landmaschinenmechaniker abgeschlossen. „Ich habe Freude an den Landmaschinen, aber wollte schon immer Landwirt werden“, fasst Benjamin seine Motivation zusammen.

Automatisch Verantwortug übernommen

Doch wie kann man einen Beruf wählen, in welchem man im Vergleich zu anderen Berufen wenig verdient und viel arbeiten muss? Der Arbeitstag hat deutlich mehr als acht Stunden und die Tiere wollen auch am Wochenende versorgt sein. „Ich bin in einer Bauernfamilie aufgewachsen“, erzählt er am Stubentisch im Haus seiner Eltern.

Bei ihnen wohnt er und hilft auf dem Hof, wenn er nicht auf einem Lehrbetrieb oder in der Schule ist. Ganz automatisch hat er Arbeiten und Verantwortung auf dem Hof übernommen und seine Mitarbeit wird immer mehr gebraucht. Nicht nur 30 Milchkühe stehen im Stall, sondern es leben auch noch 10 Pferde auf dem Hof. Die meisten sind Pensionspferde und gehören Hobbyreitern aus der Umgebung.

Die Pferdezucht als Bubentraum

Benjamin’s Eltern besitzen seit Jahren Reitpferde und bauen die Pensionspferdehaltung als neuen Betriebszweig auf. Der Sohn hat die Liebe zu den Pferden wohl geerbt, hat die Rekrutenschule beim Train absolviert und hofft, einmal eine eigene Pferdezucht aufzubauen. „Ein Bubentraum“, wie er sagt.

Der Handel mit Heu und Stroh ist ein weiterer, neuer Betriebszweig geworden. Mit ihrer Kleinballenpresse pressen und wickeln Vater und Sohn Heu- und Strohballen nicht nur für den Verkauf und für den eigenen Betrieb, sondern auch im Lohn für andere Landwirte, die keine solche Maschine besitzen.

Meisterprüfung als Ziel

Seit ein paar Jahren reinigt der Betrieb mit einer Spezialmaschine Wurzeln der Wallwurzpflanze im Auftrag der Firma „Alpinamed“, die daraus Salben herstellt. Die Erstausbildung als Landmaschinenmechaniker ist Benjamin bei der Wartung und Reparatur von Maschinen nützlich.

Auch nach der Ausbildung zum Landwirt will er nicht stehen bleiben, sondern die Meisterprüfung machen, was ihm erlaubt, Lehrlinge einzustellen und auszubilden und er möchte eventuell noch die Handelsschule besuchen, um den Handel landwirtschaftlicher Produkte von Grund auf zu verstehen.

Melken rentiert sich nicht mehr

Die Milchwirtschaft, die früher für den Landwirtschaftsbetrieb Haupterwerbsquelle war, tritt immer mehr in den Hintergrund. Sie dürften wohl früher oder später die Milchproduktion aufgeben und zur Mutterkuhhaltung übergehen, erklärt der Jungbauer. Dann hätten sie nicht nur weniger Arbeit, sondern könnten die Arbeitszeit flexibler einteilen. Lukrativ ist das Melken der Kühe schon seit einigen Jahren nicht mehr und es sieht nicht danach aus, dass der Milchpreis deutlich steigen würde.

Auf den Wiesen stehen 320 Hochstammobstbäume, aber auch die Preise für Mostobst sind seit Jahren im Keller. „Wenn man Freude an der Landwirtschaft hat, dann lässt man sich von tiefen Preisen nicht so schnell abschrecken“, hält der Thurgauer fest und fügt hinzu: „Du musst einfach innovativ sein.“

Landschaftspflege genügt nicht

Darin liegt offensichtlich die Stärke des angehenden Landwirtes. Und er ist motiviert. Seine Arbeit gefällt ihm. Er hat nicht nur Freude an den Tieren, sondern auch an den Maschinen. Das zeigt sich beim Fotografieren des Landwirtes. Er lässt sich zusammen mit seinem Lieblingspferd Lynford vor dem Traktor des Betriebes, einem John Deere 3130, ablichten. Letzteres scheint ebenfalls ein Bubentraum des jungen Mannes zu sein.

Der grosse Traktor ist ein Zeichen, dass auf den Feldern angebaut wird, vor allem Gras und Heu, aber auch Getreide. Der Traktor ist nicht zu gross gewählt für den Hof, zu welchem 26 ha Grünland und rund 4 ha Ackerland für Gerste und Futtermais gehören. „Ich möchte von der Produktion leben können und kein Landschaftspfleger werden“, sagt der „Noch-Landwirtschaftsschüler“.

"Junge Landwirte sind innovativ"

Nicht, dass er die Natur nicht berücksichtigen möchte, aber die aktuelle Agrarpolitik, die den extensiven Anbau und die Biodiversität stark fördern, geht ihm offenbar etwas zu weit. Die Bevölkerung sollte die landwirtschaftlichen Produkte vermehrt schätzen und die Landwirte sollten einen angemessenen Preis erhalten, wünscht sich der angehende Landwirt.

Die jungen Landwirte seien bereit, etwas Spezielles zu machen. Es gäbe viele neue Ideen. Einige seiner Kollegen zum Beispiel versuchten in die Fischzucht einzusteigen. „Die jungen Bauern wollen beweisen, dass sie etwas auf dem Kasten haben“, sagt Benjamin. Als einziges Kind kann er voraussichtlich einmal den Hof seiner Eltern übernehmen und wird dort hoffentlich auch ein Einkommen für eine Familie finden.

    Das Wetter heute in

    Umfrage

    Lässt du Schnaps brennen?

    • Ja:
      44.42%
    • Nicht mehr:
      27.01%
    • Nein:
      28.05%
    • Ich überlege es mir:
      0.52%

    Teilnehmer insgesamt: 385

    Zur Aktuellen Umfrage

    Bekanntschaften

    Suchen Sie Kollegen und Kolleginnen für Freizeit und Hobbies? Oder eine Lebenspartnerin oder einen Lebenspartner?