FDP-Nationalrat Jacques Bourgeois versucht am 11.März, für die FDP den frei werdenden Sitz im Ständerat zu ergattern. Bei einer allfälligen Wahl will als Direktor des Bauernverbandes zurücktreten, den Zeitpunkt lässt er hingegen noch offen.
«Schweizer Bauer»: Sie kandidieren im Kanton Freiburg für die Ständeratsersatzwahl von Alain Berset (SP). Was hat Sie dazu bewogen?
Jacques Bourgeois: Das war nicht eine einfache Entscheidung. Die Direktionsstelle des Schweizerischen Bauernverbands (SBV) ist kompatibel mit meinem Nationalratsmandat. Ein grösserer politischer Aufwand, wie ihn der Ständerat mit sich bringt, verträgt sich aber nicht damit. Ich habe mich für die Kandidatur entschieden, weil ich die Landwirtschaftsvertretung im Ständerat verstärken möchte.
Würden Sie zum Ständerat gewählt, hätten Sie also keine Zeit mehr für den Bauernverband?
Genau, Ständerat und SBV-Direktor zusammen, das geht nicht. Deshalb stelle ich bereits jetzt klar, dass ich, falls ich gewählt werde, als SBV-Direktor zurücktrete. Falls nicht, bleibe ich dem Bauernverband erhalten. So oder so werde ich mich auch in Zukunft für die Landwirtschaft einsetzen.
Inwiefern würde die Landwirtschaft von Ihrem Einzug in den Ständerat profitieren?
Ich bin Bauernsohn, und mein Herz schlägt für die Landwirtschaft. Im Ständerat haben wir im Moment zu wenig Vertreter. Deshalb gilt es, die Chance zu nutzen und die Bauern in der kleinen Kammer zu stärken. Gerade bei Geschäften wie der Agrarreform, der Revision des Raumplanungsgesetzes oder der Swissness-Vorlage, welche für die Zukunft der Landwirtschaft entscheidend sind, könnte ich mich im Ständerat für bäuerliche Anliegen einsetzen.
Ihr Rücktritt als SBV-Direktor käme zu einem sehr ungünstigen Zeitpunkt. Schliesslich muss auch das Präsidium neu besetzt werden, und der neue Präsident braucht doch auch eine gewisse Einarbeitungszeit.
Grundsätzlich ist jede Person ersetzbar. Weiter ist der SBV sehr gut aufgestellt: Sowohl im Vorstand auf Stufe Präsidium wie auch auf der operativen Ebene haben wir ein sehr gut funktionierendes, eingespieltes Team. Ich werde aber den SBV nicht Hals über Kopf verlassen. Ich könnte mir gut vorstellen, zur Überbrückung eine befristete Zeit das Amt als Direktor auch als Ständerat weiterzuführen. Dies so lange, bis der neue Präsident gut eingearbeitet ist. Der Zeitpunkt meines möglichen Rücktritts ist also noch offen.
Sie treten gegen SP-Präsident Christian Levrat an. Wie schätzen Sie Ihre Wahlchancen ein?
Bei den Ständeratswahlen handelt es sich weniger um parteipolitische Wahlen als vielmehr um Personenwahlen. Ich habe noch kaum Parteipolitik gemacht. Ich arbeitete mich immer in die Dossiers ein und bildete mir darauf eine eigene, aber klare Meinung. Christian Levrat aber ist und bleibt Parteipräsident. Er wird auch im Ständerat Parteipolitik machen wollen. Zudem unterscheiden wir uns in unserem Politstil ganz klar. Obschon die FDP im Kanton Freiburg nur einen Wähleranteil von gut 10% hat, ist also alles offen. Insbesondere, weil keine andere Kandidatur von Mitte rechts ansteht. Deshalb hoffe ich, dass ich von der CVP und der SVP Unterstützung erhalte!