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«Ich will keine 200-Hektar-Betriebe»

Der Jurassier Jean-Paul Gschwind sitzt für die CVP im Nationalrat. Als Tierarzt vertritt er auch bäuerliche Anliegen. Gerade in seinem Heimatkanton ist es ihm ein Anliegen, die familiären Strukturen zu erhalten.

Rapahel Bühlmann |

 

 

Der Jurassier Jean-Paul Gschwind sitzt für die CVP im Nationalrat. Als Tierarzt vertritt er auch bäuerliche Anliegen. Gerade in seinem Heimatkanton ist es ihm ein Anliegen, die familiären Strukturen zu erhalten.

«Schweizer Bauer»: Sie sind Tierarzt im Kanton Jura. Kann man Sie zu den bäuerlichen Vertretern im Nationalrat zählen?
Jean-Paul Gschwind: Ich denke schon. Ich bin seit 40 Jahren Tierarzt und habe täglich mit den Landwirten zu tun. Ich kenne das landwirtschaftliche Milieu und die Probleme der Landwirte sehr gut und nehme sie auch ernst, schliesslich sind sie es, die seit Jahrzehnten meinen Lohn bezahlen.

Ich nehme an, der Strukturwandel macht auch vor dem Kanton Jura keinen Halt. Haben Sie noch genug Kunden?
Es ist wahr, dass es immer weniger Bauern gibt. Man muss aber auch sehen, dass die Betriebe, die aufgeben, von anderen übernommen werden und diese dann einfach immer grösser werden. Der Viehbestand hat so in den letzten Jahren nicht abgenommen. Allerdings haben viele die Milchproduktion aufgegeben. Es gab also eine Verschiebung von Milch- hin zu Mutterkühen. Es ist aber klar, dass man für die Ammenkuhhaltung den Tierarzt weniger braucht.

Wie unterscheidet sich die Landwirtschaft im Jura von derjenigen im Mittelland?
Ich glaube, es gibt einige Differenzen zwischen den jurassischen und Betrieben beispielsweise im Mittelland. So sind die Betriebe bei uns mit einer durchschnittlichen Nutzfläche von 40ha grösser als das Schweizer Mittel. Demnach ist die Produktion in der übrigen Schweiz auf kleineren Flächen intensiver. Die im Vergleich eher extensivere Produktion im Jura wird mit der aktuellen Agrarpolitik weiter begünstigt.

Sind weitere Veränderungen festzustellen, seit die AP 14–17 in Kraft getreten ist?
Ja, man nimmt Veränderungen wahr. Was vor allem zu beobachten ist, dass etwa 90 Prozent in Vernetzungsprojekten mitmachen, wodurch sich Produktivität verringert hat.

Auf der CVP-Homepage ist zu lesen, dass sie sich für eine konkurrenzfähige Landwirtschaft engagieren. Was meinen Sie damit?
Ich will nicht nur eine nachhaltige Landwirtschaft, ich will eine nachhaltig produzierende Landwirtschaft mit einem Selbstversorgungsgrad von 60 Prozent. Es muss die zentrale Aufgabe der Bauern bleiben, die Schweizer Bevölkerung mit Essen zu versorgen.

Wettbewerbsfähigkeit bedingt eine gewisse Betriebsgrösse. Mit ihrem eingereichten Vorstoss wollen Sie kleine Betriebe als Ganzes erhalten (vgl. Kasten). Kein Widerspruch?
Ich verstehe Ihren Standpunkt sehr gut. Ich habe auch nichts dagegen, dass sich die Betriebe vergrössern. Ich will aber keine 200-Hektar-Betriebe, bei denen dann Migros oder Coop dahinterstecken. Wenn man bei uns über die Grenze nach Frankreich schaut, sieht man Betriebe mit 300 Hektaren. Diese Bauern arbeiten von morgens bis abends bis zum Umfallen. Ich will auch keine Betriebe, die weit verstreute Parzellen bewirtschaften. Ich will arrondierte Betriebe schützen und erhalten, die von Familien bewirtschaftet werden können.

Sie schlagen vor, dass sich das Kriterium für die Bewilligung einer parzellenweise Verpachtung an der Grösse der durchschnittlichen regionalen Nutzfläche ausrichten soll? Da gibt es grosse Unterschiede zwischen den Kantonen?
Meine parlamentarische Initiative will lediglich den Kantonen mehr Kompetenzen bei den Bewilligungen einräumen. Die Kantone können selber festlegen, welches die kritische Grösse für eine parzellenweise Verpachtung sein soll.

Wie sehen Sie als Veterinär die nationale Strategie gegen Antibiotikaresistenzen?
Ich bin grundsätzlich damit einverstanden, denn wir müssen etwas machen. Wir müssen einfach aufpassen, dass nicht ein grosser Verwaltungsapparat aufgebaut wird. Also Strategie ja, aber bitte pragmatisch und effizient.

Die Gesellschaft der Schweizer Tierärztinnen und Tierärzte (GST) monierte, dass die Massnahmen nicht auch Haustiere einschliessen. Ist diese Kritik berechtigt?
Der Einsatz in diesem Bereich ist marginal und in keinem Verhältnis zum Einsatz beispielsweise bei der Kälbermast.

 

Vorstoss Gschwind

In seiner eingereichten parlamentarischen Initiative will Nationalrat Jean-Paul Gschwind das Bundesgesetz über die landwirtschaftliche Pacht (LPG) ändern. Dadurch soll den Kantonen mehr Kompetenzen bei der Bewilligung der parzellenweisen Verpachtung eingeräumt werden. Sie sollen bei Betrieben, die ein abgerundetes Ganzes bilden und deren landwirtschaftliche Nutzfläche mindestens dem regionalen Durchschnitt (100 Prozent) entspricht, von einer Bewilligung der parzellenweise Verpachtung absehen können. rab

 

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