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«Ich will Lebensmittel produzieren»

Über die Biodiversitätsinitiative wird das Stimmvolk in zwei Wochen entscheiden. Viele Landwirtinnen und Landwirte fühlen sich zu Unrecht an den Pranger gestellt wird. So auch die Familie Kern aus Amlikon-Bissegg TG.

Stefanie Giger |

Linnea und Ladina kurven mit ihren Laufrädern auf dem Hofplatz herum, zwischen ihnen rennt Hofhund Rambo hin und her. Mutter Monika Kern mit dem zwei Monate alten Theo im Tragetuch schaut dem Treiben schmunzelnd zu. Die älteste Tochter, Alina, ist im Kindergarten. Jetzt stösst auch Vater Christian Kern zur Runde hinzu. Er kommt gerade aus dem Schweinestall.

Vielseitigkeit als Stärke

Christian und Monika Kern bewirtschaften in Amlikon-Bissegg TG einen vielseitigen Betrieb. Zur Tierhaltung gehören nebst den 100 Zuchtschweinen 60 Milchkühe der Rasse Brown Swiss. Die Milch geht an die Käserei Neuenschwander AG in Güttingen. Auf den 33 ha Land wird Futter- und Ackerbau betrieben. Hinzu kommen Weiden und knapp 1 ha extensive Wiesen, auf denen 50 Hochstammobst- und 3 Nussbäume stehen. Knapp eine Hektare sind Biodiversitätsförderflächen, davon 0.62 ha in der Vernetzung und 0.35 ha mit Qualitätsstufe 2.

Auf dem Zweitbetrieb, den das Betriebsleiterehepaar von Monikas Eltern übernahm, werden die Aufzuchtrinder und zehn Mutterkühe gehalten. Monikas Eltern führten ihn als Nebenerwerbsbetrieb. «Diese Diversität, diese Vielfältigkeit ist eine Stärke», sagt Christian Kern auf dem Betriebsrundgang. Früher seien die Kühe die Leidenschaft des Vaters gewesen, erzählt Kern, der 2016 in den Landwirtschaftsbetrieb einstieg und den Hof 2019 übernahm.

Bautätigkeit zerstört Biodiversität

Er ergänzt: «Ich hatte immer mehr Freude an den Schweinen.» So kam es für den 36-Jährigen auch nicht in Frage, die Schweinehaltung aufzugeben, als die Branche vor zwei Jahren in einer grossen Krise steckte. Mittlerweile hat aber auch er grosse Freude an der Milchviehhaltung und an der Braunviehzucht. Regelmässig nimmt er mit seinen Kühen an Schauen teil. An der Top Show in Istighofen TG stellte er 2023 und 2024 die Champion und an der IGBS-Schau in St. Gallen im Februar wurde eine seiner Kühe Abteilungszweite.

«Biodiversität ist mir sehr wichtig und gehört zu unserem Betrieb dazu – wie auf jedem Schweizer Landwirtschaftsbetrieb», betont der vierfache Familienvater. Zur ganzen Diskussion rund um die Biodiversität im Zuge der Abstimmung über die Biodiversitätsinitiative sagt Kern: «Wenn wir über die Biodiversitätskrise sprechen, sollten wir mal darüber reden, wie viel Biodiversität in den letzten Jahren und Jahrzehnten durch Bautätigkeit verloren ging.» Erst kürzlich sei er mit dem Zug von Weinfelden nach Bern gefahren. «Was da verbaut und der landwirtschaftlichen Produktion entzogen wurde, stimmt mich sehr nachdenklich.»

«Initianten machen es sich einfach»

Auch darum lehnt er die Biodiversitätsinitiative entschieden ab. «Wir Bauern verlieren immer mehr Flächen aufgrund von Infrastrukturprojekten, Revitalisierungsmassnahmen usw.» Er selber kann ein Lied davon singen: Wegen der Gewässerraumausscheidung am Furtbach fällt für Kern eine halbe Hektare Fruchtfolgefläche weg, weil sie nur noch extensiv bewirtschaftet werden darf. «Ich habe Landwirt gelernt, weil ich Lebensmittel produzieren will.»

Mit einer Blumenwiese könne man die Bevölkerung nun mal nicht ernähren, bemerkt er und ergänzt: «Das Bevölkerungswachstum hat einen sehr grossen Einfluss auf die Biodiversität und den Artenschwund.» Die Initianten der Biodiversitätsinitiative würden es sich einfach machen, die Hauptschuld der Landwirtschaft zu geben. Die Bauernfamilien hätten in den vergangenen Jahren sehr viel für die Biodiversität gemacht. Als Beispiele nennt er verschiedene Label-Programme, die Biodiversitätsförderflächen und Vernetzungsprojekte.

Druck von vielen Seiten

Christian Kern hält fest: «Die ständigen neuen Auflagen für noch mehr Biodiversität und Nachhaltigkeit machen den Bauern zu schaffen.» Er selbst sei noch jung und arrangiere sich damit, «aber, dass jedes Jahr neue Programme hinzu kommen und die Anforderungen ständig ändern, erschwert die Planungssicherheit der Betriebe». Hinzu komme der politische Druck und die extremen Initiativen von links-grüner Seite wie aktuell die Biodiversitätsinitiative. «Man müsste die notwendige Unterschriftenzahl für das Zustandekommen einer Volksinitiative erhöhen», bemerkt Kern trocken.

Er stellt fest, dass das dauernde «sich rechtfertigen müssen» vielen Berufskolleginnen und Berufskollegen aufs Gemüt schlägt. «Glücklicherweise ist ein Grossteil der Bevölkerung der Landwirtschaft immer noch wohlgesinnt», sagt Kern. Das stimmt ihn im Abstimmungskampf gegen die Biodiversitätsinitiative zuversichtlich. «Aber wir sind auch in der Pflicht und müssen Gespräche mit den Konsumenten führen. Wir können am besten und glaubwürdigsten erklären, warum es nebst der Ökologie auch Flächen braucht, auf denen wir Lebensmittel produzieren können.»

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