Samuel Keiser, Präsident der Schweizer Zuckerrüben-produzenten, glaubt nicht an die Übernahme der Zuckerfabriken. Nach erhöhtem Handel der ZAF-Aktien Anfang Jahr ist das Interesse an den Aktien verflogen.
«Schweizer Bauer»: Gemäss NZZ will die deutsche Südzucker AG die Zuckerfabriken Aarberg und Frauenfeld (ZAF) kaufen. Was wissen Sie als Präsident der Zuckerrübenproduzenten darüber?
Samuel Keiser: Von mir aus gesehen ist an diesen Gerüchten gar nichts dran. Ich weiss auch nicht, woher diese Spekulationen kommen. Dass Südzucker ihre Fühler überall hin ausstreckt, ist bekannt. Ich müsste es eigentlich wissen, wenn Südzucker in die Schweiz expandieren möchte. Denn ich kenne deren Exponenten. So hält am 13. März der Geschäftsführer der Aktionäre von Südzucker an unserer Delegiertenversammlung ein Referat. Diese Aktionäre der Südzucker sind im Übrigen deren Produzenten, also auch Bauern.
Wie ist das Aktionariat der ZAF zusammengesetzt?
Rund 35 Prozent der Aktien sind im Besitz der beiden Rübenpflanzenvereinigungen. Einige Kantone wie Waadt und Jura haben auch grössere Aktienpakete. Der Kanton Bern hatte das grösste Paket, hat dieses aber bekanntlich an die Pflanzervereinigungen verkauft. Dann besteht ein erheblicher Streubesitz in bäuerlicher Hand. Viele Milchgenossenschaften haben in den Sechzigerjahren Aktien gekauft, als die Zuckerfabrik Frauenfeld gebaut wurde. Viele Genossenschaften besitzen ihre Pakete noch immer.
Haben Sie Kenntnis davon, ob in letzter Zeit überdurchschnittlich viele Aktien der ZAF gehandelt worden wären?
Die beiden Rübenpflanzervereinigungen beobachten den Aktienhandel laufend. Und diese hätten nichts davon gemerkt, dass grosse Pakete gehandelt werden.
Ist die ZAF selber langfristig stark genug, dass sie keine Anlehnung an einen grossen Partner braucht?
Die ZAF ist gut aufgestellt. Es braucht keine Übernahme. Die Aktien sind eine sichere Anlage, und man konnte jährlich eine angemessene Dividende ausbezahlen. Die Aktien werden zurzeit deutlich über dem Nennwert gehandelt.
Ein gewinnorientierter Aktionär könnte also auf satte Gewinne hoffen. Ist das keine Gefahr?
Ein nichtbäuerlicher Aktionär hat tatsächlich andere Interessen als das bäuerliche Aktionariat. Das Aktienkapital beträgt insgesamt 17 Millionen. Der innere Wert der Fabriken ist aber natürlich viel höher. Wenn gewisse Finanzexperten auf den Geschmack kommen, dann besteht schon die Möglichkeit, dass finanzkräftige Investoren mehr Geld herausholen möchten. Eine Übernahme ist deshalb nicht ganz abwegig. Aber ich wüsste nichts davon.
Wie sieht es im Moment mit dem Zuckerabsatz aus, nachdem es in letzter Zeit zu Überproduktion gekommen ist?
Es hat sich als schwierig erwiesen, die Inlandnachfrage mit grossen und kleinen Ernten über die Jahre ausgleichen zu wollen. Denn woher wissen wir im Voraus, ob es bei einer kleineren ausgesäten Fläche in einem Jahr nicht zusätzlich noch zu einer schlechten Ernte kommt? Die Absicht der ZAF ist deshalb, dass mit den Zuckerlagern ein gewisser Puffer geschaffen wird. Die Bauern müssen aber auch lernen, dass sie ihre Flächen gemäss Kontingenten möglichst genau ansäen müssen. Deshalb haben wir auch den C-Preis noch einmal um 10 Franken auf 30 Franken pro Tonne gesenkt, damit nur die Kontingentsfläche angesät wird. Weder eine zu grosse und schon gar nicht eine zu kleine Ernte ist der Branche dienlich.
Führten Übernahmegerüchte zu erhöhtem Aktienhandel?
In der vergangenen Woche tauchten Gerüchte auf, dass die deutsche Südzucker AG die Zuckerfabriken Aarberg und Frauenfeld (ZAF) kaufen könnte. Südzucker teilte Ende 2011 mit, dass sie im Ausland nach Übernahmekandidaten suche. In einem Artikel zum ausserbörslichen Handel schrieb die NZZ, dass ein Händler der Zürcher Kantonalbank (ZKB) eine ungewöhnlich hohe Aktivität beim Handel mit ZAF-Aktien festgestellt habe. Der Händler schrieb die Aktivitäten Übernahmephantasien zu.
In der Tat wurden zu Beginn des Jahres eine grössere Anzahl Aktien der ZAF gehandelt. Am 6. Januar 2012 wechselten in sechs Geschäften über die Schweizerische Informationsplattform für nichtkotierte Nebenwerte (OTC-X) der Berner Kantonalbank 14’079 Aktien mit einem Wert von rund 465’000 Franken den Besitzer. 2011 wurden insgesamt 27’344 Aktien mit einem Wert von 809’500 Franken gehandelt. Das Handelsvolumen vom 6. Januar ist also durchaus aussergewöhnlich für diesen Titel.
Zudem stieg der Kurs der Aktie in den vergangenen zwölf Monaten um knapp 27 Prozent. Insgesamt gibt es 1,7 Mio. Namenaktien, davon sind 55 Prozent im Besitz der Rübenpflanzer (35%), des Kantons Waadt (7%) sowie der Ost- und der Westschweizer Vereinigung für Zuckerrüben (je 6%). Momentan ist das Interesse aber verflogen: 2621 Aktien werden zu einem Preis von Fr. 34.50 angeboten, derweilen aber nur 20 Aktien zu einem Preis von Fr. 33.00 nachgefragt werden. Reto Blunier