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Ihr wahres Hobby ist die Landwirtschaft

Christian Zufferey |

 

Die vier «Genderbüebu» aus Mund VS  stürmten die Ländlerhitparade. Der Star-Rummel bekommt ihnen aber nicht. Sie wollen musizieren dürfen, nicht müssen, denn ihre Leidenschaft sind Eringerkühe und Schwarznasenschafe.

 

Einfach nur schöne Musik machen – das tun die beiden Brüder Simon und Kilian Schnydrig zusammen mit Raban Pfammatter und Marco Gurten, allesamt aus Mund VS, schon seit ihrer Jugend.

 

Am Open Air Gampel

 

Doch dann schafften sie etwas, das 30 Jahre lang keiner Ländler-Formation mehr gelungen ist: sie knackten die magische Marke von 10’000 verkauften Tonträgern ihrer CD. Für ihr Album «Freundschaft» erhielten sie den «Golden Award». Im selben Jahr, im Sommer 2019, traten die vier am Open Air Gampel auf, an dem sie sogar unter Rock-Fans für fetzige Stimmung sorgten.

 

Mit ihrer Single «Reine du Cervin», übersetzt «Königin vom Matterhorn», der offiziellen Hymne vom Sommer-Ringkuhkampf in Zermatt, schafften sie es im letzten Sommer auf Anhieb auf den ersten Platz der Schweizer Artist Single Charts. Nun gelten sie als das derzeit erfolgreichste Schwyzerörgeli-Quartett der Schweiz.

 

 

Lange Freundschaft

 

Die vier «Genderbüebu» sind davon überzeugt, dass sie ihren Erfolg zu einem grossen Teil den sozialen Medien zu verdanken haben, und einem Kern von etwa 20 bis 25 Fans, die sie zu jedem ihrer Auftritte begleiten und für Stimmung sorgen.

 

Vor allem aber spürt man ihre jahrzehntelange Freundschaft, welche die vier seit ihrer Kindheit bis heute verbindet. Auch die Freude am gemeinsamen Musizieren, dass sie zusammen spielen dürfen und nicht müssen, das fühlt man.

 

Geld gespendet

 

«Das Geld, das wir einnehmen, spielt für uns gar keine Rolle», sagt Marco Gurten. Im Gegenteil. Raban Pfammatter betont: «Wenn man spürt, wie man Menschen, darunter auch Kinder und Jugendliche, mit Musik begeistern kann, ist uns das viel mehr wert als Geld.» Er ergänzt: «Wir freuen uns auch über einen einfachen Essens-Bon», und er zeigt dabei einen Gutschein, der in einem Restaurant in Naters eingelöst werden kann.

 

Das Geld, das sie mit ihrer goldenen Schallplatte verdient haben, haben sie an wohltätige Organisationen im Oberwallis gespendet, denn sie wollen den Menschen, denen es nicht so gut geht, etwas zurückgeben. Denn letztlich ist die Musik für sie «ein Hobby neben dem Hobby», wie Raban Pfammatter sich ausdrückt.

 

Ihr wahres Hobby

 

Ihr wahres Hobby ist die Landwirtschaft. Raban Pfammatter ist als Vollerwerbslandwirt tätig, und bewirtschaftet in Mund einen 35-Hektaren-Betrieb in der Bergzone III mit Eringerkühen, Ziegen, Schafen und ein paar Eseln und Ponys.

 

Marco Gurten züchtet Eringerkühe, und Kilian Schnydrig Walliser Schwarznasenschafe – beide im Nebenerwerb. Simon Schnydrig ist gelernter Metzger, und er hilft seinem Bruder regelmässig auf dessen Betrieb – vor allem im Sommer. In der Regel bleibt dann keine Zeit für Auftritte.

 

«Viele probieren uns mit Geld zu locken.» 

Simon Schnydrig

 

Heuballen statt Geld

 

«Im Sommer sind wir mit Heuen und Alpen beschäftigt», sagt Kilian Schnydrig, der letztes Jahr einen neuen Stall für seine etwa 70 Mutterschafe gebaut hat. Von den 700 bis 800 Anfragen im Jahr nehmen sie daher nur 10 bis 12 Einladungen an. «Viele probieren uns mit Geld zu locken», erzählt Simon Schnydrig, während Raban Pfammatter ergänzt: «Einmal wollte uns jemand sogar mit Heuballen zahlen.» Manchmal werden sie nach einem Konzert von Fans und Autogrammjägern bedrängt. Das liegt ihnen gar nicht.

 

«Wir wollten nie Stars sein», sagt Marco Gurten. «Und doch ist es schon vorgekommen, dass uns die Fans hinterher gereist sind und sogar in den Stall hineingekommen sind oder uns beim Heuen oder Holzhacken beobachtet haben», erzählt Raban Pfammatter. Zumindest habe man bei diesen eher unerbetenen Besuchen feststellen können, dass die vier Genderbüebu authentisch sind – Bergbauern, die fleissig arbeiten und hart zupacken.

 

Bedeutung von Gender

 

Manchmal werden sie auch auf den Namen ihrer Formation «Genderbüebu» angesprochen, oder wurden von LGBT-Organisationen zu Auftritten eingeladen. LGBT ist eine aus dem englischen Sprachraum übernommene Abkürzung, und steht für lesbisch, schwul, bisexuell und transgender. Mit dem englischen Wort «gender» ist die soziale Dimension von Geschlecht gemeint.

 

«Wir nannten uns schon so, bevor der englische Begriff «gender» den Einzug in die deutsche Sprache geschafft hat», sagt Simon Schnydrig. Sie benannten sich nach einem Alpteil im Gredetschtal, wo die Schafe jeweils den Alpsommer verbringen, der wiederum benannt ist nach einem «Grasband auf einem Fels» – so die eigentliche Bedeutung des alt-walliserdeutschen Wortes Gender.

 

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