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Illegale Bewässerung bei spanischen Erdbeeren

blu |

 

In den Regalen der Schweizer Detailhändler gibt es sie seit Wochen zu kaufen: Spanische Erdbeeren. In der Herkunftsregion gibt es einen Verteilkampf ums Wasser. Und das Nass befeuert den Wahlkampf in Andalusien.

 

Die Erdbeeren aus Südspanien findet sind in ganz Europa zu finden, so auch in der Schweiz. Mit teils Dumpingpreisen wird nach Käufern gesucht. Schweizer Beerenproduzenten ärgern sich seit Jahren darüber. Denn ihre spanischen Mitbewerber produzieren teils mit illegalen Mitteln.

 

Der Nationalpark Coto de Doñana an der Costa de la Luz in Andalusien ist nach der Erweiterung 2004 rund 54'252 Hektar gross, dazu kommen noch einmal 26.540 Hektar als Pufferzone (preparque). Die Feuchtgebiete sind aber stark gefährdet.
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Nationalpark wird Wasser entzogen

 

Die Erdbeeren stammen aus der Region Huelva. Und dort befindet sich auch der Nationalpark Doñana. Dieser zeichnet sich aus Feucht-, Sumpf- und Dünengebiete. Der Park ist durch EU-Recht geschützt und ist ein UNESCO-Welterbe. Doch dem Reservat wird immer mehr Wasser entzogen – zur Bewässerung der Beerenkulturen.

 

Die Situation hat sich zusätzlich verschlimmert, weil es seit über 100 Tagen nicht mehr geregnet hat. Der Nationalpark Doñana wird nun zum einem Wahlkampf-Thema. Denn im Mai stehen in Andalusien Regionalwahlen an. Es geht um illegale Bewässerungsanlagen.

 

 

«Nicht genug Wasser für alle»

 

«Die Regierung, die von der konservativen Partido Popular angeführt wird, arbeitet an einem Gesetz, mit dem die Bewässerung von über tausend Hektar Anbauflächen rund um das Schutzgebiet legalisiert werden soll», schreibt das Online-Portal «Euractiv». Gemäss einem Bericht von «ZDF» soll die Anbaufläche um 800 Hektaren erweitert werden.

 

Umweltschützer und die EU üben an den Plänen harsche Kritik. «Es ist eine Übung in politischer Verantwortungslosigkeit», sagte Eva Hernández von der Umweltorganisation WWF gegenüber «Euractiv». Sie wirft der spanischen Regierung vor, Landnutzungsgenehmigungen zu erteilen, obwohl es nicht genug Wasser für alle gebe. Die EU-Kommission warnt vor negativen Konsequenzen für das Grundwasser.

 

Wasser versus Arbeitsplätze

 

Die Legalisierung wird von den Bauern, die wegen der Dürre besonders leiden, begrüsst. , Der Europaabgeordnete der spanischen Partido Popular (EVP) und ehemaliger Innenminister Spaniens, Juan Ignacio Zoido, sieht im Gesetz «lediglich nach Alternativen mit Oberflächenwasser, um die Zerstörung tausender Arbeitsplätze zu verhindern.»

 

Vor einigen Jahren haben sich Bauern, Umweltschützer und Behörden auf den sogenannten «Erdbeerpakt» geeinigt. 2014 wurden nur Bewässerungssysteme legalisiert, die vor 2004 errichtet wurden. Zudem wurde die Umsetzung bestehender Gesetze sichergestellt.

 

 

Das von der andalusischen Regierung angestrebte Gesetz würde jedoch den Pakt unterlaufen, lautet das Urteil des höchsten Gerichts der EU. Im Jahr 2019 verklagte die Kommission Spanien vor dem Gerichtshof der Europäischen Union (EuGH), mit dem Vorwurf, das Land hätte es versäumt, das Naturschutzgebiet von Doñana angemessen zu schützen. Zudem habe es gegen EU-Recht verstossen, weil es die Verpflichtungen aus den Richtlinien zum Schutz der Gewässer und der natürlichen Lebensräume nicht eingehalten habe.

 

Der Verband der Erdbeerenproduzenten hingegen setzt für die Legalisierung der illegalen Bewässerungssysteme ein. Die schaffe einerseits Rechtssicherheit und sichere andererseits bis zu 30'000 Arbeitsplätze. Diese seien wegen dem Wassermangel gefährdet.

 

Miese Arbeitsbedingungen

 

Doch es gibt auch scharfe Kritik an den Arbeitsbedingungen für die Erntehelfer. Zwar ist der Verdienst vor allem für nordafrikanische Personen lukrativ. Statt 7 Euro können sie bis 40 Euro pro Tag verdienen. Doch die Verhältnisse sind teils katastrophal. So sagte Soziologe Mustapha Azaitraoui 2021 zum «Deutschland Funk»: «Es ist eine moderne Art der Sklaverei in einem spanischen Land, ohne Respekt vor den Rechten der Frauen. In einigen Kooperativen vor Ort leben die Frauen in unmenschlichen Verhältnissen. Ich selbst habe Frauen gesehen – stellen Sie sich vor: Vier Frauen in einem kleinen Stahlcontainer mit der Hitze von 43 Grad im spanischen Sommer. Wir haben Frauen begleitet, die über sexuelle Gewalt auf den spanischen Farmen von Huelva geklagt haben.»

 

Der regionale Bauernverband wehrte sich gegen die Anschuldigungen. So sagte Manuel Reina, dass kostenlose stellen kostenlose Wohnungen zur Verfügung gestellt würden. Und: «Wenn sich Einzelne nicht an die Vorgaben halten, dann ist das wie in der Politik, oder bei der Polizei, oder in der Verwaltung. Von ein paar wenigen schwarzen Schafen kann man doch nicht auf die ganze Provinz Huelva schliessen», so Reina.

 

11'000 Hektaren und tausende illegale Brunnen

 

Die Lage ist gemäss Experten in Doñana sehr angespannt. Der 1969 gegründeten Nationalpark umfasst zusammen mit einer als Naturpark geschützten Fläche und einer «Pufferzone» gut 122’000 Hektar. Gemäss dem spanischen obersten Rat für Wissenschaft sind 59 Prozent der Lagunen ausgetrocknet. Im Gebiet Doñana werden 1000 bis 2000 illegale Brunnen vermutet, wo Grundwasser abgepumpt wird. Laut dem WWF wird dieses vor allem in den Beerenfeldern eingesetzt. Ein beträchtlicher Teil dürfte aber auch in die Tourismusregionen fliessen.

 

Die Beeren aus Südspanen werden hier in der Schweiz oft zu Dumpingpreisen abgesetzt.
bki

 

Die Region Huelva gilt als grösstes Erdbeeranbaugebiet in Europa. Gemäss «Euractiv» werden dort 90 Prozent der roten Früchte Spaniens produziert. Auf rund 11'000 Hektaren werden nebst Erdbeeren auch Blaubeeren, Himbeeren und Brombeeren angebaut. Laut WWF werden für die Herstellung von einem Kilo Erdbeeren rund 300 Liter Wasser verbraucht. Das Wasser werde aber von den Tieren und Pflanzen dringend benötigt.

 

Schon im Januar im Regal

 

Es wäre ein starkes Zeichen, wenn die hiesigen Detailhändler, die nach eigenen Angaben die Nachhaltigkeit hoch gewichten, den Verkauf von spanischen Erdbeeren aus Huelva überdenken würden. Dies obwohl sich Coop und Migros im Jahr 2016 der Initiative zum Schutz des Naturparks und gegen den illegalen Erdbeeranbau und «Wasserraub» angeschlossen haben. Doch es gibt bereits im Januar und Februar Erdbeeren aus Südspanien in den Regalen zu kaufen. Die Händler verweisen immer auf die Konsumenten. Diese würden die roten Früchte nachfragen.

 

Die Händler verweisen auf ihre «guten Taten». So schreibt Coop auf seiner Website: «Rund 60 Prozent der von uns bezogenen Erdbeeren stammen aus der Region Huelva in Südspanien. Um den Wasserverbrauch der Erdbeerplantagen zu reduzieren, haben wir unseren wichtigsten Erdbeerlieferanten von 2014 bis 2020 bei der Einrichtung eines effizienten Bewässerungssystems unterstützt.» Durch das effiziente Bewässerungssystem werde bis zu 30 Prozent Wasser gespart. 

Kommentare (1)

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  • Riesen | 21.04.2023
    Warum erscheint dieser Beitrag nicht im 20 Minuten??
    Jeder Schweizer Bauer weis das, aber die andere Bevölkerung wohl nicht.

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