In einer mehrteiligen Serie stellen wir Ihnen Junglandwirtinnen und Junglandwirte vor. In Teil 13 präsentieren wir Ihnen edas Junglandwirte-Ehepaar Fabienne und Ruedi Wyder aus Büren an der Aare im Kanton Bern. Ihr Betrieb ist auf Schweine-Kernzucht spezialisiert.
Fabienne Wyder ist eine Frau der klaren Worte: „Ein 0815-Mann, das ginge nicht mit mir. Ruedi macht alles, was ich mache. Das gilt auf dem Hof genauso wie im Haus. Er kocht, putzt, staubsaugt.“ Die beiden haben zusammen Anfang 2014 den Betrieb von Fabiennes Vater abgekauft. Das war kein einfaches Unterfangen, denn seit der Scheidung der Eltern war der Hof stark verschuldet.
Keine halben Sachen
Das Verhältnis von ihr zum Vater ist getrübt, obwohl sie drei Jahre lang eine Generationengemeinschaft mit ihm hatte und bereits vorher als seine Angestellte auf dem Hof arbeitete. Sie ist das zweite von vier Kindern. Erst das Nachzügerli war der ersehnte Sohn und gewünschte Nachfolger. Ihr jüngerer Bruder machte auch die Lehre als Landwirt – gleichzeitig wie sie sich für die Meisterprüfung vorbereitete, so dass sie zusammen lernen konnten.
„Mein Bruder ist aber kein Landwirt. Er hat sich dann für Dachdecker entschieden und geht diesem Beruf nun mit Leib und Seele nach“, erzählt die umtriebige 32-Jährige. Es ist ihre fest Überzeugung: Landwirt ist man oder man ist es nicht. Bei diesem Beruf gibt es für sie keine halben Sachen. Sie ist entsprechend überzeugt von ihrem Beruf und ihrem Weg. Das muss sie auch, denn es ist mehr als ein Geldverdienst, es ist ihr Leben.
Schweine-Kernzucht
Geschäftliches und Privates fliesst ineinander. Ruedi Wyder, ebenfalls gelernter Landwirt, und sie sind allein auf dem Hof. Der Vater hat sich komplett zurückgezogen. Das heisst, freie Tage oder Ferien kennen sie zurzeit nicht. „Irgendwann wären ein freies Wochenende schon das Ziel. Im Moment nehmen wir uns zwischendurch Auszeiten und wir beenden den Tag im Normalfall um 18.00 Uhr.“ Auch ihre Hobbies pflegen sie – Fabienne Wyder geht singen, er an Eishockeymatchs.
Ihr Betrieb ist auf Schweine-Kernzucht spezialisiert. Sie produzieren Eliteeber für die künstliche Besamung und Zuchtsauen für andere Bauern. Die restlichen Tiere mästen sie selber oder geben sie – wegen Platzmangel – weiter zur Mast. Total leben 700 Schweine fast jeden Alters auf dem Hof.
Schweine sind anspruchsvoll
Jeder kann da nicht einspringen, denn mit ein bisschen Futter geben, sei es nicht gemacht: „Schweine sind sehr anspruchsvoll. Ein Tier kann am Morgen munter sein und am Abend tot. Man muss sie ständig beobachten. Bei unserer Produktion ist die Gesundheit und damit verbunden die Hygiene wichtig. Entsprechend putzen wir viel“, so die Bernerin.
Alle zwei Monate schaut der Schweinegesundheitsdienst vorbei. „Schweine ist ein unternehmerisches Business. Wenn wir nichts verkaufen, kommt auch kein Geld rein. Die Preise folgen strikt Angebot und Nachfrage“, beschreibt Fabienne Wyder ihre Branche. Ein grosser Kostenfaktor ist das Futter. Hier haben Wyders ihr eigenes Konzept. Sie hat vor einigen Jahren einen Futtermischkurs besucht. Heute kaufen sie die Komponenten, mahlen und mischen diese aber selber. Das spart Kosten und bringt Wertschöpfung auf den Betrieb.
Ein Drittel des Futters aus eigener Produktion
Rund ein Drittel des Futters stammt aus der eigenen Gerstenproduktion. Wegen der Fruchtfolge können sie den Getreideanbau nicht ausdehnen. „Im Ackerbau“, sagt Ruedi Wyder, „verdienen wir kaum Geld. Wir brauchen die Flächen vor allem, um unseren Hofdünger auszubringen.“ Die 16 ha Land reichen dafür nicht. Wyders haben deshalb verschiedene Düngerabnahmeverträge mit Landwirten in der Umgebung.
Wegen der unterdurchschnittlichen Fläche und keinen Zusatzprogrammen bekommen Fabienne und Ruedi Wyder verhältnismässig wenige Direktzahlungen. Als einer von wenigen Betrieben in der Schweiz können sie sogar sagen: „Bei uns ginge es im Extremfall auch ohne staatliche Gelder.“
Schulden abbauen
Der Chef auf dem Hof ist eher Fabienne Wyder. Sie sagt von sich selber, dass sie ehrgeizig sei, es liebe, zu planen, zu reagieren, zu optimieren, sprich den Betrieb zu managen: „Ich laufe manchmal durch den Stall und weiss genau, was wie gemacht werden muss und wo man noch was ändern könnte.“
Erstes Ziel der beiden: Die Schulden weiter abbauen und dann die Schweinhaltung soweit ausdehnen, dass sie sämtliche Tiere selber ausmästen können. Denn mit Schweinen, da kennen sie sich aus.
Betriebsspiegel
Grösse & Produktionsart: 16 ha landwirtschaftliche Nutzfläche (ÖLN)
Zone: Talzone
Kulturen: 14.5 ha Ackerkulturen (Mais, Zuckerrüben, Winterweizen, Raps, Gerste).
Tiere: 56 Muttersauen, total 700 Schweine.
Betriebsstrategie: Spezialisierung auf Schweine-Kernzucht