Jean-Pascal, genannt Jam-Pi, aus Sornetan BE ist in der 17. Staffel von «Bauer, ledig, sucht» dabei. Er macht es, damit nebst Heuen und Melken mal wieder etwas passiert. Und ein bisschen, um die passende Frau zu finden.
«Wer will schon einen Bauern? Bauern haben Schulden, machen nie Ferien und müssen immer arbeiten», sagt Jean-Pascal, genannt Jam-Pi, aus Sornetan im Berner Jura. So denken laut ihm viele Frauen. Deshalb sei es für ihn nicht ganz einfach, eine Partnerin zu finden.
Etwas fürs ganze Dorf
Der 30-Jährige sitzt in einem Hüttchen, das einst sein Onkel vom Nachbarn geholt und auf den Hügel gegenüber vom Bauernbetrieb platziert hat. Jam-Pi hat es renoviert und benutzt es nun als Rückzugsort. Es ist ruhig. Nichts ist zu hören ausser dem vorbeifliessenden Bächlein, ein paar Vögeln und hin und wieder einem vorbeibrausenden Motorrad. Jam-Pi sitzt entspannt da und erzählt. Eigentlich müsste er heuen. Aber es hat heftig geregnet. Also hat er Zeit.
«Nicht nur wegen der Bedenken, die viele gegenüber Bauern haben, ist es hier schwer, jemanden kennenzulernen», erzählt er weiter. «Im Jura hat es viel Fläche, aber wenig Frauen.» Er lacht etwas resigniert. Zudem seien momentan alle Feste abgesagt, etwa die Fête de Tête de Moine in Bellelay BE, der Chaindon-Markt in Reconvilier BE. «Damit hier endlich wieder etwas los ist, habe ich mich bei ‹Bauer, ledig, sucht› angemeldet», sagt Jam-Pi.
Gut überlegt
Er wird hier nur beim Vornamen genannt, wie das im «Bauer-ledig-sucht»-Universum üblich ist. «Ich würde gern eine Frau kennenlernen. Vor allem möchte ich aber wieder einmal etwas erleben.» Und mit ihm gleich das ganze 400-Seelen-Dorf Sornetan, in dessen Gemeinderat er als Parteiloser sitzt. «Sie sollen einmal über etwas anderes reden können als über Corona. Und statt immer zu gucken, was der Nachbar tut, können sie jetzt mal sehen, was der Jam-Pi so macht.» Ach, seine Mutter habe neulich gesagt, ihr sei langweilig. «Bald ist dir nicht mehr langweilig», habe er gedacht.
Also hat er sich angemeldet. Im April, spätabends. Am nächsten Morgen hätten die von 3plus schon angerufen. Ob es ihm ernst sei. Ja. Er hat es gut überlegt. Es ist ihm bewusst, dass er dadurch einen Schritt in die Öffentlichkeit macht, und er hat auch gesehen, dass nicht alle Kandidaten gut wegkommen in der Sendung. «Ich werde mitdenken und sagen, wenn ich etwas nicht machen will», sagt er. Grosse Bedenken hat er keine.
Hat sich Pläne für Hofwoche gemacht
Mittlerweile gibt es schon ein Video von ihm. Vor einiger Zeit war das Produktionsteam der Sendung bei ihm. Sie haben einen kurzen Film gedreht, in dem er sich vorstellt. Interessierte Frauen können sich nun bewerben, um mit ihm eine Woche auf dem Hof zu verbringen. Die «Hofwoche» erleben, wie es im «Bauer, ledig, sucht»-Jargon heisst. In dieser Zeit wird ein Kamera- und Produktionsteam da sein, um ihn und die «Hofdame» beim Kennenlernen zu begleiten. Jam-Pi hat sich schon überlegt, was er mit der Frau unternehmen will.
Zu viel verrät er aber nicht. «Es soll eine Überraschung werden. Sicher werde ich aber den Tête de Moine AOP vorstellen und etwas Werbung für ihn machen», sagt er. Seine Milch geht seit vier Jahren in diese Käserei in Fornet-Dessous BE, was ihm einen sehr guten Milchpreis einbringt. Das erzählt er, während er einen Hügel hochschreitet, von dem aus man über die Weide mit seinen Kühen sieht.
Schicksalsschlag
«Ich hoffe, dass die Kühe nicht ausbüxen, wenn die von ‹Bauer, ledig, sucht› hier sind. Oder dass ich noch nicht fertig bin mit dem Heuen», sagt er. Auch wenn alles glatt läuft, braucht er jemanden, der ihn während der Dreharbeiten vertritt. Seine Lernende übernimmt die Arbeiten im Stall, damit er die Woche frei hat. Ansonsten bewirtschaftet er den 20-Hektaren Betrieb mit den 18 Milchkühen allein. Seine Mutter macht die Buchhaltung und den Haushalt.
Sein Vater ist vor sechs Jahren an Lungenkrebs gestorben. «Damit habe ich nicht nur den Vater, sondern auch meine beste Arbeitskraft verloren», sagt Jam-Pi und blickt über die grünen Hügel. «Zum Glück hatte ich meine Ausbildung zum Landwirt und die Betriebsleiterschule damals bereits abgeschlossen und den Betrieb schon als 21-Jähriger übernommen. Dadurch kann ich jetzt wenigstens Lernende einstellen.» Trotzdem wird sein Alltag von der Arbeit bestimmt. Morgens und abends melken, je nach Wetter heuen, wenn eine Kuh kalbt, gibt es nichts, was wichtiger sein könnte.
«Suche keine Arbeitskraft»
Hätte er wieder eine Freundin, müsste sie das verstehen. Aber nicht nur das. Sie sollte mit anpacken. «Ich suche keine Arbeitskraft, aber es würde mich freuen, wenn sie gern mithelfen würde», sagt er. Und er erzählt von seiner Exfreundin. Die Beziehung zu ihr ging im Januar nach gut einem Jahr zu Ende. Unter anderem, weil sie nicht viel Begeisterung für die Landwirtschaft verspürte. Eine neue Partnerin müsste zu ihm auf den Hof ziehen. Er geht da nicht weg. «Natürlich müsste sie nicht sofort kommen. Je nachdem, wo sie wohnt und was sie beruflich macht, hätten wir wohl länger eine Wochenendbeziehung», sagt er.
Mittlerweile steht er in der Küche des Bauernhauses. Seine Mutter Christine stellt das Zmittag auf den Tisch. «Sie würde sich wohl anderswo eine Wohnung suchen», sagt Jam-Pi. So weit ist es jetzt aber noch nicht. Zuerst muss er die potenzielle Freundin in der Hofwoche kennenlernen. Er hofft auf eine sportliche Frau, die gern etwas unternimmt. Und sie sollte nicht rauchen. Nach der Erfahrung mit seinem Vater kann er das nicht akzeptieren. Zudem sollte sie offen sein und in erster Linie bei «Bauer, ledig, sucht» mitmachen, weil sie eine spannende, gute Zeit haben will.
Ohne grosse Erwartungen
Auch er erwartet von der Sendung nicht, dass er die grosse Liebe findet. «Hätte ich diese Vorstellung, wäre ich sicher verkrampft und könnte die Erfahrung nicht geniessen», sagt er. «Viel wichtiger ist es mir, etwas zu erleben und meine Träume zu verwirklichen.»
Einen Traum, den er als Nächstes verwirklichen will, ist der Bau eines Tiny Houses. Ein Häuschen auf Rädern, das man überall hinstellen kann. «Damit will ich etwas herumreisen. Und wer weiss, vielleicht finde ich ja tatsächlich eine Frau, mit der ich das alles teilen kann», so der ledige
Bauer.


