Die Hochwasserlage hat sich am Dienstag im Berner Oberland entschärft. Nun geht es ans Aufräumen, insbesondere in der besonders schwer getroffenen Region des Kandertals.
Er sei tief betroffen von dem, was er gesehen habe, sagte Feuerwehrkommandant Martin Allenbach am Dienstag vor den Medien in Frutigen. «Das trifft uns hart, auch wenn wir an Naturereignisse gewohnt sind».
Armee und Zivilschutz helfen mit
Nach den Schneefällen vom Wochenende sorgten ein Wärmeeinbruch und Regen vielerorts im Berner Oberland für Hochwasser. Im Kandertal erreichten die Fluten Jahrhundertwerte. Arg gewütet haben die Wasser der Kander im Gebiet Kandergrund/Mitholz und im dünn besiedelten Gasterntal oberhalb von Kandersteg.
Die meisten Evakuationen konnten am Dienstag wieder aufgehoben werden. Im Raum Kandergrund/Mitholz wurden 12 bis 15 Häuser beschädigt, drei bis fünf davon schwer. Im Gasterntal wurden noch am Dienstag letzte Personen und Tiere ausgeflogen. Menschen und Tiere kamen glücklicherweise keine zu Schaden. Armee und Zivilschutz helfen bei den inzwischen an den meisten Orten angelaufenen Räumungsarbeiten. In den Dörfern tragen die Menschen Eimer um Eimer Wasser und Schlamm aus den Häusern. Von überall her erreichen die betroffenen Gemeinden Hilfsangebote.
Schäden in Millionenhöhe
Einen vollständigen Überblick über alle Schäden im Kandertal haben die Behörden noch nicht. Deshalb sei es noch zu früh, um genauere Schadensummen zu nennen. Klar sei aber, dass die Schäden in die Millionen gehen, betonten Behördenvertreter am Dienstag in Frutigen.
Ein kleiner Lichtblick in der Misere seien die Wasserbaumassnahmen, die nach dem letzten grossen Hochwasser 2005 entstanden sind, bilanzierte Ueli Schneider vom zuständigen Krisenstab. Als Beispiel führte Schneider den in Reichenbach seinerzeit installierten Geschiebesammler an. Dieser sei randvoll und habe Schlimmeres verhindern können.
Frutigen-Kandersteg per Bahn erst ab 22. Oktober
Grosse Zerstörung richtete die wild gewordene Kander an Strasse und Schiene zwischen Kandersteg und Frutigen an. Die Bahn wurde auf mehreren hundert Metern Länge unterspült und überflutet, wie BLS-Sprecher Hugo Wyler sagte. Die Bahnverantwortlichen rechnen mit Schäden von fünf bis sechs Millionen Franken. Die Strecke dürfte erst am 22. Oktober wieder in Betrieb gehen. Bis dahin ist Kandersteg mit der Bahn vom Wallis aus erreichbar.
Auch die Strassenverbindung bleibt bis mindestens am Freitag geschlossen. Erst wenn die Strasse wieder offen ist, wird auch der Autoverlad zwischen Kandersteg und Goppenstein in Betrieb genommen.
Weiterhin nicht befahrbar waren am Dienstag die Bahnstrecken zwischen Zweilütschinen und Lauterbrunnen und zwischen Brienz und Meiringen. In beiden Tälern verkehrten aber Bahnersatzbusse.