Die Schweizer Landwirte haben ab diesem Frühling einen Vertreter mehr in der grossen Kammer. Der Zürcher Milch- und Ackerbauer Rudolf Winkler (BDP) rückt für seinen Parteikollegen Lothar Ziörjen nach.
Als Bauer werden Sie dann die Schweizer Landwirtschaft als BDP-Mitglied vertreten. Was für ein Landwirt sind Sie?
Ich führe einen bodenständigen Familienbetrieb, welcher, mindestens für frühere Verhältnisse, eine gute Grösse von 21 ha Land hat. Mit 15 Milchkühen produzieren wir 98'000 Kilogramm Milch für die Nordostmilch AG. Zudem bauen wir Mais, Weizen, Kartoffeln und Zuckerrüben an.
Heute nicht mehr?
Um nur von der Landwirtschaft leben zu wollen, ist es eine kritische Grösse geworden.
Was ist für Ihren Betrieb wirtschaftlich bedeutender? Der Ackerbau oder die Milchkühe?
Der Ackerbau. Der Hof liegt in einem der besten Ackerbaugebiete der Schweiz.
Sie haben gesagt, dass Sie ein Familienbetrieb seien. Wer arbeitet noch auf Ihrem Hof?
Der älteste Sohn und seine Partnerin wohnen auf dem Hof und werden diesen weiterführen. Aber auch die anderen drei erwachsenen Kinder helfen wacker mit, vor allem bei der Kartoffelernte.
Sie rutschen nach ins nationale Parlament, und bereits im Herbst sind Neuwahlen. Sie haben nicht viel Zeit, um sich zu positionieren. Wo werden Sie sich einsetzen?
Grundsätzlich stehe ich ein für eine produzierende Landwirtschaft. Auf der einen Seite sollen wir stets modernere Strukturen schaffen, um effizienter produzieren zu können, auf der anderen Seite geht der Weg zurück zur Zuckerbäckerlandwirtschaft. Ein Beispiel sind die Landschaftsqualitätsbeiträge, die viel administrativen Aufwand bedeuten, aber wenig bringen.
Sie haben keine Landschaftsqualitätsbeiträge?
Nein.
Aber Sie produzieren Milch. Ist die Preissenkung bei der Nordostmilch aufgrund der Frankenstärke gerechtfertigt?
Nein, gerechtfertigt ist das nicht. Der Milchpreis ist generell zu tief. Die Schweizer Milchbauern sind aber daran nicht ganz unschuldig. Angebot und Nachfrage bestimmen den Preis. Leider hat man es nach der Aufhebung der Kontingentierung verpasst, die Menge in den Griff zu bekommen. Ich habe immer gesagt, dass die Aufhebung der Kontingentierung ein Fehler sei und es ohne staatliche Massnahmen nicht gelinge, die Menge so in den Griff zu bekommen, dass ein kostendeckender Milcherlös möglich sei.
Was wäre ein gerechter Milchpreis?
Mindestens 80 Rappen.
Welche Konsumenten würden diese Endprodukte kaufen?
Das Problem sind nicht die Konsumenten. Jetzt ist es einfach so, dass die Bauern die grösste Last beim Druck auf die Preise zu tragen haben. Die Verarbeiter und der Handel behalten ihre Margen.
Was halten Sie von der Segmentierung bei der Milch?
Gar nichts. Sie funktioniert nicht. Die Nordostmilch zum Beispiel übernimmt einen wesentlichen Teil der gelieferten Milch zum B-Preis, auch wenn die monatliche Vertragsmenge weit unterschritten ist.
Also muss die Politik wieder eingreifen?
Eigentlich wären Produzenten und Abnehmer in der Pflicht. Ich glaube aber, für eine nachhaltige Lösung werden wir nicht um einen staatlichen Eingriff herumkommen.
Sie werden sich für eine allgemeinverbindliche Mengenregulierung einsetzen?
Es wäre meiner Ansicht nach der einzige Weg, der zum Ziel führen würde. Ob das je durchsetzbar ist, ist eine andere Frage.
Werden Sie wiedergewählt, wird es kaum zu grossen Agrardebatten kommen. Revisionen auf Gesetzesstufe sollen erst nach 2021 stattfinden…
Grundsätzlich wäre ein langer Planungshorizont schon richtig. Eine agrarpolitische Stossrichtung sollte für mindestens eine Generation Bestand haben. So wie es jetzt läuft, dass man sich nach einem System ausrichten muss, welches alle paar Jahre ändert, ist es problematisch. Nur fahren wir jetzt auf dem falschen Gleis, weshalb eine Umkehr schon jetzt wieder dringend nötig wäre.
Halten Sie in den kommenden Jahren an der Milchproduktion fest?
Ja. Ich hänge an meinem Milchvieh. Solange ich diese Leidenschaft spüre, bleiben wir sicher noch dabei.