Den Betrieb immer vergrössern zu wollen, bringe nichts. Dies bestätigte Plantahof-Direktor Peter Küchler in Cazis GR anlässlich der Abschlussveranstaltung zum UNO-Jahr der bäuerlichen Familienbetriebe.
Ist der bäuerliche Familienbetrieb ein Auslaufmodell oder eine Unternehmensform für die Zukunft? Diese und weitere Fragen haben der Bündner Bauernverband (BBV) zusammen mit dem Amt für Landwirtschaft und Geoinformation, dem Maschinenring Graubünden, dem Plantahof und der Landwirtschaftlichen Kreditgenossenschaft im Rahmen des UNO-Jahres diskutiert und sich Gedanken zur Situation der bäuerlichen Familienbetriebe in Graubünden gemacht.
Zum Abschluss des UNO-Themenjahres lud der BBV am vergangenen Freitag ins Haus der Begegnung des Klosters Ilanz und hat gemeinsam mit zahlreichen Bauern und Bäuerinnen auf die Bedeutung, die Herausforderungen und die Leistungen der bäuerlichen Familienbetriebe geblickt.
Nicht immer grösser werden
Rudolf Helbling, Lehrbeauftragter an der Uni St. Gallen, Älpler und Inhaber der Pastorizia Helbling im Misox, referierte zum Thema «Bäuerliche Familienbetriebe – Auslauf- oder Erfolgsmodell?» und kam zum Schluss, dass die Familienbetriebe kein Auslaufmodell seien. Den Betrieb immer vergrössern zu wollen, bringe jedoch nichts. Dies bestätigte auch Peter Küchler, Direktor des Plantahofs, während der gestrigen Podiumsdiskussion: «Immer grösser werden ist ein Auslaufmodell.» Sich von diesem Erfolgsrezept der vergangenen 15 bis 20 Jahre zu verabschieden, müssten die jungen Bauern mehr und mehr lernen. Laut Küchler funktionieren im Kanton Graubünden 80 Prozent der bäuerlichen Familienbetriebe «wunderbar».
Klare Regelungen sinnvoll
Christine Hubacher von Radio SRF 1 moderierte den Anlass und verstand es, das Publikum in die Podiumsdiskussion mit einzubeziehen. So zeigte sich denn auch, dass noch lange nicht alle Paare wichtige Faktoren wie zum Beispiel Lohn, Altersvorsorge, Mitspracherecht und so weiter definiert haben. «Klare Regelungen wären sinnvoll, aber man verschiebt es immer wieder», so ein anwesender Landwirt, der wohl aus dem Herzen vieler sprach. Wie Küchler, der Plantahof-Direktor, riet, müssen junge Bäuerinnen mit gewisser Hartnäckigkeit und Geduld ihr Mitspracherecht beanspruchen.
Angebot Coaching
Wie BBV-Präsident Hansjörg Hassler betonte, zeige die Tatsache, dass die UNO das Jahr 2014 zum Jahr der bäuerlichen Familienbetriebe erklärt habe, klar, dass die UNO deren Wert erkannt habe. Auf allen Kontinenten hätten die Bauern ähnliche Sorgen, nur auf ganz anderem Niveau. «Wir haben zum grössten Teil gut funktionierende Familienbetriebe, aber es gibt auch Probleme», so Hassler. Belastende Faktoren könnten zum Beispiel das Einkommen, die soziale Absicherung der Familienbetriebe oder die Altersvorsorge sein.
Oft führe auch die Arbeitsbelastung zu Stress und Hektik, was vermehrt zu Spannungen innerhalb der Familie oder auch zu gesundheitlichen Problemen führe. Die psychische Belastung könne zudem sogar Trennungen und Scheidungen zur Folge haben. Wie Hassler weiter erklärte, befasst sich der BBV mit dieser Thematik und wird in ungefähr einem Jahr mit einer Anlaufstelle für Bauern und Bäuerinnen starten. Dort können sie sich dann mit ihren Sorgen melden und erhalten eine Fachperson vermittelt.