Immer mehr Schweizer Bauern pflanzen Heidelbeeren an. Wegen der billigen Konkurrenz aus dem Ausland mahnt der Obstverband die Bauern nun aber zur Vorsicht. Denn: Für die blauen Beeren besteht kein Grenzschutz.
Die Heidelbeeren erleben in der Schweiz einen Boom. Betrug die Anbaufläche vor zehn Jahren nur rund 22 Hektaren, sind es in diesem Jahr bereits über 65 Hektaren, wie Georg Bregy vom Schweizer Obstverband zu einem Bericht des Landwirtschaftlichen Infor-mationsdienstes (LID) sagte.
Kein Grenzschutz
Die Menge der geernteten Beeren stieg entsprechend an. Im Jahr 2003 wurden in der Schweiz gut 80 Tonnen Heidelbeeren gepflückt, im Jahr 2011 waren es mehr als 340 Tonnen. «Wir gehen davon aus, dass die Produktion in der Schweiz noch etwas zunimmt, sich in den nächsten Jahren aber stabilisieren wird», sagte Bregy.
Dies aus verschiedenen Gründen: So besteht - im Gegensatz zu anderen Beerensorten - für Heidelbeeren kein Grenzschutz. Das bedeutet, dass Grossverteiler soviele ausländische Heidelbeeren importieren können, wie sie wollen. Da auch im Ausland der Heidelbeer-Anbau wächst, dürfte der Druck auf die hiesigen Produzenten zunehmen.
Mit Abnehmern ansprechen
«Wir raten den Bauern, vorsichtig zu sein und bei den Anbauflächen eher zu bremsen», sagte Bregy. Auch empfehle der Verband den Bauern, sich mit den Abnehmern absprechen. Verkaufsargument sei - wie auch bei anderen Produkten - die gute Qualität.
Dass ein Grenzschutz eingeführt wird, hält der Experte vom Obstverband für nicht realistisch. Die internationale Entwicklung gehe vielmehr in Richtung offene Grenzen. Weil die Schweiz Mitglied der Welthandelsorganisation (WTO) sei, könne sie auch nicht im Alleingang Zölle einführen.
Keinen Sonderbeitrag mehr
Ein weiterer Grund für ein gebremstes Wachstum des Heidelbeer-Anbaus könnte sein, dass die Bauern keinen Zustupf mehr vom Bund bekommen. Der Beitrag für «innovative Kulturen» wird seit diesem Jahr nicht mehr ausbezahlt. Bis Ende 2011 erhielten Bauern noch maximal 30 Prozent des Anlagewertes von neuen Heidelbeer-Feldern vom Bund bezahlt.
Am meisten Heidelbeeren werden gemäss Statistik des Obstverbandes in der Region Bern-Solothurn angebaut. Dort wurden im Jahr 2011 knapp ein Drittel aller Schweizer Heidelbeeren geerntet - über 125 Tonnen. An zweiter Stelle folgt der Kanton Thurgau mit gut 100 Tonnen im Jahr 2011.
Nur wenige Heidelbeer-Kulturen gibt es hingegen in der Westschweiz. Erstmals Heidelbeeren angepflanzt wurden in diesem Jahr im Wallis - auf einem halben Hektar.


