Der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln und Dünger soll gesenkt werden, die Politik hat dazu Absenkpfade beschlossen. Daher besteht vonseiten der Landwirtschaft ein grosses Interesse an Möglichkeiten zur Ertragssicherung ohne Einsatz von Agrarchemikalien. Ein Beispiel dafür sind Mykorrhiza-Pilze, die als Nützlinge die Pflanzen bei der Nährstoffaufnahme unterstützen.
Bis 40 Prozent Mehrertrag
Ein Team von Forschenden der Universitäten Zürich und Basel, von der Forschungsanstalt Agroscope sowie dem Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL) hat nun erstmals grossflächig gezeigt, dass das Ausbringen von Mykorrhiza-Pilzen im Feld tatsächlich funktioniert. Auf 800 Versuchsflächen, beziehungsweise 54 Maisfeldern in der Nord- und Ostschweiz (Basel bis nach St. Gallen) wurden die Pilze vor der Aussaat in den Boden eingearbeitet.
Und die Forschenden waren ob dem Resultat verblüfft. «Die Mykorrhiza-Pilze ermöglichten auf einem Viertel der Äcker einen bis zu 40 Prozent besseren Ertrag. Das ist enorm», sagt der Co-Studienleiter Marcel van der Heijden, Bodenökologe an der Universität Zürich und Agroscope. Doch die Methode funktioniert nicht auf sämtlichen Äckern. Auf einem Drittel der Versuchsflächen gab es keine Ertragssteigerung oder sogar einen Ertragsrückgang. Das konnte sich das Team zunächst nicht erklären, wie die Uni Zürich in einer Mitteilung schreibt.
Wirkung nur «kranken» Böden
Die Forschenden analysierten die chemischen, physikalischen und biologischen Bodeneigenschaften, darunter auch die Artenvielfalt der Bodenmikroben. «Wir haben herausgefunden, dass die Impfung vor allem dann gut funktioniert, wenn viele pilzliche Krankheitserreger im Boden vorhanden sind», sagt Co-Erstautorin Stefanie Lutz von Agroscope. Die Mykorrhiza-Pilze würden wie ein Schutzschild vor den Krankheitserregern wirken. Die Ernte falle in der Folge normal aus, während ohne Mykorrhiza-Pilze Ernteverlusten anfallen würden, so die Forscherin. «Die Pilze wirken wie eine Art Versicherung», beschreibt van der Heijden die Wirkung.
Bei Böden, die nicht mit Krankheitskeimen belastet sind, haben die Pilze dagegen einen geringen Effekt. Das hat auch mit der Konstitution der Pflanzen zu tun. ««Dort sind sie ohnehin schon stark und wachsen hervorragend. Das Ausbringen von Mykorrhiza bringt hier keinen zusätzlichen Nutzen», sagt Natacha Bodenhausen vom FiBL.
Erfolg lässt sich gut voraussagen
Wann ein Acker geimpft werden muss, lässt sich gemäss den Forschenden gut voraussagen. «Mit wenigen Bodenindikatoren – hauptsächlich Bodenpilzen – konnten wir den Erfolg einer Impfung in 9 von 10 Feldern prognostizieren – und damit auch bereits vor der Feldsaison den Ernteertrag», sagt der Co-Studienleiter Klaus Schläppi von der Universität Basel.
«Diese Vorhersagbarkeit erlaubt es, die Pilze dann gezielt in Äckern einzusetzen, wo diese auch funktionieren. Das wird entscheidend sein, damit sich diese Technologie zu einer zuverlässigen landwirtschaftlichen Methode entwickeln kann», macht Schläppi deutlich. Der nächste Schritt ist nun, das System für den grossflächigen Einsatz zu optimieren. «Die Ergebnisse dieses Feldversuches sind aber schon jetzt ein grosser Schritt in Richtung einer nachhaltigeren Landwirtschaft», hebt Marcel van der Heijden hervor.
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