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Import-Chicken Nuggets unter Schweizer Flagge

Coop und Migros wollen ausländische Produzenten punkto Tierschutz stärker an die Leine nehmen und verschärfen die Auflagen für den Import von Geflügelfleisch. Nach und nach soll die Produktion ennet der Grenze hiesigen Tierschutzvorschriften genügen. Ein ehrgeiziges Ziel, das die beiden Unternehmen Millionen kostet.

sda |

 

 

Coop und Migros wollen ausländische Produzenten punkto Tierschutz stärker an die Leine nehmen und verschärfen die Auflagen für den Import von Geflügelfleisch. Nach und nach soll die Produktion ennet der Grenze hiesigen Tierschutzvorschriften genügen. Ein ehrgeiziges Ziel, das die beiden Unternehmen Millionen kostet.

Geflügelfleisch ist fettarm und deshalb beliebt in der modernen  Küche. In der Schweiz landet es daher immer öfter auf dem Teller.  Rund 92'000 Tonnen Geflügelfleisch wurden im vergangenen Jahr  konsumiert, wie Zahlen des Verbands Proviande belegen. Umgerechnet  entspricht dies 11,3 Kilogramm pro Kopf. Zum Vergleich: Im Jahr 1990 verzehrten Schweizerinnen und  Schweizer jährlich nur 7,8 Kilogramm pro Kopf. Während der  Fleischkonsum in den 22 Jahren dazwischen insgesamt um fast 10  Prozent abnahm, wurde rund 45 Prozent mehr Geflügelfleisch  gegessen.

Die einheimischen Produzenten kommen diesem Boom nicht nach.  Zwar steigerte sich der Inlandanteil beim Geflügelfleisch gemäss  den Proviande-Zahlen 2012 gegenüber dem Jahr zuvor um 2  Prozentpunkte. Trotzdem muss seit Jahren rund die Hälfte des  Geflügelfleischs importiert werden.

Tierschützerische Bedenken

Für die Importeure rechnet sich dies. Im Ausland wird das  Fleisch in der Regel billiger produziert und ist deshalb auch  günstiger zu haben als in der Schweiz. Doch gibt es auch  Schattenseiten: Das aus China, Frankreich, Deutschland, Ungarn,  Brasilien und anderen Ländern eingeführte Fleisch hat nicht den  besten Ruf. Seit Jahren hat der Schweizer Tierschutz (STS) mit vielen  Importeuren ein Hühnchen zu rupfen. Er warnt sie vor «verstecktem  Tierleid in Importgeflügel».

Denn während die Schweiz strenge Tierschutzvorschriften kennt,  wird das Federvieh jenseits der Grenze zu Lebzeiten oft schlecht  behandelt. Geht es nach den zwei grössten Schweizer  Grossverteilern, soll sich dies aber bald ändern.

Ehrgeizige Ankündigung

Im Zuge des Nachhaltigkeitsprogramms «Generation M» hat die  Migros Anfang August zwei Versprechen abgegeben, die sich um die  artgerechte Haltung von Tieren drehen. So verpflichtet sich die  Migros-Gastronomie, ab 2015 beim Rind-, Schweine-, Kalb- und  Pouletfleisch nur noch auf einheimische Produktion zurückzugreifen.

Bis 2020 will die Detailhändlerin ihre ausländischen Partner  zudem verpflichten, nach Schweizer Tierschutzbestimmungen zu  produzieren. Im Geflügelbereich setzt sie dies bei den Truten  bereits um. «Der neue Partner in Ungarn produziert Trutenfleisch gemäss  Schweizer Tierschutzverordnung», schreibt die Migros auf Anfrage.  Die ersten nach diesen Vorgaben produzierten Truten seien diesen  Herbst erhältlich. Als nächstes stehe das Pouletsortiment im Fokus,  bei dem das Importvolumen mehrere Hundert Tonnen jährlich ausmacht.

Coop handelt ebenfalls

Auch Coop setzt seit mehreren Jahren auf Schweizer Geflügel. Der  Konzern ist mit einem Inlandanteil von 80 Prozent nach eigenen  Angaben Spitzenreiter im hiesigen Detailhandel. In den  Coop-Restaurants werden Poulets bereits heute ausschliesslich aus  einheimischer Produktion angeboten. Zusätzlich ist Coop daran, die Schweizer Geflügelbestände weiter  aufzubauen, heisst es. Parallel dazu will auch Coop die Schweizer  Tierwohlstandards an ausländische Produzenten übertragen.

«Wir haben gegenwärtig unter anderem ein Geflügelprojekt mit  einem Produzenten in Süddeutschland, der die Anforderungen von Coop  an das Tierwohl erfüllt», teilt der Detailhändler auf Anfrage mit.  Coop sei mit diesem Produzenten bereits seit einiger Zeit daran,  die Tierhaltungsbedingungen nochmals erheblich zu verbessern.

Beide Grosshändler setzen dabei auf die Unterstützung des  Schweizer Tierschutzes, der dieses Vorgehen schon seit Jahren  fordert. Bisher hatte die Haltung der Tiere den  Tierschutzbedingungen des Ursprungslandes entsprochen.

Politiker gefordert

Der STS zeigt sich denn auch erfreut über die Massnahmen der  Grossverteiler. Jedoch dürfe es nicht bei den Ankündigungen  bleiben. «Es müssen Taten folgen», sagt STS-Geschäftsführer  Hans-Ulrich Huber auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda. Missliche  Bedingungen beim Importgeflügel seien weiterhin gang und gäbe. In  den vergangenen zehn Jahren habe sich die Lage sogar noch  zugespitzt.

Händler und Konsumenten seien sich dessen oft nicht bewusst.  «Die Etikette auf den Produkten sieht oft gut aus, was aber wenig  mit der Realität zu tun hat.» Damit die Konsumenten zwischen  Anspruch und Wirklichkeit unterscheiden können, fordert Huber eine  Deklaration tierschutzwidriger Geflügelimporte. Ein  parlamentarischer Vorstoss sei hierzu bereits erfolgt.

Die Politik müsse ihre Verantwortung auch dadurch wahrnehmen,  indem die einheimischen Geflügelproduzenten besser gefördert  würden. «Es müssen gute Rahmenbedingungen in der Schweiz geschaffen  werden», sagt Huber. Die Tierwohlbedingungen der Produzenten  sollten mit grösseren Direktzahlungen abgegolten werden.

Tatsächlich haben es hiesige Geflügelproduzenten heute  schwierig, sich im ausländischen Preiskampf zu behaupten. In der  Schweiz gibt es keine staatliche Unterstützung. Laut dem  Landwirtschaftlichen Informationsdienst (LID) bleiben einem  Produzenten für seine Arbeit am Schluss noch rund 50 Rappen pro  Poulet.

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