Ob zum Zopf gebunden oder als Kranz geflochten: Seit dem (heutigen) Montagmorgen dreht sich in Bern mal wieder alles um die Zwiebel. Denn in den frühen Morgenstunden hat der traditionelle «Zibelemärit» begonnen - der Zwiebelmarkt, der mehr ist als nur ein Markt.
Zwar steht das Lauchgewächs, kunstvoll zu Zöpfen und Kränzen geflochten, im Zentrum des Berner Traditionsanlasses. In der Nacht vor dem Zibelemärit bauen Bauernfamilien aus dem Umland jeweils gegen 200 Verkaufsstände für Zwiebeln und anderes Gemüse auf und bringen je nach Jahr etwa 40 bis 60 Tonnen Zwiebeln an die Frau und den Mann.
Der «Zibelemärit» ist andererseits ein Volksfest, an dem auch andere Marktfahrer ihre Produkte anbieten. Zudem stellen Gaststätten Freilufttheken auf die Strasse oder stellen Tische und Bänke auf, und dort trifft sich dann «tout Berne» zu Zwiebelsuppe oder zum Glühwein - und zum Sehen oder Gesehenwerden. Und die Jugend wirft mit Konfetti um sich.
Insgesamt etwa 600 Stände aller Art wurden in den letzten Jahren in den Gassen der oberen Berner Altstadt aufgestellt - dieses Jahr erstmals auch in der zentralen Spitalgasse. Die Verkäufe beginnen jeweils schon lange vor der offiziellen Markteröffnung um 6 Uhr.
Der Traditionsanlass, der stets am letzten Montag im November stattfindet, zieht jeweils mehrere Zehntausend Menschen aus Nah und Fern an. Eine Legende besagt, er gehe auf den Stadtbrand von 1405 zurück. Als Dank für die Hilfe aus dem Kanton Freiburg hätten die Berner Freiburger Bauern erlaubt, im November ihre Zwiebeln in Bern zu verkaufen.
In Tat und Wahrheit ist der Zibelemärit aber laut dem Berner Historiker Rudolf J. Ramseyer als eine Ausweitung der zweiwöchigen Berner Martinimesse um Zwiebeln aus der Region Wistenlacherberg/Mont Vully FR zu sehen. Die Qualität der Zwiebeln aus dieser Region und die fröhliche Art der Verkäuferinnen habe den Martini-Gemüsemarkt aufblühen lassen


