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In meinem Salat hat es kein Pferdefleisch!

Die Freiburgerin Anja Tschannen studiert Agronomie an der Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften (HAFL) in Zollikofen. In ihrem Blog berichtet sie über das Studium, aber auch über ihre Arbeit als Freie Mitarbeiterin beim Schweizer Bauer und ihre Hobbies.

Anja Tschannen |

 

Die Freiburgerin Anja Tschannen studiert Agronomie an der Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften (HAFL) in Zollikofen. In ihrem Blog berichtet sie über das Studium, aber auch über ihre Arbeit als Freie Mitarbeiterin beim Schweizer Bauer und ihre Hobbies.

In meinem Salat hat es kein Pferdefleisch! Seit über 10 Jahren bin ich Vegetarierin – und zwar aus Überzeugung! Ja, eingefleischte Landwirte können da noch lange die Köpfe schütteln und ich kann die Gedanken förmlich hören: „E gstudierte Buur und ou no Vegetarier, das wird ja immer besser!“ Aber keine Angst, ich bin nach zehn Jahren Vegetarismus abgehärtet. Trotz den unzähligen Schockvideos über Massentierhaltungen, Tiertransporte und korrupte Mast- und Tötungsmethoden die ich mir auf youtube & CO. angesehen habe, lassen mich Szenen wie sie neulich im Kassensturz gezeigt wurden nicht einfach kalt.

Zugegeben, meine Solidarität zu meinem Freiberger-Pferd Gigolino spielt hier sicher eine nicht zu unterschätzende Rolle aber trotzdem, wenn diese Bilder nicht irgendwo im Herzen berühren oder zum Nachdenken anregen, ist definitiv nicht auf meiner Wellenlänge. Sorgen darum, dass sich in unserem selbst angepflanzten Nüsslisalat heimlich ein Hufttier versteckt hat, mache ich mir nicht und Mama’s Kochkünsten sei Dank habe ich in unserem Gefrierfach bisher kein Pferd in Lasagne-Format entdeckt.

Das eigentliche Problem liegt ja nur teilweise darin, dass man Pferd anstelle von Rind gegessen hat. Klar, als Konsument möchte ich mich darauf verlassen können, dass auch tatsächlich drin ist was drauf steht, aber so weltbewegend ist dieser Deklarationsschwindel an und für sich betrachtet nicht, ich meine man hat ja jetzt nicht unwissentlich Meerschweinchen, Katze oder Hund verspeist und Pferde gelten immerhin auch in der Schweiz als Nutztiere! Und ganz unter uns der nächste Deklarationsschwindel folgt bestimmt, alles ist EU-Konform, Vorschriften hier Vorschriften da, und wer behält den Überblick? Wie man gesehen hat nicht Jedermann oder besser gesagt Jeder- Findus und nicht umsonst gibt es das Motto „Was er/sie nicht weiss, macht ihn/sie nicht heiss!“. Das Schockierende sind viel mehr die Missstände hinter der ganzen Produktion.

Ich müsste mir eigentlich echt keine Gedanken machen, mich betrifft das Ganze ja nicht, ich esse keine Tiere und Pferdefleisch wäre wohl das Letzte womit ich meine Kräuterbutter teilen würde. Falsch, falsch, falsch ich esse zwar kein Fleisch aber auf tierische Produkte wie Joghurt, Käse und Eier verzichte ich nicht und auch hinter diesen Produkten steckt irgendeine Produktionsform. Damit ich meinen Käse bekomme brauche ich Milch –Stadtkinder aufgepasst- die kommt nicht einfach aus der Migros sondern wahrhaftig von einer Kuh aus dem Stall. Damit die Kuh Milch gibt, muss sie ein Kälbchen auf die Welt bringen. Männliche Kälber werden grössten Teils gemästet und landen dann auf dem Teller. Indirekt fördere ich also durch meinen Käsekonsum –am liebsten mag ich als Freiburgerin natürlich den Gruyère AOC- die Kälbermast und die Fleischindustrie.

Ist das für einen Vegetarier überhaupt noch vertretbar? Gut, dass ist ein anderes Thema. Ich will bestimmt niemanden bekehren oder von meinen Ideologien überzeugen, denn jeder trifft seine Entscheidungen selbst, auch bei der Nahrungsmittelwahl. Es geht um mehr als Pferde in Lasagne. Es geht darum, dass unsere Nahrungsmittel und die Produktionsform, die dahinter steckt jeden etwas angehen. Mit einer getroffenen Entscheidung hat man auch eine Verantwortung. Es ist in leichtes zu sagen: „Das habe ich ja gar nicht gewusst, ohhh die armen Pferdchen!“ oder „Man muss ja auch etwas zu essen haben, Tiere werden halt dafür gezüchtet!“ Leute macht die Augen auf, nicht nur diese Woche oder solange die Medien von Skandalen berichten.

Tierproduktion für die menschliche Ernährung geschieht jeden Tag, es ändert sich nichts wenn man zwei Wochen einen riesen Wirbel macht und dann wieder in alte Gewohnheiten übergeht. Entweder man nimmt seine Verantwortung wahr und ändert bewusst etwas, oder man lässt es sein. Dann muss man aber auch kein Theater machen wenn‘s statt Rind halt Pferd ist oder den Betroffenen spielen wenn Schockvideos kursieren. Denn Schockbilder sind nichts Neues und sicher im Unterbewusstsein von vielen bereits verankert. Ich persönlich stehe dem Kassensturz immer etwas kritisch gegenüber, trotzdem ist mir etwas stark geblieben. Wir können den Tierschutz nur bis zur Grenze wirklich kontrollieren. Wenn Fleisch, dann aus einer anständigen Haltung, einem respektvollen Umgang und einem würdevollen Tod.

In der Schweiz haben wir strenge Tierschutzvorschriften und deren Kontrollen und kommen den geforderten Anforderungen am nächsten, und das ist gut so. Deshalb ist es für mich nicht nachvollziehbar Fleisch aus dem Ausland zu beziehen. Es gibt viele Möglichkeiten bewusst mit Nahrungsmitteln umzugehen: Der Kauf direkt ab Hof, im Hofladen, auf Wochenmarkt, in der Dorfmetzgerei um nur einige zu nennen. Das einzig schwierige daran ist, die Verantwortung zu übernehmen und es umzusetzen! Vielleicht muss man halt mal etwas hinterfragen, aber ich bin überzeugt, dass jeder Landwirt gerne und ausführlich Auskunft gibt wenn man Milch, Fleisch & Eier direkt ab Hof bezieht. Oder man muss halt mal auf etwas verzichten, vielleicht kann man nicht einfach wie gewohnt ins Migros oder Coop marschieren und aus einer riesigen Auswahl an massgeschneiderten Produkten mit Knospe, ohne Knospe, aus Spanien, Portugal, Brasilien, PrixGarantie, M-Buget oder sogar frisch aus der CH auswählen. Oder es kann auch vorkommen, dass eine Kartoffel auf dem Wochenmarkt nicht dem in den Verkaufsregalen 0815- Modell entspricht und evt. etwas grösser, kleiner, dicker, dünner, länger oder runder ist. Liegt doch alles im machbaren Bereich, oder?

Für mich jedenfalls ist klar, wenn ich jemals wieder Fleisch essen sollte, dann: Schweizer Fleisch, ich weiss warum!

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