Zürich ist nach Oslo die teuerste Stadt der Welt. In der Schweizer Wirtschaftsmetropole erhalten die Arbeitnehmer jedoch auch den höchsten Lohn, wie eine Studie der Grossbank UBS über weltweit 72 Grossstädte zeigt.
Beim Bruttolohn liegt Zürich vor Genf und Kopenhagen. Nach Abzug von Steuern und Sozialversicherungen wird die dänische Hauptstadt von Luxemburg verdrängt.
Im weltweiten Vergleich kann man sich in Zürich am meisten von erhaltenen Lohn leisten. Dies folgern die UBS-Experten aus der Analyse eines durchschnittlichen Warenkorbs von 122 Gütern und Dienstleistungen.
Nach Zürich sei die Kaufkraft in Sydney und Luxemburg am höchsten. Allerdings sind in diesem Vergleich die Mieten nicht eingerechnet. Wie UBS-Chefökonom Andreas Höfert am Freitag vor den Medien in Zürich sagte, würde eine Berücksichtigung der Mieten das Bild aber nicht grundlegend verändern. Vermutlich lägen Sydney und Luxemburg etwas vor Zürich, sagte Höfert.
Am günstigsten ist das Leben in den indischen Metropolen Neu Delhi und Mumbai. Das Preisniveau beträgt nur gut 30 Prozent von Zürich. Bei den Löhne beträgt sind es allerdings sogar nur rund 6 Prozent. Die Menschen können sich dort also deutlich weniger leisten.
13 Minuten für einen Big Mac
Illustriert wird dies von der UBS mit dem Vergleich, wie lange man für den Kauf eines Bic Mac arbeiten muss: In Zürich sind es im Schnitt 13 Minuten, in Mumbai 56 Minuten. Oder für ein «iPhone 4S» muss man in Zürich im Mittel 22 Stunden arbeiten, in Manila 435 Stunden.
Die Preise für handelbare Güter wie Computer seien weltweit ziemlich stabil, während nicht handelbare Güter stark vom Lohnniveau beeinflusst würden. So ist etwa der Coiffeur in afrikanischen Metropolen viel billiger als in Westeuropa. Neben dem Haarschnitt seien im internationalen Vergleich auch Taxifahrten in der Schweiz speziell teuer.
Die Kaufkraft in der Schweiz wäre noch etwas höher, wenn sie bei einigen Importgütern nicht eine Hochpreisinsel wäre. Allerdings seien beispielsweise die Autoimporte im Zuge der Frankenstärke- Debatte unter Druck geraten, sagte UBS-Ökonom Daniel Kalt.
Athen und Dublin verlieren
Die Kaufkraft-Studie wird von der UBS seit 1970 alle drei Jahre durchgeführt. Die Städte an der Spitze und am Schluss seien weitgehend die gleichen geblieben, sagte Höfert. Aus Schwellenländern seien einige Städte wie Seoul aber weit aufgestiegen.
Dagegen büssten durch die Euro-Krise Athen und Dublin markant ein; zuerst beim Preisniveau, dann auch bei den Löhnen. Die UBS- Ökonomen gehen davon aus, dass die italienischen und spanischen Städte folgen werden.
So sei Barcelona deutlich teurer als Berlin. Dies zeige, dass im Euro-Währungsgefüge einiges falsch gelaufen ist, sagte Kalt. Die Angleichung der Kaufkraft werde über eine Abwertung der Löhne in Spanien stattfinden, oder über Lohnerhöhungen in Deutschland. Höfert gab zu bedenken, dass Lohnsenkungen mehr soziale Spannungen verursachten als Inflation.
Neben den massiven Wechselkursturbulenzen sticht gegenüber der letzten Erhebung von 2009 auch der Anstieg der Nahrungsmittelpreise um weltweit 11 Prozent ins Auge. In Johannesburg und Kuala Lumpur kletterten sie sogar um 40 Prozent.