Nachdem Inflation lange kein Thema mehr war, ist das Phänomen der Preissteigerungen oder Teuerung im Nachgang zu Corona wieder stark in den medialen Fokus gerückt.
Weil praktisch weltweit die Wirtschaft wieder hochgefahren wurde, sind vor allem die Rohstoffpreise massiv in die Höhe geschnellt und haben die Inflation in die Höhe getrieben.
Vor allem in den USA sind die Preise schon massiv hochgeschossen, die Inflation erreichte dort im Mai bereits 5 Prozent. Auch hierzulande ist die Inflation gestiegen, wenn auch weniger deutlich.
Mit +0,6 Prozent blieb sie im Mai noch immer klar im Bereich der Preisstabilität von 0 bis 2 Prozent, wie ihn die Schweizerische Nationalbank (SNB) definiert. Die Juni-Zahlen, die am (morgigen) Donnerstag veröffentlicht werden, dürften laut Ökonomen-Schätzungen zwar einen weiteren Anstieg bringen, allerdings nur einen geringen.
«Im Moment sehen wir keine inflationären Risiken für die Schweiz», sagte denn auch SNB-Chef Thomas Jordan vor knapp zwei Woche bei der letzten geldpolitischen Lagebeurteilung der SNB. Er und die meisten Ökonomen gehen aktuell davon aus, dass die Preissteigerung hierzulande, aber auch weltweit ein vorübergehendes Phänomen sein werden.
Immerhin ist der Wert seit einigen Monaten nun aber wieder positiv. Nach Beginn der Pandemie, als der Franken in die Höhe geschossen war und die Ölpreise eingebrochen waren, war die Inflationsrate nämlich relativ deutlich ins Minus gerutscht auf -1,3 Prozent im Mai und Juni 2020.
Letztmals in den 90er-Jahren
Die Schweiz ist seit bald 30 Jahren von Inflation mehr oder weniger verschont. Letztmals ein grösseres Problem hatte das Land Anfang der 90er-Jahre, als die Teuerung im Höhepunkt auf 6,6 Prozent (im Spätsommer 1991) angestiegen war.
Zur Bekämpfung hatte die Nationalbank damals die Zinsen massiv in die Höhe getrieben, was dann auch zum Einbruch am Immobilienmarkt führte. Noch schlimmer war die Situation in den frühen 70er-Jahren. Damals war die Schweiz noch ein Teil eins Fixwechselkurssystems, das zu einer massiven importierten Inflation hierzulande führte.
Regelmässige Anpassungen im Index
Die Inflation wird meist auf Stufe Konsumentenpreise berechnet, indem die Preisentwicklung eines durchschnittlichen Warenkorbs über die Zeit beobachtet wird. Im sogenannten Landesindex der Konsumentenpreise (LIK) werden 12 Hauptgruppen berechnet, wobei «Wohnen und Energie» mit aktuell 27,2 Prozent der Gesamtausgaben der grösste Ausgabenposten ist. Grössere Posten von Herrn und Frau Schweizer sind auch Gesundheitspflege (17,6%), Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke (11,9%) oder Verkehr (10,0%).
Der Warenkorb wird regelmässig der allgemeinen Entwicklung angepasst. Dabei hatte bei der jüngsten Revision, die auf Anfang dieses Jahres in Kraft trat, auch die Corona-Pandemie einen nicht unwesentlichen Einfluss auf die Neugestaltung des Warenkorbes. So wurden etwa Luftreiniger, Einweg-Hygienemasken oder auch Handdesinfektionsmittel in den LIK-Warenkorb aufgenommen. Auch Elektrofahrräder, die zuletzt boomten, sind nun im Index vertreten.
Kaum mehr importierte Inflation
Unterschieden wird bei der Inflation auch zwischen Inland- und Auslandinflation bzw. «hausgemachter Inflation» oder importierter Inflation. Letzteres wird vor allem zum Thema, wenn etwa durch einen Angebotsschock die Rohstoffpreise (z.B. Ölpreise) in die Höhe schnellen. Die Ölkrise 1973 etwa hatte die Importpreise für Rohöl vervielfacht, was zu einem starken Inflationsschub führte.
In der Schweiz ist die importierte Inflation allerdings kaum einmal ein Problem. Wegen des meist starken bis sehr starken Frankens werden Importgüter im Gegenteil in der Regel eher billiger als teurer, d.h. die importierte Inflation ist negativ. Auf dem Höhepunkt der Corona-Pandemie im letzten Juni beispielsweise betrug die Auslandinflation -4,6 Prozent, d.h. importierte Güter waren im Durschnitt fast 5 Prozent günstiger als im entsprechenden Vorjahresmonat.