Rund 3500 Personen im Kanton Bern setzen sich für den Erhalt der Inforama Bio-Schule Schwand ein. Sie reichten eine Petition ein. Der Berner Regierungsrat hat nun geantwortet. Er misst dem Biolandbau grosse Bedeutung zu. Die Bio-Ausbildung sei in keiner Weise in Frage gestellt, unabhängig vom Standort. Die Schliessung des Schwands wird aber nicht rückgängig gemacht
Das Petitionskomitee rund um ehemalige Schwand-Schüler macht sich für den Erhalt der Bio-Schule stark. Der Biolandbau spiel im Ernährungssystem der Zukunft eine wichtige Rolle und entwickle sich stetig weiter.
Mitte Mai sorgte der Berner Regierungsrat für einen Knall. Er kündigte an, das Bildungs- und Beratungszentrum für Landwirtschaft Inforama bis 2040 auf nur noch drei Standorte zu konzentrieren. Vier Schulen sollen geschlossen werden. Die Strategie sieht vor, dass das Inforama seine Tätigkeiten auf die Standorte Rütti (Mittelland), Hondrich (Berner Oberland) Ins (Seeland)konzentriert. Die Standorte Oeschberg (Koppigen), Waldhof (Langenthal), Schwand (Münsingen) und Emmental (Bärau) werden mittelfristig aufgehoben.
«Der richtige Ausbildungsort»
Für das Petitionskomitee ist das keine Option. «Die Bio-Schule Schwand ist für innovative, junge Menschen ein Sprungbrett in ihre Landwirtschaftskarriere. Der Fortbestand der Schule ist jedoch derzeit gefährdet», heisst es in der Petition. Das Komitee weist auch die laufende Revision der Landwirtschaftlichen Grundbildung hin. Ab dem dritten Ausbildungsjahr sieht es verschiedene Fachrichtungen vor. «Für eine Fachrichtung Biolandbau ist der Schwand künftig der richtige Ausbildungsort», findet das Komitee. Eine Schliessung der Bio-Schule hätte aus seiner Sicht einen grossen Qualitätsverlust zur Folge für Personen, die eine vertiefte Bioausbildung suchten.
Und der Schwand in Münsingen sei das einzige landwirtschaftliche Bildungszentrum im Kanton Bern mit einem Biobetrieb in nächster Nähe. «Das Gebiet rund um den Schwand zeichnet sich aus durch viele innovative Biobetriebe, die die Ausbildung wesentlich mitprägen», heisst es in der Petition. Zudem sei das Interesse an einer Bio-Ausbildung sehr gross. Es brauche daher einen Ausbau und eine Stärkung der Ausbildungsangebote im Bereich Biolandbau, fordert das Komitee. Weiter wird gefordert, dass mindestens 20 Prozent des Unterrichts auf Biobetrieben in der Region durchgeführt werden und eine Fachrichtung Biolandbau angeboten wird.
Vertrag noch 5 Jahre verlängert
Nun hat der Kanton Bern auf die Petition geantwortet. Auch für den Regierungsrat hat die biologische Landwirtschaft im «grössten Agrarkanton der Schweiz eine wesentliche und zukunftsrelevante Bedeutung». Die Bio-Ausbildung am Inforama sei daher in keiner Weise ein Frage gestellt. «Unabhängig vom Standort wird dieser Ausbildung auch in Zukunft eine hohe Bedeutung zukommen», heisst es im Schreiben.
Der Schwand wurde am 8. Dezember 2022 durch die WBS AG im Baurecht des Kantons Bern erworben. Der Regierungsrat hat keinen Bedarf für eine langfristige kantonale Nutzung auf dem Schwand-Areal ausgemacht. «Zudem wäre eine nachhaltige Entwicklung des Areals durch den Kanton wegen der geltenden raumplanerischen Rahmenbedingungen stark erschwert gewesen, und die Gebäude müssten für die Wiedervermietung und Zwischennutzung instandgesetzt werden», schreibt die Regierung. Die WBS AG hat die laufenden Mietverträge übernommen. Der Vertrag für die Bio-Schule des Inforama wird für fünf Jahre verlängert.
Bio-Ausbildung auf der Rütti
Doch das Ende naht. «Die Bio-Ausbildung wird mittel- bis längerfristig auf die Rütti nach Zollikofen verschoben, wo auch für die erfolgreiche Weiterentwicklung des Bio-Landbaus im Kanton Bern zukunftsgerichtete Synergien mit der Hochschule für Landwirtschaft erschlossen werden können», schreibt der Regierungsrat.
Die Forderung, dass mindestens 20 Prozent des Unterrichts auf Biobetrieben in der Region durchgeführt unterstützt der Kanton nicht. In der Berufsbildung sei die Definition von Inhalten, Kompetenzniveaus und Lernorten in der nationalen Berufsbildungsgesetzgebung verankert. «Eine zwingende Regulierung von mindestens 20 Prozent ausserhalb des Schulzimmers können weder das Inforama noch der Kanton Bern festlegen. Dies müsste auf nationaler Ebene einbracht werden», macht die Regierung deutlich.
Das sollte eigentlich auch dem REGIERUNGSRAT DES KANTON BERN KLAR SEIN.