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Insekt macht Swissness-Projekt zunichte

Mit 140 Tonnen in der Schweiz produzierten «Industrie-Himbeeren» wollte ein Ostschweizer Unternehmen mehr Swissness auf den Markt bringen. Doch was mit viel Engagement, Ehrgeiz und Hoffnung begann, hat die Kirschessigfliege nun zunichte gemacht. Das Projekt wird eingestellt, die beteiligten Bauern werden aber für ihren Aufwand entschädigt.

Das inländische Angebot an biologischen Verarbeitungsfrüchten ist unterschiedlich hoch. Bei den biologischen «Industrie-Himbeeren», die also nicht als Tafelobst verkauft, sondern beispielsweise zu Himbeersirup verarbeitet werden, ist der Inlandanteil sehr gering. Der Importanteil ist daher sehr hoch.

Mit der Unterstützung des Coop Fonds für Nachhaltigkeit und des Forschungsinstituts für biologischen Landbau (Fibl) wollte die Ostschweizer Firma Holderhof Produkte AG diesen Inlandanteil an biologischen «Industrie-Himbeeren» massiv erhöhen. Nun musste die Firma das Projekt vorzeitig abbrechen. Der Verfall mit der Kirschessigfliege sei zu gross gewesen, die Beeren dadurch ungeniessbar geworden, teilten Vertreter des Unternehmens mit.

Ambitioniertes Projekt scheitert an Schädling

140 Tonnen solcher Verarbeitungshimbeeren wollte die Firma in Niederwil SG produzieren. Um einen grossen Teil der vom Getränkehersteller bisher für den Sirup verwendeten ausländischen Himbeeren durch schweizerische zu ersetzen, wären 40 bis 60 Hektaren Anbaufläche nötig gewesen. Landwirtinnen und Landwirte der Region wurden eingeladen, sich an diesem Projekt zu beteiligen.

Doch jetzt ist Schluss. Das Projekt ist gescheitert. Eine kleine Fliege hat das ambitionierte Projekt scheitern lassen. Der Befall mit der Kirschessigfliege (Drosophila suzukii) sei zu gross gewesen, sagt Christof Schenk vom Holderhof.

Nachfrage wäre vorhanden

Himbeersirup ist in der Schweiz sehr beliebt. Eine Umfrage des Fibl von 2021 im Auftrag von Coop hat gezeigt, dass ein höherer Anteil an inländisch produzierten Bio-Verarbeitungswaren, insbesondere für Himbeeren und Erdbeeren, von den Verarbeitungsbetrieben gewünscht wird und unter günstigen Bedingungen auch wirtschaftlich umsetzbar ist.

Auf diesen Zug hat die Holderhof Produkte AG aus SG aufspringen und durch den Anbau von einheimischen und biologischen Verarbeitungshimbeeren den Swissness-Anteil in Bio-Joghurts und Bio-Sirup massiv erhöhen wollen. Bereits 2022 sammelte das Unternehmen erste Anbau-Erfahrungen an vier Standorten in der Ostschweiz.

Im vergangenen Jahr waren bereits Landwirte aus der Region mit sechs Hektaren konventionell und biologisch angebauten Verarbeitungshimbeeren bei der Firma unter Vertrag. In den Gemeinden Marthalen, Matzingen und Münchwilen konnte das Unternehmen Bauern und insgesamt 14 Hektaren für das Projekt gewinnen , heisst es in einem Bericht der «Andelfinger Zeitung».

Erste Versuche waren erfolgreich

Der Anbau von Verarbeitungshimbeeren ist in der Schweiz noch wenig erprobt. Per 2023 gab es nur einige wenige Landwirte mit nur etwa 20 Hektaren Anbaufläche (IP und Bio). Die Holderhof Produkte AG hat deshalb für dieses Projekt mit dem Fibl zusammengearbeitet, das 2022 im Auftrag von Coop ein Projekt zum Anbau von Industriehimbeeren gestartet hat. So wurden auf dem landwirtschaftlichen Biobetrieb vom Holderhof auch bereits Sortenversuche durchgeführt, um die regional ideal passenden Himbeersorten für die Verarbeitung zu finden.

Als ideal haben sich die die pflegeleichteren Herbsthimbeeren-Sorten erwiesen, die auch maschinell geerntet werden können. Um die Kosten auf dem hart umkämpften Markt tief zu halten, habe man auf eine vollmechanisierte Bewirtschaftung gesetzt, erklärt Christof Schenk, Inhaber des Holderhofs. Aus dem erwarteten Ertrag von 140 Tonnen Himbeeren hätten 15 Tonnen Konzentrat hergestellt werden sollen.

Risiko einer Plage zu hoch

Die Kirschessigfliege (Drosophila suzukii) hat nun das Projekt zum Erliegen gebracht. Für den Biobetrieb ist der Pflanzenschutz stark eingeschränkt. Wegen des lang dauernden Reifezeitpunkts innerhalb eines Feldes sei ein solcher gar unmöglich, heisst es im Bericht. Auch wollte der Betrieb nicht das Risiko eingehen, KEF (frische Eiablage) zu fördern.

Den die Region ist als Weinanbaugebiet bekannt. Die Kirschessigfliegen hätten sich rasch auf die Reben ausbreiten können. Das Unternehmen hätte in diesem Fall mit Schadenersatzforderungen von mehr als einer Viertelmillion Franken rechnen müssen. Das wollte die Firma nicht riskieren.

Die Holderhof Produkte AG habe auch verschiedene Maschinen mit unterschiedlichen Einstellungen sowie eine Handernte ausprobiert. Der Schaden durch die Kirschessigfliege sei zu gross gewesen, die Beeren leider ungeniessbar, bedauert Christof Schenk. Die am Projekt beteiligten Landwirte seien aber für sämtliche Kosten entschädigt worden.

Die Holderhof Produkte AG

Die Holderhof Produkte AG ist ein Schweizer Lebensmittelhersteller mit der Philosophie «Vom Feld in die Flasche». Das Unternehmen baut einen Grossteil der Rohstoffe auf dem eigenen Bauernhof an, verarbeitet sie und füllt sie in der eigenen Produktionsstätte ab. Dadurch bleibt das Produkt von Anfang bis Ende in ihren Händen.

Holderhof ist bekannt für seine innovativen Getränke, die sowohl im eigenen Hofladen als auch in den Filialen grosser Handelsketten im In- und Ausland erhältlich sind. Ein Teil der verwendeten Kräuter und Beeren stammt aus eigenem Bio-Anbau, und für andere Rohstoffe pflegen sie enge Partnerschaften mit Schweizer Bauernfamilien.

Kommentare (3)

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  • Feinschmecker | 21.09.2024
    Jää, so chunnts, we me der Natur nume söu zueluege !
  • Birri | 21.09.2024

    Biodiversität sei Danke

  • Kollege | 20.09.2024
    Wie wird die Kirschessigfliege im Ausland in Schach gehalten? Oder ist das nur ein schweizerisches Problem?
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