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Insektensterben auch im Wald

Claudia Staub, Technische Universität Darmstadt |

 

Die Zahl der Insekten nimmt seit Jahren ab. Für landwirtschaftlich genutzte Gebiete ist dies bereits gut dokumentiert. In Wäldern wurden bislang vor allem Insekten untersucht, die als Schädlinge gelten. Nun wurde von Forscherinnen und Forschern unter Leitung der TU Darmstadt (D) die Entwicklung sehr vieler Insektenarten in deutschen Wäldern untersucht.

 

Der Wald ist durch seine Bedeutung für das Klima und durch die allgegenwärtigen Waldschäden infolge der heissen und trockenen Sommer ins Bewusstsein der Öffentlichkeit gerückt. Neben dem Menschen sind auch viele Tierarten auf das Ökosystem Wald angewiesen, die meisten von ihnen sind Insekten. Insekten werden im Wald oft nur als Schädlinge beachtet, wie beispielsweise die Berichterstattung über Borkenkäfer oder Maikäfer zeigt, dabei sind alle Arten für das natürliche Geleichgewicht sehr wichtig. Während zeitliche Veränderungen in den Populationen potentieller Schadinsekten gut untersucht sind, weiß man wenig über den Zustand und die Entwicklung der vielen anderen faszinierenden Insektenarten in Wäldern.

Eine neue Studie unter der Leitung von Forschern der Technischen Universitäten Darmstadt und München in Zusammenarbeit mit weiteren Forscherinnen zeigt nun, wie sich die Populationen von 1805 Insektenarten von 2008 bis 2017 in deutschen Wäldern entwickelt haben. Zur Überraschung der Forscher ist die Individuenzahl bei der Mehrzahl der ausgewerteten Arten über die Zeit zurückgegangen.

Dies verwundert vor allem im Vergleich zu landwirtschaftlich geprägten Flächen, bei denen sich die Art der Landnutzung über die Zeit verändert und durch Faktoren wie wirksamere Pflanzenschutzmittel, den Wegfall von Randstrukturen oder den vermehrten Anbau von Energiemais intensiviert hat. Störungen dieser Art spielen im Wald keine Rolle. Dennoch lässt sich ein deutlicher Artenrückgang nachweisen. Dabei waren grössere und häufigere Arten besonders stark rückläufig. Während bei pflanzenfressenden Insekten etwas mehr Arten zu- als abnahmen, gingen bei allen anderen Ernährungstypen wie Räubern oder Totholz-Zersetzern deutlich mehr Arten zurück.

 

Auswirkungen auf alle Organismen im Wald

 

Die neue Studie wurde in drei Regionen durchgeführt: im Nationalpark Hainich, im UNESCO Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin und im UNESCO Biosphärenreservat Schwäbische Alb. Der Rückgang war stärker in Wäldern mit einem hohen Anteil an Nadelbäumen, die in den Untersuchungsgebieten natürlicherweise nur selten vorkommen, sondern angepflanzt sind. In heimischen Buchenwäldern waren die Verluste dagegen geringer. Weiterhin waren in geschützten Wäldern ohne forstliche Nutzung die Rückgänge weniger stark als in intensiv bewirtschafteten Wäldern.

«Über 60 Prozent der untersuchten Insektenarten waren rückläufig», sagt Dr. Michael Staab von der Arbeitsgruppe Ökologische Netzwerke des Fachbereichs Biologie der TU Darmstadt und Hauptautor der Studie. «Dies wird sehr wahrscheinlich Auswirkungen auf alle Organismen in unseren Wäldern haben, da sich Nahrungsnetze zu verschieben drohen.» In Anbetracht des Klimawandels ist es in Zukunft notwendig zu untersuchen, wie sich die zunehmende Trockenheit und die damit einhergehende Veränderung der heimischen Wälder auf die Entwicklung von Insektenpopulationen auswirkt.

Professor Nico Blüthgen, Leiter der Arbeitsgruppe Ökologische Netzwerke, ergänzt: «Unsere Wälder sind durch die Klimakrise gerade dabei, sich drastisch zu verändern. Wir versuchen derzeit zu verstehen, wie sich dies auf die Insektenpopulation auswirkt.» Die Ergebnisse der jetzt im renommierten Fachmagazin «Communications Biology» veröffentlichten Studie legen nahe, dass eine gezielte Bewirtschaftung, einschliesslich der Förderung einer natürlicheren Baumartenzusammensetzung und eines reduzierten Holzeinschlags, dazu beitragen kann, das Insektensterben in unseren Wäldern abzuschwächen.

Weitere Informationen im Internet auf der Forschungsplattform Biodiversitäts-Exploratorien www.biodiversity-exploratories.de.

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