Beim Insektensterben ist auch die Verstädterung einer der Haupttreiber. Diese Schlussfolgerung haben Forscher des bayerischen LandKlif-Netzwerks aus aktuellen Forschungsergebnissen gezogen, für deren Generierung sie im Jahr 2019 an insgesamt 170 Orten im Freistaat Insekten gesammelt haben.
Forscherinnen und Forscher führen das Insektensterben zum einen auf Veränderungen der Landnutzung zurück, beispielsweise auf die Zunahme grosser Monokulturen wie Mais und Raps. Zum anderen nennen sie als Ursache auch den Klimawandel mit vermehrter Hitze und Trockenheit.
Insekten profitieren von höheren Temperaturen
Doch scheinen diese Befunde Schwächen zu haben. Wie die Universität Würzburg als Netzwerkkoordinator mitteilte, hatten die Temperatur am Standort sowie die durchschnittliche Jahrestemperatur ausschliesslich positive Auswirkungen auf die Biomasse und die Vielfalt der Insektenpopulationen.
«In dieser Studie konnten wir zum ersten Mal die Auswirkungen von Klima und Landnutzung auf Insekten in einer mitteleuropäischen Landschaft voneinander trennen», erklärt Jörg Müller, Professor vom Biozentrum der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU).
Biomasse in Städten kleiner
Die Form der Landnutzung habe sich dagegen unterschiedlich auf die Biomasse und Diversität ausgewirkt. In landwirtschaftlich geprägten Gebieten sei eine Verringerung der Biodiversität aufgefallen. Die Vielfalt an Insektenarten sei durchschnittlich um 29% geringer gewesen als in naturnahen Lebensräumen, berichteten die Forscher und rieten zu einem weiteren Ausbau der bestehenden Agrarumweltprogramme zur Förderung der Biodiversität.
«Den grössten Unterschied bezüglich der Insektenbiomasse fanden wir zwischen naturnahen und städtischen Gegenden. In der Stadt war die Biomasse um 42 Prozent niedriger. Die Insektenvielfalt war dagegen im Agrarbereich im Vergleich zu naturnahen Lebensräumen um 29 Prozent geringer», sagt Johannes Uhler, JMU-Doktorand und Erstautor der Studie.
Warnsignal an Forschung
Dem sei mit mehr Grünflächen in urbanen Lebensräumen zu begegnen, erklärten die Forscher. Ausserdem sei das Projektergebnis als ein «wichtiges Warnsignal» an die Forschung zu werten.
Man dürfe beim Insektenmonitoring aus einem Rückgang der Biomasse nicht darauf schliessen, dass dies auch eine Abnahme der Artenvielfalt bedeute und umgekehrt. Die Ergebnisse der Studie sind im «Journal Nature Communications» veröffentlicht worden.