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IP-Suisse und Bio Suisse gegen «Plan Wahlen 2.0»

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Ernährungssicherheit und Selbstversorgungsgrad sind seit dem Ausbruch des Krieges in der Ukraine in den Fokus gerückt. Die SVP fordert die Erhöhung der landwirtschaftlichen Produktion mit einem «Plan Wahlen 2.0». Für die Produzentenorganisationen Bio Suisse und IP-Suisse ist das der falsche Weg.

 

Seit dem 24. Februar 2022 herrscht in Europa seit den 1990er-Jahren wieder Krieg. Russland startete seinen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Seither sind Millionen geflüchtet, tausende Menschen haben ihr Leben verloren.

 

SVP will Erhöhung des Selbstversorgungsgrad

 

Die Ukraine und Russland sind wichtige Produzenten von Getreide und Ölsaaten. Sie sind gemeinsam die Hauptweizenlieferanten für Nordwestafrika, arabische Staaten und Teile Europas. Auf den fruchtbaren schwarzen Böden erzeugen sie nahezu 30% der weltweiten Weizenproduktion. Bei Mais, Raps und Sonnenblumenöl entfallen rund 20 % der globalen Produktion auf die beiden nun im Krieg befindlichen Länder.

 

Seit dem Ausbruch des Krieges sind die Handelsströme teilweise unterbrochen. Die Folge war ein massiver Anstieg der Preise für Getreide, Dünger oder Energie. Das Thema Versorgungssicherheit ist in der Schweizer Politik wieder aktuell. Die SVP fordert unter dem Motto Wahlen 2.0 eine Art neue «Anbauschlacht». Mit einem Selbstversorgungsgrad von 57 Prozent habe nur noch jede zweite Person Essen auf dem Tisch.

 

«Deshalb muss die Schweiz auf die eigene inländische Produktion setzen, statt Nahrungsmittel im Ausland zu besorgen und mit unsinnigen Öko-Projekten die einheimische Landwirtschaft weiter zu schwächen», fordert die wählerstärkste Partei der Schweiz. Der Bundesrat solle aufzeigen, wie der Netto-Selbstversorgungsgrad von aktuell 50 Prozent auf 60 Prozent erhöht werden könne. Auf eine weitere Extensivierungsschritte soll deshalb verzichtet werden.

 

«Versorgungssicherheit und Nachhaltigkeit nur gemeinsam»

 

IP-Suisse und Bio Suisse stehen diesen Plänen skeptisch gegenüber. Nationale Grenzen überschreitende Handelsbeziehungen hätten es in den letzten Jahrzehnten erlaubt, die Ernährungssicherheit weltweit zu erhöhen. «Die weltweite Verfügbarkeit von Nahrungs- und Futtermitteln, Dünger, Saatgut, Maschinen, Pflanzenschutzmitteln und Energie ermöglichte grossflächig Ernährungssicherheit trotz Krisen in einzelnen Regionen. Dies ist durch den aktuellen Krieg in der Ukraine gefährdet», heisst es in einer gemeinsamen Mitteilung.

 

Die Debatte um einen höheren Selbstversorgungsgrad erachten die beiden Produzentenorganisationen mit rund 25’000 Mitgliedern als «nicht zielführend». Versorgungssicherheit und Nachhaltigkeit gebe es nur gemeinsam. Sie nennen dazu mehrere Gründe:

 

  • Mehr Ernährungssicherheit und Resilienz dank nachhaltigen Systemen. IP-Suisse und Bio Suisse würden mit ihren Abnehmern und Konsumierenden an enkeltauglichen Ernährungssystemen arbeiten. «Produktion und Natur sind untrennbar», halten sie fest.
  • Leistung sei messbar. IP-Suisse und Bio würden einen wesentlichen Beitrag für Ernährungssicherheit, Gesundheit von Menschen, Tier und Böden, Wasserqualität, Biodiversität und Klimaschutz leisten.
  • Entscheidend für den ökologischen Fussabdruck sei der Konsum tierischer Produkte und der Food Waste. «Die Lösung heisst Ressourceneffizienz: Reduktion der Verschwendung (Stop Food Waste), mehr Pflanzenproduktion für den Menschen (Feed no Food), weniger, dafür nachhaltig produzierte tierische Produkte und deren vollständige Verwertung (From Nose to Tail)», halten sie fest.
  • Schweizer Ernährungssicherheit gibt es aus der Sicht von IP-Suisse und Bio Suisse «nur mit verlässlichen, nachhaltigen und grenzüberschreitenden Handelsbeziehungen.

 

Produktivitätsfortschritte

 

Für Bio Suisse und IP Suisse ist der Selbstversorgungsgrad in der Schweiz trotz Kulturlandverlust und Bevölkerungswachstum hoch. Dies sei auf Produktivitätsfortschritte einer innovativen Landwirtschaft zurückzuführen, die stark vom Nachhaltigkeitsgedanken geprägt sei. 50% der Schweizer Betriebe arbeiten heute nach IP-Suisse- oder Bio-Richtlinien.

 

Für die beiden Organisationen ist es aber unabdingbar, verlässliche und grenzüberschreitende Handelsbeziehungen für die Ernährungssicherheit zu erhalten. «Seit über 100 Jahren wurden jeweils zwischen 30 und 47 Prozent der Kalorien importiert», halten die beiden Organisationen in der Mitteilung fest.

Kommentare (13)

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  • Tanja Trauboth | 04.04.2022
    Wie soll Plan Wahlen 2.0 aussehen? Bei PW 1.0 wurden Böden untersucht auf Ackerfähigkeit, Schulungen gemacht, damit Bauern lernten auf Bergwiesen Kartoffeln anzubauen. Es wurden Kühe reduziert. Der Landdienst wurde gegründet. Es gibt eine DVD dazu. Vielleicht unterstützen die SVPler den eigenen Bundesrat, dass überhaupt einmal sinnvolle Vorschläge für Agrarpolitik gemacht werden.
    • Kollege | 04.04.2022
      Tanja, sehr viele EXWI sind auf ehemaligem Ackerland. Die damalige (1996) Definition war: "extensiv genutzte Wiesen auf stillgelegtem Ackerland". Das bedeutet, dass nur auf offenem Ackerland EXWI gemacht werden konnten.
      Es müssen nicht Hecken gerodet werden oder schwer bewirtschaftbare Flächen wieder in die FF genommen werden.
  • Fritz Rothen | 02.04.2022
    Dieses Statement wurde nicht mit der Migros abgesprochen, sondern an der Vorstandsitzung erabeitet. Die IP-SUISSE setzt sich für die Schweizer Produktion ein. IP-SUISSE Produkte können nicht importiert werden. Unsere Produzenten halten durchaus Schritt mit der übrigen Produktion. Es stimmt mich nachdenklich, dass Sie nicht einmal zu Ihrem Namen stehen können, damit ich Ihnen telefonieren kann.
    Herzlichen Dank für Ihren Beitrag
    Fritz Rothen, Geschäftsführer IP-SUISSE ( 079 444 72 62
    • Kollege, bleibt kritisch | 02.04.2022
      Danke für Ihr Angebot. Aber ein Telefonat würde meine Ansicht nicht ändern. Um zu wissen was die IPS Mitglieder denken, wäre ein Mitgliederbefragung zielführender als auf der ideologischen Spur zu fahren.
      Produktion auf extensiven Flächen ohne Berücksichtigung sich ändernden Situationen per se abzulehnen ist aus meiner Sicht falsch.
      Wer glaubt die Migros agiere selbstlos für IP Bauern, liegt falsch. Die Migros wälzt Risiken immer auf die Produzenten.
      • Res Bärtschi | 03.04.2022
        Weder bei IP Suisse noch bei Bio Suisse sind alle gleicher Meinung. Wenn das so wäre, wäre das beängstigend. Wer sich aber etwas tiefer mit der Problematik befasst stellt fest, dass die SVP Schnellschüsse höchstens Wahlpropaganda darstellen. Es kommen haufenweise Forderungen, die bei genauerem betrachten nicht umsetzbar sind oder das Problem höchstens verlagern.
      • hwb | 04.04.2022
        Danke für deine Gedanken, Kollege. Ganz falsch liegst du damit leider nicht, ausser dass du IPS eine Produzentenorganisation nennst, die sind zwischenzeitlich mindestens so fest zur Handelsorganisation geworden unter div. Namen. Da heisst es ja keinen Handelspartner durch eine Pressemitteilung vor den Kopf stossen, die ihm nicht in den Kram passt, könnte ja schlecht sein fürs Geschäft. IPS soll im Strudel ihres eigenen Erfolgs aufpassen, dass sie nicht wie Raiffeisen enden.
    • Bühler René | 02.04.2022
      Als Vorstandsmitglied von IP-Suisse, habe ich mich wie Fritz Rothen schreibt, an der letzten Vorstandssitzung mit dieser Stellungnahme befasst und diese so unterstützt. Warum? Weil die meisten BFF Elemente an Hecken, Waldrändern, Gewässern oder an Grenzstandorten liegen. Als Lohnunternehmer im Pflanzenschutz mit mehr als 30 Jahren Erfahrunng bringt gute landw. PRAXIS viel mehr. STANDORTGERECHT usw.
      160 000 Tonnen Brot werfen wir in der Schweiz im Jahr weg, ein weiterer Lösungsansatz.
      • René Bühler | 02.04.2022
        Hat der Bauernverband eine Mitgliederbefragung gemacht zu diesem Thema?
      • Jogg vum Bärg | 02.04.2022
        Bin Biobauer, und unterstütze deine Aussagen!
  • Kollege, IPS Produzent | 01.04.2022
    Wie schon öfter, gibt die IPS Geschäftsleitung nicht die Meinung der Mitglieder wieder. Dieses Statement wurde nach den Wünschen von Migros abgefasst, deren Ziel es ist, Margen maximiert zu importieren und die IP CH Produktion als Feigenblatt zu nutzen.
    Eine Produzentenorganisation, die gegen die Produktion ist. Schräg.
    Fakt ist, die Weltbevölkerung wächst, ohne eine angepasste Produktion sind Konflikte programmiert.
  • Rolf | 31.03.2022
    Zersch Blueme Wiese jetzt wieder Getreide für wer für die Lüüt wo üs als Umwelt verpeschter angstellt händ
    Nei Nei Bluemwiese bliebt
  • Andi V. | 31.03.2022
    Zitat: „Die Debatte um einen höheren Selbstversorgungsgrad erachten die beiden Produzentenorganisationen mit rund 25’000 Mitgliedern als «nicht zielführend». Versorgungssicherheit und Nachhaltigkeit gebe es nur gemeinsam.“ Was sind denn die Ziele von Bio Suisse und IP Suisse? Für ihre Grossverteiler die Importschiene offen halten? Schmetterlinge zählen und Pro Natura eine Berechtigung geben?
    In Notzeiten würden wieder Stiefel/Leder gekocht und bei Bäumen die Rinde zum Essen abgeschabt…
  • Erfahrener Bauer | 31.03.2022
    Das sagt ip Suisse
    Ich als ip Suisse Produzent, bin da anderer Meinung und zwar Ökoflächen auf 2%reduzieren wo es Natur schutzflächen in der Umgebung hat Ökoflächen ganz aufheben und die Naturschutzgebiete mehr sorge tragen,

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