Die Labelorganisation IP-Suisse hat ambitionierte Ziele: Sie will unter anderem das bekannteste Label der Schweiz werden.
«Schweizer Bauer»: Gemäss Ihrem Referat an der Swisssem-DV vor 10 Tagen will IP-Suisse 2020 die vorherrschende Produktionsform der schweizerischen Landwirtschaft werden. Wie will sie dieses Ziel erreichen?
Fritz Rothen: Wir wollen den eingeschlagenen Weg weiterverfolgen: qualitäts-, umwelt- und produktionsorientiert, bezahlbar und inländisch. So können wir uns vom Ausland abheben. Denn die Schweizer Produktion nähert sich immer mehr dem Ausland an. Doch preislich wird sie niemals mithalten können.
Wie und wo sollen die zusätzlich entstehenden IP-Suisse-Produkte vermarktet werden?
Vor allem in den bestehenden Kanälen mit einer Mengen- und einer Sortimentsausdehnung, zum Beispiel bei Denner. Wir nehmen nach den IP-Suisse-Rüebli nun auch andere Gemüse und Obst in Angriff. Das Brotsortiment wird erweitert, und bereits heute sind Butter, Joghurts und Käse aus IP-Suisse-Wiesenmilch erhältlich. Es öffnen sich aber auch neue Absatzkanäle. So wird Nestlé neuerdings Wiesenmilch verarbeiten, und auch in der Gemeinschaftsgastronomie gibt es einen Ausbau mit der SV Group.
IP-Suisse hat gemäss Ihrer Aussage zum Ziel, das bekannteste und nachhaltigste Label der Schweiz werden. Wie will sie das erreichen?
Wir arbeiten zum Beispiel in Begleitung von Forschern an neuen Punktesystemen für den Klimaschutz und den sozialen Bereich. Das Biodiversitätspunktesystem erhält ein neues Modul: Hof+. Hier können Massnahmen auf der Hofparzelle, zum Beispiel Nistplätze für Schleiereulen, angerechnet werden. Wir möchten auch die herbizidlose Bewirtschaftung als freiwilliges Programm anbieten. Die Punktesysteme mit finanziellen Anreizen statt Verboten sind unser Erfolgsrezept.
Wie soll die Botschaft übermittelt werden, dass IP-Suisse nachhaltiger ist als Bio?
Das wichtigste Argument ist, dass IP-Suisse nur im Inland produziert. Im Gegensatz zu Bio gibt es bei uns keine langen Transporte. Zudem begleiten wir unsere Produktion intensiv mit Forschung, die Verbesserungen im Bereich Nachhaltigkeit laufend aufzeigt. Im Biolandbau wird zudem weniger für die Biodiversität unternommen. Es ist aber klar: Beim Pflanzenschutz und beim Dünger hat Bio die Nase vorn.
Der wichtigste Produktionszweig der Schweizer Landwirtschaft ist die Milch. Welche Anstrengungen unternimmt IP-Suisse in diesem Bereich?
In der Milch wachsen wir am stärksten. Aktuell werden 50 Millionen Kilo sojafreie IP-Suisse-Wiesenmilch jährlich produziert. Wir stellen zusammen mit interessierten Abnehmern laufend Betriebe auf Wiesenmilchproduktion um. Es gibt auch Ziegen- und Schafmilchprodukte auf Wiesenmilchbasis.