Der Dreikönigstag, den wir heute feiern, geht auf eine Bibelstelle im Matthäus-Evangelium (MT 2, 1–12) zurück. Dort sind es Weise aus dem Morgenland, die Jesus, den «neugeborenen König der Juden», suchten. Sie hätten, so heisst es bei Matthäus, «seinen Stern im Morgenland gesehen» und seien gekommen, um «ihm zu huldigen».
In der Bibel ist allerdings nicht die Rede von Königen. Sie werden in der Zwingli-Übersetzung als Weise bezeichnet, im griechischen Ausgangstext steht jedoch Magoi, was Weise oder Sterndeuter bedeutet.
Die Namen der 3 Könige
Aus dem Bibeltext geht also nicht hervor, dass es Könige waren. Es steht auch nicht hervor, dass sie Caspar, Melchior und Balthasar geheissen haben. Es steht nicht einmal, dass es sich um drei Personen handelte. Darauf kam man nur deshalb, weil sie «Gold, Weihrauch und Myrrhe» brachten, wie es im Matthäus-Evangelium heisst. Alle anderen Faktoren und Details kamen von späteren Kirchengelehrten und aus anderen Quellen dazu.
Dessen ungeachtet feiern wir hier das Dreikönigsfest. Wie es im «Historischen Lexikon der Schweiz» (HLS) heisst, war es bereits ab dem 7. Jahrhundert Tradition, dass man am Vorabend des Fests in bäuerlichen Gegenden Häuser segnete und den Türsturz mit den Buchstaben C+M+B versah (Christus mansionem benedicat, zu Deutsch «Christus segne dieses Haus»).
Volkstümlich werden die Buchstaben auch als die Anfangsbuchstaben der drei Könige (Caspar, Melchior, Balthasar) gedeutet. Über alle Sprachgebiete verbreitet ist laut dem HLS zudem das Sternsingen, das seit den 1930er-Jahren vielerorts eine Renaissance erlebt habe.
Mit der Zeit wurden der ursprünglichen Geschichte in der Bibel einige Elemente hinzugefügt. Zentral bleibt die Huldigung des «Königs der Juden».
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König für einen Tag
Und da ist natürlich der Dreikönigskuchen. Woher dieser Brauch genau stammt, ist nicht klar. Die Foodfachzeitung «Delikatessen Schweiz» schreibt, der Brauch habe seinen Ursprung im alten Rom. Zu Ehren des Saatengottes Saturn wurde alljährlich nach ausgebrachter Wintersaat ein Volksfest veranstaltet. Dabei habe man in einem Kuchen eine Bohne versteckt. Wer sie gefunden habe, sei Bohnenkönig geworden und durfte – selbst als Sklave – für einen Tag einen Hofstaat ernennen.
Ob das wirklich der Ursprung unseres heutigen Brauchs ist, ist unklar. Sicher ist, dass der Dreikönigskuchen bei uns in den 1950er-Jahren einen Aufschwung erlebte.
Dreikönigskuchen: ein innovatives Produkt
Der ist nicht zuletzt Max Währen zu verdanken, der von 1919 bis 2008 lebte. Laut eines Texts von Konrad J. Kuhn der Universität Zürich habe sich Max Währen der Suche nach dem Ursprung von Schweizer Gebäckformen wie dem Gipfeli, dem Zopf oder dem Grittibänz verschrieben, heisst es bei Kuhn. «Dabei stiess er auch auf den Brauch des Dreikönigskuchens und bedauerte die faktische Nichtexistenz des Brauches in der Schweiz nach dem Zweiten Weltkrieg» heisst es bei Kuhn.
Der Brotwissenschaftler Währen schloss sich deshalb mit dem Schweizerischen Bäcker-Konditorenmeister-Verband zusammen, der ein Rezept für den heute bei uns bekannten Dreikönigskuchen entwickelte und ihn ab 1953 «propagierte», wie es im HLS heisst.
Offensichtlich mit Erfolg. Heute lässt sich um den 6. Januar wohl kaum ein Supermarkt oder eine Bäckerei betreten, ohne dass man einen Dreikönigskuchen sieht.
«C+M+B» heisst «Christus mansionem benedicat» (Christus segne dieses Haus). Wurden die Drei Könige erst danach aufgrund dieser Anfangsbuchstaben benannt?
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Mexiko und USA
Der Brauch ist aber nicht nur bei uns verbreitet. In Frankreich isst man um den 6. Januar zum Beispiel die Galette des Rois , in der anstelle des Plastikkönigs eine Mandel versteckt wird.
In Mexiko gibt es mit dem «Rosca de Reyes» einen Kranz aus Hefe, der meist mit kandierten Früchten belegt ist. Darin finden sich in der Regel gleich mehrere Baby-Figürchen, die ans Jesuskind erinnern.
Auch in New Orleans werde dieser Brauch gefeiert, was für den Rest der USA gemäss der amerikanischen Journalistin Eliza Barclay ungewöhnlich ist. In New Orleans rufe deshalb manch ein Ortsfremder beim Genuss dieses King Cake: «Ist das ein Jesuskind in meinem Kuchen?»
Die Weisen aus dem Morgenland (Lutherbibel – Matthäus 2; 1-12):
1 Da Jesus geboren war zu Bethlehem in Judäa zur Zeit des Königs Herodes, siehe, da kamen Weise aus dem Morgenland nach Jerusalem und sprachen: 2 Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern aufgehen sehen und sind gekommen, ihn zu huldigen. 3 Als das der König Herodes hörte, erschrak er und mit ihm ganz Jerusalem, 4 und er liess zusammenkommen alle Hohenpriester und Schriftgelehrten des Volkes und erforschte von ihnen, wo der Christus geboren werden sollte. 5 Und sie sagten ihm: Zu Bethlehem in Judäa; denn so steht geschrieben durch den Propheten: 6 »Und du, Bethlehem im Lande Juda, bist mitnichten die kleinste unter den Fürsten Judas; denn aus dir wird kommen der Fürst, der mein Volk Israel weiden soll.« 7 Da rief Herodes die Weisen heimlich zu sich und erkundete genau von ihnen, wann der Stern erschienen wäre, 8 und schickte sie nach Bethlehem und sprach: Zieht hin und forscht fleissig nach dem Kindlein; und wenn ihr’s findet, so sagt mir’s wieder, dass auch ich komme und es anbete. 9 Als sie nun den König gehört hatten, zogen sie hin. Und siehe, der Stern, den sie hatten aufgehen sehen, ging vor ihnen her, bis er über dem Ort stand, wo das Kindlein war. 10 Da sie den Stern sahen, wurden sie hocherfreut 11 und gingen in das Haus und sahen [oder fanden] das Kindlein mit Maria, seiner Mutter, und fielen nieder und beteten es an und taten ihre Schätze auf und schenkten ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe. 12 Und da ihnen im Traum befohlen wurde, nicht wieder zu Herodes zurückzukehren, zogen sie auf einem andern Weg wieder in ihr Land.