Raps anzubauen ist anspruchsvoller als der Anbau von Getreide. Raps wird bereits im Spätsommer ausgesät, was in länger für potenzielle Schädlinge angreifbar macht. Ausserdem gibt es deren auch mehr als beim Getreide.
Eine grosse Herausforderung entstehe auch durch die Resistenzen, welche die Schädlinge gegen die Schutzmittel entwickeln. Die Bauern hätten dadurch keine Möglichkeiten mehr ihren Raps vor diesen Parasiten zu schützen, ist einem Bericht der «Zürichsee-Zeitung» zu entnehmen. Einige Bauern hätten den Raps deshalb aufgegeben, andere machten schon Notfallpläne für alternative Kulturen.
«Raps besorgt einen besseren Boden»
Es ist ein Genuss für das Auge im Frühling über die gelben Rapsfelder zu schauen. Um den unverkennbaren betörenden Duft einzuatmen ist man gerne bereit für einen Moment stehen zu bleiben. Auch Stefan Höhn aus Wädenswil, der oberhalb des Zürichsees ein solches Rapsfeld kultiviert, erkennt sowohl den wirtschaftlichen wie auch den «touristischen» Nutzen dieser Ölpflanze.
«Raps besorgt uns einen besseren Boden, ist eine spannende Nutzpflanze, und die Leute erfreuen sich an den schönen Blüten», erzählt er der «Zürichsee-Zeitung». Raps ist ausserdem eine wertvolle Kultur für Bienen. Sobald es nicht mehr zu heiss und der Boden trocken sei, werde er aussäen. Ernten wird er nächsten Juli. Auf seinem Gulmenhof betreibt er eine Ölpresse und produziert also sein Rapsöl selbst. Dieses Röstrapsöl vertreibt er dann auch gleich über den hofeigenen Shop .
Resistenzen bergen grosses Risiko
In den letzten Jahren sei es zum Verbot einiger Pflanzenschutzmittel gekommen, die unter anderem auch für Bienen schädlich waren. Dadurch sei es immer schwieriger Raps anzubauen, heisst es im Bericht. «Mittlerweile steht uns nur noch eine Art von Pflanzenschutzmitteln zur Verfügung», erkärt Fiona Eyer von der Fachstelle Pflanzenschutz vom Strickhof. Dies berge ein grosses Risiko.
Denn wenn nur noch ein und immer dasselbe Pflanzenschutzmittel eingesetzt werden kann, sei es möglich, dass sich die Schädlinge an das Mittel gewöhnen und also nicht mehr darauf reagieren. Eine weitere Behandlung wäre in einem solche Fall nutzlos.
Im Kanton Zürich ist es beim Rapserdfloh vereinzelt schon zu Resistenzen gekommen. Die Bauern, beziehungsweise ihr Raps, sind in solchen Fällen den Angriffen der Schädlinge komplett ausgeliefert. Die Pflanzenschutzexpertin hätte beobachtet, dass einige Bauern diese belastende Situation nicht mehr ertragen und den Raps aufgegeben hätten, schreibt die Zeitung.
Zahlreiche Schädlingen
Raps wird bereits im Spätsommer ausgesät. Den Faktoren, die das Wachstum und den Ertrag beeinträchtigen können, sind diese Pflanzen also lange ausgesetzt. Wenn es dann zu trocken ist, wächst der Raps nicht mehr weiter. Zudem braucht der Raps ein feines Saatbeet und reagiere empfindlich auf einen verdichteten Boden.
Der Raps zieht auch mehrere Schädlinge an. Im Herbst sind es die Erdflöhe, die von ihm angezogen werden. Im Frühling fallen die Stängelrüssler über den Raps her. Und im Frühsommer gesellt sich noch der Rapsglanzkäfer dazu. Diese Umstände führten dazu, dass ein Rapsfeld bis zu fünf Mal gegen Insekten und Unkraut behandelt werden müsse, weiss Fiona Eyer vom Strickhof.
Fiona Eyer von der Fachstelle Pflanzenschutz vom Strickhof kennt die Gefahren einer zunehmenden Resistenz der Schädlinge gegen die Schutzmittel.
zvg
Ist nachhaltiger Rapsanbau möglich?
Dieser Frage geht das Zürcher Projekt «Nachhaltiger Rapsanbau» nach, das noch bis März 2024 läuft . Das Projekt wurde auf Initiative der Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften (HAFL) zusammen mit verschiedenen Partnern lanciert. Dabei soll herausgefunden werden, wie sich ein Verzicht von Herbiziden und Fungiziden auswirke. Auch wird geprüft, welche Effekte ein gezielter Einsatz von Insektiziden hat.
Simon Binder betreut dieses Projekt. Er ist Mitarbeiter der Fachstelle Pflanzenschutz am Strickhof. Ein Rapsanbau ohne Pflanzenschutzmittel sei sehr herausfordernd, weiss Binder. Gegen Unkraut und Krankheiten dagegen gäbe es biologische oder mechanische Alternativen. Ein Verzicht auf Insektizide sei jedoch schwieriger. «Je nach Jahr und Wetter sind die Schädlinge gehäuft unterwegs und können in solchen Jahren grossen Schaden anrichten», erklärt Binder der «Zürichsee-Zeitung».
Doppelte Bundesbeiträge
Landwirte, welche Pflanzenschutzmittel einsparen, würden ab diesem Jahr eine höhere finanzielle Unterstützung erhalten. Beim Raps hätten sich die Bundesbeiträge gar verdoppelt. «In einem guten Jahr kann sich damit die Einsparung von Pflanzenschutzmitteln finanziell lohnen, wenn man das höhere Ertragsrisiko tragen kann», sagt Simon Binder der «Zürichsee-Zeitung».
Diese Erhöhung der Beiträge scheint wichtig, um die Attraktivität des Rapsanbaus zu erhalten. Zu den Hauptabnehmer des Holl-Rapsöls gehörten auch McDonald’s und Zweifel Chips. Beide Produzenten hätten vor rund 15 Jahren auf Rapsöl umgestellt. Im Falle eines weiteren Schwindens der Schweizer Rapsfelder sähen sich diese Firmen allenfalls dazu gedrängt, Rapsöl zu importieren.
Der Rapsstängelrüssler ist ca. 2,5–4 mm gross. Der Kopf ist in einen dünnen nach unten gebogenen Rüssel verlängert. Die Weibchen legen ihre Eier in die Haupttriebe, indem sie zuvor ein Loch hineinbohren. Bevorzugt werden Pflanzen, die weniger als 20 cm messen. Die Larven fressen anschliessend das Innere des Rapsstängels. Der Frass der Larven des Rapsstängelrüsslers hinterlässt stark geschwächte Rapspflanzen, die sich verkrümmen und schliesslich aufplatzen können.
Agrarfoto
«Was nützt es uns, wenn wir pessimistisch sind?»
Trotz der Herausforderungen, die mit dem Rapsanbau verbunden sind und den trüben Aussichten, die sich durch eine mögliche Schutzmittelresistenz ankündigen, zeigt sich Stefan Höhn zuversichtlich. «Raps ist sehr selbstständig. Wir hatten im letzten Jahr einen sehr guten Ertrag», sagt Höhn.
Er richtet seinen Hof an den IP-Suisse-Richtlinien aus und will die Felder nicht spritzen. Und falls er doch einmal gegen Insekten vorgehen müsste, würde er den Raps bei IP-Suisse abmelden. Auf diese Weise hätte er keinen Ernteausfall und könne den Raps trotzdem verkaufen.
Trotzdem schaut sich Bauer Höhn bereits nach Alternativen um. Denn im schlimmsten Fall will er bereit sein umzustellen. Er liebäugelt dabei mit dem Mohnöl. Das sei noch kaum bekannt. Dies, obwohl er mit dem Mohn einen tieferen Ertrag erwirtschaften würde als mit dem Raps. «Was nützt es uns, wenn wir pessimistisch sind?», sagt Höhn abschliessend.
Die Käfer sind nicht das Problem…