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«Ist Milch eigentlich noch gesund?»

Milch müsse vor dem Trinken abgekocht werden, sagen die einen. Dadurch werde man anfälliger für Krankheiten, meinen andere. Am Rohmilchseminar am FiBl in Frick kamen Kritiker und Rohmilchtrinker zu Wort.

Robert Alder |

 

 

Milch müsse vor dem Trinken abgekocht werden, sagen die einen. Dadurch werde man anfälliger für Krankheiten, meinen andere. Am Rohmilchseminar am FiBl in Frick kamen Kritiker und Rohmilchtrinker zu Wort.

Die Meinungen darüber gehen weit auseinander. Sehr weit sogar. Rohe Milch trinken sei ein Risiko. Zu viele Keime und Krankheitserreger könnten uns das Leben schwer machen. Untersuchungen brachten zutage, dass der Organismus durch den Genuss von keimfreier Milch anfälliger für Allergien wird.

Gesund oder gefährlich?

Ton Baars ist Wissenschaftler an der Forschungsanstalt für biologischen Landbau in Frick AG. «Ist Milch eigentlich noch gesund?», fragte er rhetorisch. Noch vor 80 Jahren wurde Milch im Rohmilchgesetz als «Heilmilch» angepriesen. 2010 sprach die Fachwelt von «Rohmilchverbrechern».

In der Tat ist der Konsum von Rohmilch heute in vielen Ländern verboten, beispielsweise in Australien, in Kanada und in weiten Teilen der USA. Auch das Schweizer Lebensmittelrecht schreibt vor, dass Rohmilch generell nicht genussfertig sei und beim Verkauf mit dem Hinweis zu versehen sei, dass sie vor dem Konsum «auf mindestens 70 Grad zu erhitzen ist», erklärt Ernst Jakob von der Forschungsanstalt Agroscope Liebefeld-Posieux ALP.

Trinkt nur Milch

Judith Mudrak ist konsequent. Sie hat ihre Flaschen mit Rohmilch und mit Schotte dabei. Die Schweizerin lebt schon über dreissig Jahre in den USA und bezeichnet sich als Rohmilchaktivistin. «Ich trinke seit Jahren ausschliesslich rohe Milch und das illegal», gibt sie zu verstehen. Rohmilch sei bis viermal teurer als herkömmliche Milch.

In den USA gebe es zweierlei Milchproduzenten: jene, die für den Konsumenten, und jene, die für die Industrie Kühe halten. Von Letzteren würde sie nie Milch trinken. Mit feurigen Worten erzählt sie, dass sie ihre Milch bei den Amischen beziehe, die diese natürlich produzierten.

10 Millionen US-Bürger trinken Rohmilch

Dass einige von ihnen immer wieder vom US-Agrarministerium und von der Polizei Repressalien über sich ergehen lassen müssten. Dass allein in den USA jeden Tag 30’000 Personen Asthmaattacken hätten und ebenso viele deswegen der Arbeit fernblieben. Mudrak ist nicht alleine. Über 10 Mio. US-Bürger teilen ihre Philosophie. Tendenz steigend.

Die Butter gebe es schon seit Jahrtausenden, die Margarine habe erst Napoleon gebracht. «Milch kann töten», heisst es in einer Antimilch-Werbekampagne. «Es gibt zweierlei Studien, abhängige und unabhängige». Der obige Werbeslogan sei von der Margarineindustrie gesponsert worden, fügt sie an.

Differenzieren nötig

Schützenhilfe bekommt sie von Ton Baars. Man müsse differenzieren statt generalisieren. Klar gebe es Krankheitserreger wie Ehec oder Campylobacter oder gefährliche gesättigte Fettsäuren. Aber es gebe auch neuere Studien, bei denen 3000 Kinder vom Bauernhof mit Kindern aus der Stadt verglichen wurden. Dabei wurde deutlich, dass Allergien und Asthma bei den urbanen Kindern zehnmal häufiger auftraten. Positiv sei der Tierkontakt – und alle Bauernkinder hätten frische Milch getrunken.

Signifikant sei die Erkenntnis, dass aufstrebende Länder zunehmend mit «unseren» Krankheiten konfrontiert werden. Besonders hat Baars bei der Suche nach der gesunden Milch die über 400 Fettsäuren unter die Lupe genommen. «Diese wirken fast hormonartig» wie die Rumensäure des Kuhmagens. Erwiesen sei auch, dass Milch von weidenden Kühen reicher an den wichtigen Omega-3-Fettsäuren sei.

Louis Pasteur, der Erfinder des Pasteurisierens, hatte einen wissenschaftlichen Gegner, Claude Bernard. Dieser sagte: «Der Keim ist nichts, das Milieu ist alles.» Selbst Pasteur soll auf dem Sterbebett gesagt haben: «Die Mikrobe ist nichts.»

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