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«Ja, es wird zu viel Milch produziert»

Konrad Graber, Verwaltungs- ratspräsident der Emmi-Gruppe, denkt, dass in der Schweiz zu viel Milch produziert werde. Denn zu viel Milch müsse über wertschöpfungs- schwache Kanäle vermarktet werden.

Interview: Daniel Etter Daniel Salzmann |

 

 

Konrad Graber, Verwaltungs- ratspräsident der Emmi-Gruppe, denkt, dass in der Schweiz zu viel Milch produziert werde. Denn zu viel Milch müsse über wertschöpfungs- schwache Kanäle vermarktet werden.

«Schweizer Bauer»: Der Milchmarkt ist aus den Fugen, die Bauern sind uneinig. Davon profitieren die Verarbeiter. Ist der Milchmarkt fair?
Konrad Graber: Ich teile die Ansicht nicht, dass die Milchverarbeiter von der Zerstrittenheit der Bauern profitieren. Wir haben in erster Linie ein Interesse an stabilen Verhältnissen. Die heutige Situation ist eher nachteilig für Emmi. Deshalb setzt Emmi alles daran, dass es die Branchenorganisation Milch (BOM) weiterhin gibt. Sie sorgt für Stabilität und klarere Verhältnisse. Ich würde die Situation auf dem Milchmarkt als fair einstufen, denn der Markt spielt. Die Milchpreise in der Schweiz entsprechen dem hohen Angebot und bewegen sich parallel zum EU-Milchpreis. Ich habe aber ein gewisses Verständnis dafür, dass die Bauern mit dem Verdienst nicht zufrieden sind. Daran kann Emmi aber nur bedingt etwas ändern.

Wenn Emmi ein Interesse an Einigkeit unter den Bauern hat, wäre es nicht sinnvoll, zwischen den Fronten zu vermitteln?
Wir appellieren immer wieder für Einigkeit. Wir können den Bauern aber nichts diktieren.

Emmi korrigierte Ende 2011 die A-Milchmenge von 85% mit einem Schlag auf 65%. Die ZMP riefen deshalb die Ombudsstelle an. Diese kam anscheinend zum Schluss, dass auch bei Emmi nicht alles ganz korrekt läuft...
Der Bericht bestätigt, dass unsere Segmentierung korrekt ist. Wäre dies nicht so, hätte dies Wellen geworfen. Mehr aber kann ich dazu nicht sagen. Die Segmentierung eines Unternehmens widerspiegelt jeweils, in welchen Tätigkeitsfeldern es aktiv ist. Man muss sich auch einmal den Schweizer Milchmarkt ohne Emmi vorstellen. Die Milchbauern hätten ein riesiges Absatzproblem. Und jedes Kilo Milch, das wir exportieren, entlastet den Markt und bringt den Bauern Wertschöpfung.

Wir kommen zu der Milchmenge. Produzieren die Bauern zu viel Milch?
Ja, ich denke, in der Schweiz wird zu viel Milch produziert. Denn zu viel Milch muss über wertschöpfungsschwache Kanäle vermarktet werden. Aber wie soll die Menge gesteuert werden? Ich bin überzeugt, dass einzig der Markt die Menge führen kann. Oft wird die BOM dafür kritisiert, dass die Menge weiter ansteigt. Ursache dafür sind aber nicht die BOM, sondern die Bauern respektive ihre Milchabnehmer, die die Segmentierung nicht korrekt umsetzen.

Der Marktentlastungsfonds stützt den C-Preis und heizt das Mengenwachstum an...
Das stimmt. Dazu kommt, dass die Bauern die schwindenden Einkommen durch das Mengenwachstum kompensieren wollen. Es ist aber auch klar, dass es nach dem Ausstieg aus der Kontingentierung eine gewisse Zeit braucht, bis sich alles einpendelt.

Über 62% der Emmi-Aktien sind  in Bauernhänden. Widerspiegelt sich das in der Geschäftstätigkeit?
Wir wollen möglichst viel Milch in wertschöpfungsstarken Kanälen vermarkten. Davon profitieren die Bauern. Es ist aber so, dass wir keine Genossenschaft, sondern eine Aktiengesellschaft sind. Schon nur rechtlich ist es uns untersagt, etwas zu tun, was zum Nachteil der Firma, sprich unserer Aktionäre, wäre. Anders als eine Genossenschaft brauchen wir Gewinn für weitere Investitionen zugunsten der Landwirtschaft. Von der Dividende profitieren auch  die Bauern unter den Aktionären.

Emmi muss also trotz eigenem Butterlager Butter importieren, nur um etwas mehr Gewinn zu machen?
Die Schlagzeilen um die Butterimporte suchen wir nicht. Deshalb suchen wir  innerhalb der BOM auch nach einer Lösung. Ohne die preisgünstige Butter ist Schweizer Schmelzkäse im Ausland zu teuer, und wir können ihn schlicht nicht mehr exportieren. Damit würde auch der Export des darin enthaltenen Schweizer Käses wegfallen, wodurch rund 20 Millionen Kilogramm Milch anderweitig, wohl als Butter oder Milchpulver, abgesetzt werden müssten.

Als Bauer hat man oft das Gefühl, Emmi gehe beispielsweise beim Einführen des Restgeldmodells beim Emmentaler oder bei Preissenkungen voran.
Als grösster Verarbeiter stehen wir in der Öffentlichkeit besonders im Fokus. Ich bestreite aber, dass wir bei Preissenkungen vorangehen. Wir sind wohl eine der wenigen Organisationen, welche die Beschlüsse der BOM vollumfänglich umgesetzt hat. Bei Preiserhöhungen hingegen waren wir auch schon die treibende Kraft.

Emmi investiert kräftig im  Ausland. Ist dies dank der tiefen Milchpreise hierzulande möglich?
Das ist eine provokative Behauptung, die nicht stimmt. Wäre Emmi nicht im Ausland tätig, wäre unsere Situation vor dem Hintergrund des starken Frankens nicht erfreulich, was auch unsere Milchlieferanten zu spüren bekämen. Allgemein gilt:  Mit mehr Volumen  können wir im Ausland anders verhandeln, was auch den Schweizer Spezialitäten hilft.

Wie steht Emmi  zur AP 2017?
Für uns ist die Verkäsungszulage wichtig. Wir setzen uns  dafür ein, dass sie in der Höhe von 15 Rappen erhalten bleibt. Die Option, die Höhe der Zulage an die Wechselkurssituation zu binden, ist für uns aber denkbar.

Wie stehen Sie zu einem Mindestfettgehalt als Eintrittsschwelle für den Erhalt der Verkäsungszulage?
Dazu möchte ich mich in meiner Funktion als Emmi-Verwaltungsratspräsident nicht äussern.

Emmi-Vertreter betonen immer wieder, wie wichtig Swissness sei. Emmi wehrt sich aber  gegen die 80%-Regel und die 100%-Regel bei der Milch.
Emmi begrüsst die Swissness-Vorlage.  Diese muss aber vor allem umsetzbar sein. Wir müssen auch in Zukunft ein Gerber-Fondue als Schweizer Fondue verkaufen können. Aus der Schweiz steht uns aber nicht genügend Wein in der von uns gewünschten Qualitätsklasse zur Verfügung. Können wir es nicht mehr als Schweizer Fondue verkaufen, sinkt der Absatz. Und obwohl ich einen solchen Schritt nicht unterstützen würde, müsste man sich dann überlegen, ob eine Produktion in der Schweiz noch sinnvoll wäre. Somit könnte weniger Schweizer  Milch exportiert werden. Die Schweiz darf sich mit der Swissness-Vorlage kein Eigentor schiessen. 100% bei der Milch  wären für Emmi kein Problem. Emmi wird in der Schweiz immer ausschliesslich Schweizer Milch verarbeiten. Diese Anforderung wäre aber ein Unikum im Gesetz.

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