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Jahrhundertealter Brauch

Ganz in Schwarz gegen den schwarzen Tod: An Heiligabend und Silvester besingen die Sebastiani-Brüder die Brunnen der Rheinfelder Altstadt wie vor 500 Jahren. Die Fürbitte gegen die Pest ist zur mystischen Tradition gewachsen.

 

Ganz in Schwarz gegen den schwarzen Tod: An Heiligabend und Silvester besingen die Sebastiani-Brüder die Brunnen der Rheinfelder Altstadt wie vor 500 Jahren. Die Fürbitte gegen die Pest ist zur mystischen Tradition gewachsen.

Heute, an Silvester, geht es mystisch, ja fast schon okkult zu und her in Rheinfeldens Altstadt. Hier, in der alten Zähringerstadt, älteste Stadt des Kantons Aarau und doch nur einen Steinwurf von Basel entfernt, Heimat von Feldschlösschen und dem Wakker-Preis 2016, werden Traditionen hochgehalten.

Zwölf Männer

Und bei der wohl höchstgehaltenen von ihnen spielt eine jahrhundertealte Laterne, zwölf Zylinder und der tiefe Gesang gestandener Männer eine tragende Rolle. Es ist das Brunnensingen der Sebastiani-Bruderschaft. Wer nun Geheimbünde, Logen und blutige Riten vor Augen hat, irrt gewaltig. Zwar ist die Bruderschaft ein eingeschworener Haufen.

So ist die Mitgliederzahl strikt auf zwölf beschränkt, angelehnt wahrscheinlich an die zwölf Apostel – zuzüglich zweier Ersatzbrüder. Frauen finden derweil keine Aufnahme, so will es die Tradition. Doch auch für Männer ist ein Bewerben aussichtslos: Als Bruder, der mit den Traditionen des Städtchens verbunden zu sein hat, wird man berufen. Diese Berufung ist eine grosse Ehre – auf Lebzeiten. Denn es gibt nur zwei Gründe für ein Austreten: der Verlust der Fähigkeit zu gehen oder der Tod.

Geht auf 1541 zurück

Ausserdem kann lediglich Mitglied werden, wer unbescholtener und ehrbarer Bürger Rheinfeldens und auch in Rheinfelden wohnhaft ist. Die Wahl beruht auf einem komplexen Verfahren und verpflichtet Aufgenommene zur unbedingten Teilnahme an den zwei jährlichen Rundgängen, Ausreden gelten nicht. Ausserdem ist ein gewisses Singtalent vonnöten.

Der Beweggrund der Sebastiani-Brüder schliesslich ist alles andere als geheim oder gar konspirativ. Ihre Vereinigung geht auf das Jahr 1541 zurück. Es ist jenes Jahr, in dem die Pest besonders ausufernd im Fricktal wütete, ein Viertel der Bevölkerung raffte sie in wenigen Monaten dahin, allein in Rheinfelden starben um die 700 Menschen.

Verbreitung der Pest

Die Sebastiani-Brüder, deren Name auf Sebastian, den Schutzheiligen gegen die Pest, zurückgeht, taten sich vor über 460 Jahren zusammen, um Kranke zu pflegen und Verstorbene zu bestatten. Es waren zwölf. Die Legende erzählt, dass sie schon bald singend von Brunnen zu Brunnen durch die Altstadt zogen. Denn lange machte man das Trinkwasser für die Verbreitung der Pest verantwortlich. Das Brunnensingen diente als Ritual, als Beschwörung und Fürbitte gegen den schwarzen Tod zu einer Zeit, in der jede Bestrafung ein Werk Gottes war – oder eines seines bockbeinigen Widersachers. 

So sind es auch noch heute, Jahrhunderte nach der Ausrottung der Pest in Mitteleuropa, zwölf Brüder, die jeden Heiligabend um 23 Uhr und jeden Silvester um 21 Uhr singend durch die Altstadt wandeln, in ihrer Mitte die Prozessionslaterne, die über 200 Jahre auf dem Buckel hat. Das Jahr über verbringt sie im Sebastiansaltar in der Rheinfelder Stadtkirche, der St.Martinskirche, wo die rund einstündigen Rundgänge beginnen.

Schwarzgewandet wie die Nacht

Ältester Bruder ist Markus Klemm, bezeichnenderweise Arzt, wenn auch pensioniert. Schon sein Vater war ein Sebanistani-Bruder, Klemm kam bereits als Kind in Kontakt mit dem Brauchtum. Als er 1988 aufgenommen wurde, war er der Jüngste im Bunde. Seither verbringt er jeden Heiligabend und jede Silvesternacht im Kreise seiner elf Brüder.

Dieses Dutzend tritt dann, schwarzgewandet wie die Nacht, mit dem letzten Gong der Kirchenglocke in die kalte Winterluft hinaus, auf dem Kopf die schwarzen Zylinder, um die Hälse schwarze Schals, um die Schultern schwarze Mäntel, über den Händen schwarze Handschuhe. Stockfinster ist es dann, nur die Laterne spendet etwas Licht. Dann schreiten sie los, die zwölf Brüder, im Schlepptau eine Vielzahl eingekehrter Zuschauer.

Altes Kirchenlied

An sechs Brunnen werden sie singen, tiefe Männerstimmen, in ihrer Mitte die Laterne, die Zylinder. Doch was singen sie nun eigentlich, die Sebastiani-Brüder? Es ist ein altes Kirchenlied. Zwar ist es an Heiligabend und Silvester die gleiche Melodie, nicht aber der gleiche Text. An Heiligabend wird Maria, der Muttergottes, gehuldigt, an Silvester dem heiligen Sebastian.

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