Seit Donnerstagmorgen wird in Kloten Pestizid gegen Japankäfer eingesetzt, wie Fiona Eyer von der Fachstelle Pflanzenschutz bei einem Medienanlass vor Ort sagte.
In dem betroffenen Ortsteil der Zürcher Flughafenstadt sind sechs Teams mit jeweils drei Gärtnern unterwegs. Der Zivilschutz unterstützt den Einsatz mit insgesamt 75 Personen.
Im Befallsherd (rot, 2km Umkreis) und der Pufferzone (blau, weitere 5km Umkreis) gelten Massnahmen zur Tilgung des Japankäfers. In den Gebieten rund um die Fussballanlage Stighag (rot eingekreist) werden Wirtspflanzen einmal gezielt mit einem Insektizid behandelt.
Kanton Zürich
Insektizid Acetamiprid
Die Gärtner, die über Ausbildungen für den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln verfügen, sind wie bei solchen Einsätzen üblich in Schutzanzügen unterwegs. Sie besprühen auf öffentlichen Flächen, aber auch in Privat- und Schrebergärten mögliche Wirtspflanzen des Japankäfers.
Bis am Freitagabend soll die Sprühaktion abgeschlossen sein. Parallel dazu werden Fallen vorbereitet. Nächste Wochen werden diese mit speziellen Moskitonetzen bestückt, die ebenfalls mit Pestizid behandelt wurden. Mit Hilfe von Duftstoffen sollen die Japankäfer angelockt werden. Zur Bekämpfung wird das Insektizid Acetamiprid eingesetzt. Es ist für die Bekämpfung diverser Schädlinge zugelassen und hat neu auch eine Zulassung für die Bekämpfung des Japankäfers vom Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen.
Eine befriedigende biologische Bekämpfungsmethode gegen den Käfer gibt es gemäss dem Kanton Zürich bisher nicht. «Die Forschung hat bis heute keine Alternative zum Einsatz des in diesem Fall verwendeten Insektizids gefunden. Die Forschung in diese Richtung läuft intensiv weiter», so der Kanton.
Bei Verdacht eines Japankäfers bitte so rasch wie möglich den Pflanzenschutzdienst Ihres Kantons kontaktieren.
BLW
Früchte und Gemüse nicht geniessen
Die Käferjagd in Kloten ist in der Bevölkerung bislang offenbar auf Wohlwollen gestossen. Die Massnahmen zur Bekämpfung der Schädlinge sind in einer Allgemeinverfügung geregelt. Dadurch werden beispielsweise Privatpersonen verpflichtet, den Pestizid-Einsatz in ihren Gärten zuzulassen. Falls das jemand nicht tut, wird die Polizei gerufen. Dies ist bislang nicht nötig gewesen, wie ein Verantwortlicher des Zivilschutzes sagte.
Nach dem Einsatz des Pflanzenschutzmittels sollten allfällig betroffene Früchte und Gemüse während drei Wochen nicht konsumiert werden. «Ich habe gestern kurzfristig noch alles Mögliche geerntet», sagte ein betroffener Schrebergärtner. Über 30 Kilogramm seien dabei zusammengekommen.
Der gefrässige Japankäfer befällt in der Schweiz Kulturpflanzen wie Reben, Beerenarten wie Erdbeere, Brombeere, Himbeere oder Heidelbeere, Steinobst, Apfelbäume, Mais und Soja, aber auch Gehölze wie Ahorn, Birke, Buche, Eiche, Linde, Pappel und Weide.
zvg
Chancen für Bekämpfung stehen gut
Mit dem Pestizid-Einsatz, den Fallen und weiteren Massnahmen wird in den kommenden Wochen versucht, die in Kloten entdeckte Japankäfer-Population zu vernichten. Eyer zeigte sich optimistisch, dass die Eindämmung des Befalls gelingen wird. «Wir haben hier eine andere Situation als beispielsweise im Tessin, wo ein steter Druck von Japankäfern aus Norditalien herrscht», sagte sie.
Weil es sich bei der Japankäfer-Population in Kloten um die erste nördlich der Alpen handelt, ist deren Bekämpfung besonders wichtig. Können sich die Schädlinge dort festsetzen, droht eine langsame, aber stete Ausbreitung in der Region und anschliessend auch in Nachbarländern.
Landwirtschaftliche Kulturen gefährdet
Japankäfer haben mehr als 300 Wirtspflanzen, sind also wenig wählerisch. Sie befallen unter anderem Beeren, Obstbäume, Weinreben oder Mais, aber auch Rosen und Bäume wie Ahorn, Birken oder Linden.
Dazu zählen viele landwirtschaftliche Kulturen wie Beeren, Obstbäume, Weinreben oder Mais, aber auch Rosen und Bäume wie Ahorn, Birken oder Linden. Oft bleiben nur die Gerippe der Blätter zurück, die Pflanze wird stark geschwächt oder stirbt sogar ab. Die Larven des Käfers schädigen Wiesen und Rasenflächen, indem sie die Graswurzeln fressen. Das führt dazu, dass die Pflanzen absterben und der Rasen braun wird. Ein starker Befall kann grosse Schäden anrichten. Mehr zur den Pflanzen, die der Käfer befällt, gibt es hier
Herkunft noch unklar
Wie die Japankäfer nach Kloten gelangten, ist derzeit nicht bekannt. Eine Analyse des Erbguts soll in den kommenden Wochen Rückschlüsse auf die Herkunft ermöglichen. Wie Experten bereits am Dienstag sagten, sei es möglich, dass sie über den nahe gelegenen Flughafen eingeschleppt wurden. Wahrscheinlicher sei aber, dass sie über den Landweg aus Norditalien oder dem Tessin eingeschleppt wurden.
Der Japankäfer ist in seinem Heimatland stark verbreitet, gilt dort aber als unauffällig. Bereits 1916 wurde er erstmals in den USA festgestellt. 2014 wurde er in Italien in der Lombardei entdeckt. Nach ersten Funden im Tessin 2017 konnte er sich dort mittlerweile etablieren.
Wie erkenne ich den Japankäfer
Der Japankäfer kann leicht mit heimischen Arten wie dem Junikäfer und dem Gartenlaubkäfer verwechselt werden. Deshalb ist es wichtig, die Unterschiede zu kennen.
Erkennungsmerkmale
- Ausgewachsene Käfer sind 10-12 mm lang mit metallisch kupferfarbenen Flügeldecken.
- An jeder Seite des Hinterleibs sind fünf kleine Haarbüschel zu erkennen. Am Hinterteil gibt es zwei grössere, gleichfarbige Haarbüschel.
- Eier, Larven und Puppen leben im Boden und sind daher schwieriger zu sehen.
Was tun bei Verdacht?
- Den Käfer einfangen und nicht wieder freilassen. Prüfen vom Vorhandensein von weissen Haarbüscheln auf beiden Seiten des Hinterleibs.
- Machen Sie, wenn möglich, ein Foto des Insekts, notieren Sie den genauen Standort und den Namen der Pflanze, an der es beobachtet wurde. Frieren Sie den Käfer ein.
- Kontaktieren Sie bitte so rasch wie möglich den Pflanzenschutzdienst Ihres Kantons.
Hier gibt es mehr Infos zum Japankäfer
Hier gibts Infos vom Kanton Zürich zur Käferbekämpfung
Hier gibt Infos zur Situation in Kloten
Während die Larven Wurzeln schädigen, fressen adulte Japankäfer oberirische Pflanzenteile
USDA
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