Die Landwirtinnen und Landwirte in Deutschland schätzen ihre zukünftige wirtschaftliche Lage so schlecht ein wie in den vergangenen zehn Jahren nicht. Dies ist eines der Ergebnisse des neuen «Rentenbank-Agrarbarometers», einer vierteljährlichen Erhebung im Auftrag der Landwirtschaftlichen Rentenbank.
Die Hälfte erwartet Verschlechterung
Wie das Förderinstitut am 25. April berichtete, gaben bei der Erhebung 48% der Befragten an, dass sie eine Verschlechterung ihrer wirtschaftlichen Lage erwarten, während 42% von einer gleichbleibenden Situation ausgehen. Nur 8% rechnen mit einer Verbesserung. Auf der Skala des Agrarbarometers, die mögliche Werte von minus 10 bis plus 10 Punkte umfasst, ist diese Bewertung der Rentenbank zufolge mit minus 4,7 Punkten extrem schwach.
Deutlich bessere Ergebnisse lieferte die Erhebung hinsichtlich der Beurteilung der aktuellen wirtschaftlichen Lage. Diese wurde von 77% der befragten Landwirtinnen und Landwirte als befriedigend oder besser eingestuft. Auf der Skala des Agrarbarometers lag die Bewertung damit bei plus 0,5 Punkten. Allerdings sei der Wert seit Anfang des vergangenen Jahres stark fallend, stellte die Rentenbank dazu ergänzend fest.
Weckruf an die Politik
Rund 56% der befragten Landwirtinnen und Landwirte sowie 53% der ebenfalls dazu befragten Lohnunternehmen planen in den nächsten sechs Monaten Investitionen. Das Agrarbarometer zeige, dass die Branche sich mit Investitionen zurückhalte und abwarte, so die Rentenbank. «Das ist fatal, denn gerade jetzt müssen die Betriebe investieren, um sich für die kommenden Herausforderungen zukunftsfähig aufzustellen», betonte die Sprecherin des Vorstands, Nikola Steinbock. Gebraucht werde eine starke Landwirtschaft.
DBV-Präsident Joachim Rukwied betonte mit Blick auf den Investitionsstau, dieser müsse endlich ein Weckruf sein – sowohl für die Fraktionen als auch für die Bundesregierung. Die Berliner Politik sei jetzt gefordert, ein Entlastungspaket für die Landwirte auf den Weg zu bringen, das diesen Namen auch verdiene, erklärte Rukwied. Insbesondere müsse endlich die steuerfreie Risikoausgleichsrücklage realisiert und konsequent am Abbau bürokratischer Hürden gearbeitet werden.
Der Vorsitzende des Bundesverbandes Deutscher Milchviehhalter (BDM), Karsten Hansen, erklärte, immer mehr Bäuerinnen und Bauern würden erkennen, dass mit staatlich alimentierten Programmen und Beihilfen keine wirtschaftlichen Perspektiven für ihre Betriebe zu schaffen seien – und das sei es, was die Entscheidung für Investitionen in die Zukunft bremse. BDM-Vorstand Manfred Gilch stellte ergänzend fest, weitere neu aufgelegte Förderprogramme seien zwar gut gedacht und auch nötig, aber trügen nicht dazu bei, die Investitionsbereitschaft der Landwirtschaft deutlich zu erhöhen.
Zu dem Agrarbarometer erläuterte die Rentenbank, dass dies der einzige empirisch fundierte und über einen längeren Zeitraum verfügbare Index mit Aussagen zur aktuellen Situation und den Erwartungen in der deutschen Landwirtschaft sei. Das Rentenbank-Agrarbarometer basiert nach Angaben der Förderbank auf der Auswertung einer Befragung von 1’000 Landwirtinnen und Landwirten sowie 150 Lohnunternehmen in Deutschland.


