Um Schweizer Rohstoffe in verarbeiteten Produkten exportieren zu können, braucht es den Rohstoffpreisausgleich. Die Mittel des Bundes reichen allerdings nicht mehr aus. Die Molkereien machen deshalb neue Abzüge.
Die Preise von Schweizer Lebensmitteln sind deutlich höher als die EU- oder Weltmarktpreise. Damit Schweizer Verarbeiter beispielsweise Milchschokolade mit Schweizer Milchpulver trotzdem auf dem Weltmarkt verkaufen können, finanziert der Bund über den Rohstoffpreisausgleich (Schoggigesetz) die Preisdifferenz, wobei der Rohstoffpreisausgleich auch für Getreide und andere verarbeitete Rohstoffe bezahlt wird.
Kredit reicht nicht aus
Doch die Finanzierung des Rohstoffpreisausgleichs stösst bei Verwaltung und Parlament auf immer grösseren Widerstand. Das Parlament hat für das Jahr 2013 nur 70 Mio. Franken (wovon 58,674 Mio. für Milchgrundstoffe) bewilligt. Doch gemäss Angaben der Foederation der Schweizerischen Nahrungsmittel-Industrien (Fial) würde ein Bedarf von rund 74 Mio. bestehen, um im Bereich Milch den Rohstoffpreisausgleich zu gewährleisten. Der Bund übernimmt deshalb seit 1.Februar 2013 nicht mehr 100%, sondern bei Milch nur noch 85% (bei Getreide 90%) der Preisdifferenz.
Die Hoffnungen der Branche gehen in die Richtung, dass der Bund im Nachkreditspaket I diesen Sommer das Budget erhöht. Doch in der entsprechenden Botschaft des Bundesrates vom 27. März ist keine Erhöhung der Mittel fürs Schoggigesetz vorgesehen.
BOM springt nicht ein
Damit überträgt der Bund der Branche die Verantwortung, diese Erstattungslücke selber zu finanzieren. Aber die Branchenorganisation Milch (BOM) hat sich im Februar definitiv von einer Branchenlösung verabschiedet. Dies, weil die Käsereibranche sich nicht mehr an einer solidarischen Finanzierung des Rohstoffpreisausgleichs beteiligen wollte. Die Molkereien müssen also mit ihren Lieferanten «vertikale Lösungen» finden. Wie eine Umfrage zeigt, haben dies mittlerweile einige getan.
1 Rp. Abzug bei Emmi
Branchenleader Emmi hat gemäss Sprecherin Sibylle Umiker eine vertikale Lösung mit ihren Produzenten aufgegleist. Die Finanzierung müssen zum grössten Teil die Bauern berappen. «Die Lieferanten garantieren eine Finanzierung von mindestens 90% der Deckungslücke. Emmi trägt die Differenz zwischen der Lieferantenfinanzierung und dem effektivem Bedarf», so Umiker. Ab Mai 2013 gebe es demnach einen Milchpreisabzug von 1 Rp/kg Milch.
Auch bei Hochdorf
Auch Milchpulverhersteller Hochdorf habe mit seinen Lieferanten eine vertikale Lösung zur Deckung der Preisdifferenz getroffen, bestätigt Hochdorf-Sprecher Christoph Hug. Die Kosten für die Finanzierung würden zwischen Hochdorf und seinen Lieferanten aufgeteilt. «Wenn es beim aktuellen Stand bleibt, ist die Kostenaufteilung etwa halbe-halbe», so Hug. Zur Höhe des Abzugs bei den Produzenten will er sich allerdings nicht äussern.
Kein Abzug bei Elsa
Etwas anders sieht es bei der Migros-Molkerei Elsa aus. «Nein, wir haben keine vertikale Lösung aufgegleist und sehen dies auch nicht vor», sagt Urs Peter Naef, Sprecher des Migros Genossenschaftbundes. Die Elsa habe einerseits einen relativ kleinen Exportanteil und nehme andererseits B-Milch für Exportprodukte.
Cremo, die zweitgrösste Molkerei der Schweiz, war für eine Stellungnahme nicht erreichbar.
Getreidebranche
Auch bei Getreide gibt es Exportbeiträge für verarbeitete Landwirtschaftsprodukte. Und auch hier reichen die Mittel des Bundes nicht aus, sondern es besteht eine Deckungslücke von 10%. Im Gegensatz zur Milchbranche hat aber die Getreidebranche bereits eine funktionierende Regelung gefunden. Die Erstattungslücke wird von den Getreideproduzenten und Müllern gemeinsam gedeckt.


