Eiweisserbsen zu Futterzwecken – ihr Proteinanteil liegt bei rund 20 Prozent – sind wie alle Proteinträger vor allem im Biobereich gesucht. Sie sind vielfältiger in Kraftfuttermischungen einsetzbar als Ackerbohnen. Ihr Richtpreis lag 2023 laut Bio Suisse bei 95 Fr./dt plus 5 Fr. Ausgleichsbeitrag.
Der Inlandanteil betrug magere 17 Prozent. Es besteht eine grosse Nachfrage im Hinblick auf Wiederkäuerfütterung aus 100 Prozent Schweizer Futter. Der Anbau soll ausgedehnt werden, dennoch muss man die Abnahme vor dem Anbau mit dem Abnehmer regeln.
Einmal striegeln
Der Anbau von Eiweisserbsen wird vom Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL) im Mischanbau mit Gerste empfohlen. In Mischkultur können sie mit einer Drillsaat auf 12cm Reihenweite abgelegt werden. Bei der mechanischen Unkrautbekämpfung gilt dann: Je kleiner das Unkraut, desto besser.
Striegeln kann man vom 1- bis 2-Blatt-Stadium der Erbsen bis zum Reihenschluss, hacken vom 1- bis 4-Blatt-Stadium. Ein Striegeldurchgang genügt meist. Oft wird gar keine Unkrautregulierung durchgeführt. Striegeln ist aber weniger effizient auf schweren Böden. Mit der Hacke erzielt man eine gute Wirkung auf schweren bis mittelschweren Böden, der Erfolg auf leichten, lockeren Böden ist aber unsicher. Die Mischkulturen sollten den Boden grundsätzlich so gut bedecken, dass das Unkraut keine Chance hat.
Eiweisserbsen und Gerste sind eine ideale Mischkultur.
Susanne Meier
Spätester Saattermin ist der 10. November
Als beste Mischungspartnerin hat sich bei den Eiweisserbsen die Gerste bewährt. Sie reift gleichzeitig ab und stützt die Eiweisserbse bis zur Ernte. Für tiefe Lagen wird der Anbau von Wintererbsen mit einer zweizeiligen Wintergerste empfohlen. Der Saatguthandel bietet bereits Fertigmischungen an. Oft muss das Mischungsverhältnis noch an den Standort angepasst werden.
Bei den Eiweisserbsen gibt es allerdings keine eigentlichen Wintertypen, sondern nur eine Selektion von Sommereiweisserbsen, die besonders kältetolerant sind. Das Risiko einer Auswinterung bei aussergewöhnlicher Kälte bleibt also beim Anbau von Wintererbsen bestehen. Normale Winter mit kurzen Perioden bis -15 Grad ertragen die Winterformen. Sie müssen dazu aber im 2- bis 4-Blatt-Stadium in den Winter gehen, das heisst, sie dürfen nicht vor Mitte Oktober gesät werden.
Spätester Saattermin ist der 10. November. Auch werden Wintereiweisserbsen mit 5cm etwas tiefer gesät als Sommererbsen mit 3 bis 4 cm Saattiefe. Dann ist der Anbau je nach Lage bis rund 900 Meter möglich.
Frühere Blüte
Wintererbsen haben gegenüber Sommererbsen einige Vorteile (siehe auch Kasten): Dank einem früheren Blühzeitpunkt besteht ein geringeres Risiko für Trockenstress während der Blüte. Herrschen dann Temperaturen über 25 Grad, verringert das den Schoten- und Körneransatz. Auch ist das Risiko für Schäden durch Blattrandkäfer oder Blattläuse im Frühling geringer.
In günstigen Ackerbaulagen ist es zudem sinnvoll, Wintereiweisserbsen vorzuziehen, wenn die Körnererträge der Sommereiweisserbsen nicht befriedigten, schwere Böden im Frühjahr nicht rechtzeitig bearbeitet werden können oder leichte Böden rasch austrocknen. Im Gegensatz dazu sind Wintereiweisserbsen anfälliger auf Pilzkrankheiten wie die Brennfleckenkrankheit. Diese erfordert generell bei Erbsen eine Anbaupause von sechs Jahren. Auch wird von Wintereiweisserbsen abgeraten bei Böden, die zu Erosion oder Verschlämmung neigen. Nasser Boden über längere Zeit lässt die Erbsen absterben.
Da auch Sommersorten leichte Fröste überstehen, haben einige Landwirte schon versucht, Sommereiweisserbsen im Herbst anzubauen, weil diese bezüglich Ertrag, Standfestigkeit und Proteingehalt den Wintererbsen überlegen sind. Das macht aber nicht viel Sinn: Diese Sorten sind zu wenig winterhart und erfrieren in den meisten Gebieten.
Durch die wertvollen Proteine und die Stärke gehört die Erbse zu den wichtigsten Hülsenfrüchten.
Sonja Basler Liebegg
Gerstensorte abstimmen
Bei Erbsen in Mischkultur mit Gerste kommt es laut dem FiBL bei der Ernte immer wieder zu einem unerwünscht hohen Gersten- und tiefen Erbsenanteil. Das hat meist mehrere Ursachen. Geht die Erbse zu stark entwickelt in den Winter, kann das eine Auswinterung zur Folge haben kann. Erbsen, die zu wenig tief gesät werden, laufen Gefahr, durch das Einfrieren und Auftauen den Bodenschluss zu verlieren. Sinken die Temperaturen unter –15 °C, wintern die Erbsen aus.
Eine Erbsen-Gerste-Mischkultur sollte nicht gedüngt werden, da dies das Wachstum der Gerste begünstigt. Auch die Kombination der Sorten spielt eine Rolle. Starkwüchsige Erbsen sollten mit sechszeiliger Gerste angebaut, schwachwüchsige Sorten sowie die neueren, vermutlich winterhärteren Sorten mit schwachwüchsiger zweireihiger Gerste kombiniert werden.
Risikoreicher als Getreide
Trotzdem gibt es beim Gemengeanbau – sofern die Abnahme der Ernte garantiert ist – Vorteile. Neben der Stützfunktion und Unkrautunterdrückung der Gerste ist der Anbau von Körnerleguminosen generell risikoreicher als der von Getreide. Falls die Erbse abfriert, kann nach einer Stickstoffgabe im Frühjahr noch ein schöner Gerstenertrag geerntet werden.
Meist werden Eiweisserbsen auf Biobetrieben angebaut. Wer die ÖLN-Richtlinien einhält, kann die Unkrautbehandlung je nach Saattermin im Herbst oder im Frühjahr durchführen. Wenn die Erbsen vor dem 30. Oktober gesät wurden und ein hoher Gräser- oder Ehrenpreisdruck vorhanden ist, kann neu im ÖLN bis zum 14. November behandelt werden. Im Frühjahr besteht zwar das Risiko, dass die Behandlung nicht früh genug möglich ist. Falls aber die Kultur den Winter nicht übersteht, bestehen keine Probleme für den Nachbau.
Vor- und Nachteile von Wintererbsen
Vorteile:
- Bodenbedeckung im Winter, keine Zwischenfrucht nötig
- Häufig gute bis sehr gute Anbaubedingungen im Herbst
- Eine um zwei bis drei Wochen frühere Blüte und Abreife, somit weniger anfällig auf Trockenheit und Hitze während der Blüte
- Weniger Blattlausbefall
Nachteile:
- Technisch schwierigere Saat
- Auswinterungsrisiko besteht
- Kältetolerant im 3- bis 4-Blatt-Stadium bis –8 bis –15 °C, Sommereiweisserbsen bis –6 °C
- Unkrautnachbehandlung gegen Frühjahrskeimer ist eventuell notwendig
- Erhöhtes Risiko für Pilzkrankheiten. sum