Landtechnik-Konzerne wie John Deere wollen die Kontrolle über den Reparaturprozess. Das Betriebssystem ist nur offiziellen Händlern zugänglich. Das ärgert Bauern. Nun gelang es einem Hacker, in das System einzudringen.
In den USA liegen sich Konzerne wie John Deere und die Farmer seit Jahren im Clinch. Denn in den Staaten existiert eine Kultur des Selbst-Reparierens von Landtechnik. Dies einerseits wegen der weiten Distanzen, andererseits wegen des stark ausgeprägten Autonomiestrebens.
Hersteller wollen Kontrolle
Doch die Landtechnik-Hersteller wollen hier mehr Kontrollen. Und durch Software erreichen sie das auch. So kann das Austauschen eines kaputten Teils durch ein Nicht-Original-Teil oder das behelfsmässige Reparieren dazu führen, dass die Elektronik dies erkennt und das Starten des Motors verhindert.
Farmer bleibt deshalb nicht anderes übrig, als eine Reparatur bei einem offiziellem Landmaschinenhändler durchzuführen. Denn unabhängige Werkstätten oder den Bauern selbst wird der Zugriff auf das Betriebssystem verweigert. Deere begründet dies mit möglichen missbräuchlichen Anwendungen, die gefährlich sein könnten.
John Deere
Farmer verärgert
Die Farmer sind über das Vorgehen von John Deere wenig erbaut. Einerseits verursacht dieses Prozedere für sie Mehrkosten, andererseits verlieren die Farmer Zeit. In den vergangenen Jahren setzten einige Farmer sogenannte alternative Firmware ein. Hierbei handelt es sich um eine Version der Originalsoftware, die gehackt und an die Bauern in die USA verkauft wird. Dank der alternativen Software lassen sich verschiedene Funktionen wie die Maximalgeschwindigkeit regeln.
Nun ist einem Hacker gelungen, in das Betriebssystem von John Deere einzudringen, wie mehrere US-Medien berichten. Hacker «Slick Codes» hat dies an der «Hackerkonferenz» Defcon in Las Vegas (USA) vorgestellt. Er spielte auf dem Display des Traktors das Computer-Game «Doom». Um das zu erreichen, musste er das System «jailbreaken», also Nutzungsbeschränkungen entfernen. Um in das System des John Deere 4240 zu gelangen, benötigte «Sick Codes» zwei Monate. Er besorgte sich Touchscreens.
Neue Steuergeräte angebracht
Wie das US-Magazin «Wired» berichtet, hat der Hacker direkt am Mainboard, also an der Hauptplatine des Computers, gelötet und neue Steuergeräte angebracht. So gelang es ihm, die obligatorische Authentifizierung durch offizielle John-Deere-Filialen zu umgehen und den vollständigen Zugriff auf die Computer zu erhalten. Gemäss dem Hacker ist das für Landwirte nicht wirklich praktikabel. Es wäre jedoch möglich, «ein Tool zu entwickeln, das auf Schwachstellen basiert, um den Jailbreak (Zugriff auf das System) einzuspielen», führte Hacker «Slick Codes» aus.
Der Hacker ist im vergangenen Jahr immer wieder Betriebssysteme eingedrungen. Er wolle damit auf Schwachstellen hinweisen. Es bestehe die Gefahr, dass sich die Maschinen manipulieren liessen, warnte «Slick Codes» . Die Hersteller gaben in der Folge Updates heraus, die die Zugriffe auf die Systeme noch mehr erschwerten. «Slick Codes» wurde deshalb kritisiert. Er helfe Herstellern wie John Deere, dass nur noch autorisierte Händler an den Geräten arbeiten könnten.
«Recht auf Reparatur» gestärkt
In den vergangenen Monaten hat die Recht-auf-Reparatur-Bewegung mehr politische Unterstützung erhalten. Gemäss T-Online Die hat die US-Regierung im vergangenen Jahr eine Verfügung erlassen, die es der Kartellbehörde möglich macht, die Aufhebung von Garantien bei Reparaturen durch herstellerfremde Unternehmen stärker durchzusetzen. John Deere hat darauf in diesem Frühling die Reparatur-Software gemäss «Winfuture» ein wenig geöffnet.
John Deere blockiert geklaute Traktoren in Russland
Der Kontrolle über das Betriebssystem kann sich auch positiv auswirken. So haben im Frühling russische Plünderer Landmaschinen und Traktoren aus der Ukraine geklaut und nach Russland gebracht. Doch die Russen haben die Rechnung ohne das GPS gemacht. Denn Hersteller John Deere verfolgte den Standort der Maschinen und sperrte den Zugang schliesslich.
Die teure und nutzlose Beute stehe nun auf einem Bauernhof in der Nähe von Grosny, berichtete «CNN» Anfang Mai. Die Russen seien nun auf der Suche nach Personen, die die Maschinen entsperren könnten. Sollte dies nicht gelingen, würden die Maschinen wohl «ausgeschlachtet». «Selbst wenn sie die Erntemaschinen als Ersatzteile verkaufen, werden sie etwas Geld verdienen», sagte eine Quelle dem TV-Sender weiter.