Wenn ein Betrieb erfolgreich vorankommen soll, sollte die ältere Generation frühzeitig aussteigen und sich einen anderen Weg suchen. Werner Isch ist überzeugt, dass dadurch alle Generationen profitieren können.
«Schweizer Bauer»: Sie haben den elterlichen Betrieb mit 26 Jahren übernommen und mit 50 Jahren bereits wieder übergeben. Wie ist es dazu gekommen?
Werner Isch: Ich bin damals nach meinen Lehrjahren und zwei Praktika auf Milchfarmen in Israel und in Kanada im elterlichen Betrieb eingestiegen. Später lernte unsere älteste Tochter einen Bauern kennen, der keinen Hof hatte. Unsere beiden Söhne haben zu Gunsten ihrer Schwester auf den Hof verzichtet. Dann ging die Tradition weiter. Der Schwiegersohn übernahm mit 26 Jahren den Betrieb nach Abschluss der Meisterprüfung.
Die Hofübergabe findet in der Schweiz oft erst statt, wenn der Betriebsleiter über 60-jährig ist. Was ist daran aus Ihrer Sicht problematisch?
Die Jungen arbeiten vor der Hofübernahme meist in guten Jobs ausserhalb der Landwirtschaft. Danach kommt die grosse Ernüchterung: Doppelt so viel Arbeit und weniger Verdienst. Viele steigen nach kurzer Zeit wieder aus. Wird der Hof nicht früh übergeben, bringt man die Jungen nicht mehr zurück. Kinder aus Landwirtschaftsbetrieben sind überall willkommen, da sie belastbar sind und Verantwortung übernehmen können.
Junge Landwirte würden vielleicht gerne früher einsteigen auf dem elterlichen Betrieb. Oft reicht das Betriebseinkommen aber nicht aus, und die Jungen müssen sich auswärts orientieren.
Genau das ist die Falle. Die Jungen sind nach der Betriebsleiterschule oder Auslandaufenthalten hoch motiviert umzusetzen, was sie gelernt haben. Wenn sie bis zur Betriebsübergabe in anderen Branchen arbeiten müssen, vergehen schnell zehn Jahre. Die Rahmenbedingungen haben sich geändert, und das Wissen ist nicht mehr aktuell. So ist es viel schwieriger, einen Betrieb zu übernehmen.
Und wann ist aus Ihrer Sicht der richtige Zeitpunkt für die Hofübergabe?
In jedem selbstständig geführten Unternehmen ausserhalb der Landwirtschaft plant der Leiter bereits mit 55 Jahren die Übergabe. Wenn man will, dass der Betrieb weitergeht, kann man nicht warten bis zur Pensionierung. Die junge Generation soll bestimmen, wann sie den Hof übernimmt.
Und was passiert, wenn die ältere Generation keine andere Beschäftigung findet?
Landwirte haben viele Fähigkeiten, die andernorts gefragt sind. Ich sage, es gibt Lösungen, und die finden sich einfacher, wenn man früher aussteigt. Je länger man wartet, desto mehr hängt man am Betrieb. Auch ich musste mich neu orientieren nach der Übergabe. So wurde ich Agrokontrolleur, und meine Frau und ich haben die Erlebnisgastronomie aufgebaut. Der Wiehnachtsmärit auf dem Ischhof ist heute ein bekannter Kulturanlass im Kanton Solothurn. Es braucht manchmal einfach ein bisschen Mut, neue Wege zu gehen.
Ist es Ihnen denn nicht schwer gefallen, den Hof so früh abzugeben?
Bauer zu sein, ist für mich nach wie vor der schönste Beruf der Welt. Ich hätte sehr gerne weiter mitgeholfen. Eine Familie braucht aber heute zwischen 60'000 und 70'000 Franken zum Leben. Mein Schwiegersohn hätte mir nicht genügend Lohn zahlen können. Alles abzuschreiben und kein Einkommen zu versteuern, wäre auch keine Lösung gewesen. Dann hat man im Alter das Minimum an AHV und keine Pension. So freue ich mich drauf, mit 65 Jahren gratis mitzuarbeiten, wenn es mich braucht.
Sich abzugrenzen und loszulassen, ist für die ältere Generation nicht immer so einfach. Welche Erfahrungen haben Sie mit der neuen Rolle gemacht?
Ich habe mich nicht mehr eingemischt in die Betriebsführung. Auch beim Bau der Siedlung ausserhalb des Dorfes habe ich nicht dreingeredet. Mein Schwiegersohn und ich hätten nicht die gleiche Meinung gehabt beim Bauen. Wenn er einen Fehler macht, kann er damit umgehen. Aber wenn ich ihm «einen Seich aufgeschnurrt» hätte, wäre ich lebenslang der Böse gewesen.
Was ist für Sie das Wichtigste neben einer frühzeitigen Planung der Hofübergabe?
Es braucht eine saubere Lösung von Anfang an – ohne faule Kompromisse. Mein Schwiegersohn führt seit zwölf Jahren den Betrieb, und wir haben noch nie ein lautes Wort miteinander geredet. Die junge Familie muss sich entwickeln können. Als Kontrolleur sehe ich immer wieder Betriebe, die wegen Generationskonflikten in Schwierigkeiten sind. Junge Bauern müssen den Hof an die Ehepartnerin anpassen, und die Partnerschaft muss auf hohem Niveau gepflegt werden. Dann funktioniert es.


