Die organisierten Junglandwirte lehnen die soziale Absicherung der Ehepartnerin als Pflicht für Direktzahlungen ab. Die Junglandwirte betonen, die jüngere Generation sichere sich freiwillig ab
Die Landwirtschaftskammer des Schweizer Bauernverbandes lehnte es mit 63 zu 11 Stimmen ab, dass die soziale Absicherung der Ehepartnerin oder des Ehepartners zur Pflicht für alle Direktzahlungsbezüger wird.
Damit unterlag der Schweizerische Bäuerinnen- und Landfrauenverband in dieser Sache deutlich, er hatte Zustimmung zum Vorschlag des Bundesrates beantragt. Präsidentin Christine Bühler hatte vor der Laka betont, dass Freiwilligkeit in diesem Bereich nicht viel bringe, das habe die Erfahrung gezeigt.
Gegen staatliche Pflicht
Die Junglandwirte aber sehen es anders. Der «Schweizer Bauer» hat zwei Junglandwirtinnen und zwei Junglandwirte angefragt. Der Tenor ist: Keine Pflicht, viele Junge sichern sich ab. Christian Schönbächler, Präsident der Schweizerischen Junglandwirtekommission (Jula), sagt auf Anfrage: «Grundsätzlich empfindet die Jula die soziale Absicherung der Ehepartner als richtig und sehr wichtig. Aber gerade für uns Junge ist dies oft eine Selbstverständlichkeit. Trotzdem und vielleicht auch deshalb lehnen wir eine Anbindung in die Agrarpolitik ab, da dies der falsche Ort ist, um dies zu regeln.»
Gerade für die junge Generation sei es oft selbstverständlich, dass man dem Ehepartner seine Mithilfe auf dem Hof entlöhnt und auch mindestens die AHV abrechnet. Ebenso sei die Sensibilisierung für die Einzahlungen in die Vorsorge oft sehr hoch, sodass dies auf freiwilliger Basis passiere. Schönbächler weiter: «Die Jula anerkennt, dass die aktuelle Vorsorgesituation von vielen, gerade älteren Bäuerinnen nicht ideal ist. Ein Zwang über die Agrarpolitik wird die Situation dieser Bäuerinnen jedoch nicht verbessern, da die Zeitspanne bis zur Pension dies nicht mehr gross zulässt.» Und die junge Generation sei sich der Problematik bewusst genug, sodass es nicht über die Agrarpolitik und die Direktzahlungen geregelt werden müsse. Sein Schlusswort: «Agrarpolitik und Sozialpolitik sollten nicht vermischt werden.»
«Realität ist heute anders»
Hanna Rikenmann aus Seuzach ZH, ebenfalls Mitglied der Jula, sagt: «Die soziale Absicherung soll in der Eigenverantwortung des Bauern und der Bäuerin liegen. Für uns Jüngere ist es selbstverständlich, dass wir den Ehepartner oder die Ehepartnerin sozial absichern.» Das habe sie auch älteren Bäuerinnen gesagt, die in dieser Sache auf sie zugekommen seien. «Ich erlebe, dass eine andere Realität gelebt wird, weil wir Junge auch anders sensibilisiert sind. Junge Frauen fordern heute einen Lohn ein, wenn sie in grösserem Umfang auf dem Betrieb ihres Partners arbeiten.»
Die Jula sei aber dafür, dass das Thema in der Ausbildung einen höheren Stellenwert bekomme.» Auch Manuela Bigler aus Moosseedorf BE, Mitglied der Berner Junglandwirte, lehnt eine staatliche Pflicht zur sozialen Absicherung ab: «Ich bin der Meinung, dass jeder und jede selbst verantwortlich für seine bzw. ihre Vorsorge ist. In anderen Branchen und Wirtschaftszweigen ist es auch kein Thema, dass der Staat Vorgaben für die soziale Absicherung der Ehepartnerin und des Ehepartners macht. Es ist ja heute auch so, dass viele Partnerinnen und Partner von Landwirten und Landwirtinnen vorher eine andere Ausbildung machen, auf diesem Beruf arbeiten und dort bereits mit dem Aufbau einer zweiten Säule beginnen.»
Vergleich mit Schreiner
Ronny Köhli, Präsident der Berner Junglandwirte, sagt, dass die soziale Absicherung der Ehepartnerin, des Ehepartners wichtig sei. «Dies als Kriterium für den Bezug von Direktzahlungen in der Direktzahlungsverordnung festzulegen, finde ich nicht richtig.» Der Entscheid solle bei der Betriebsleiterfamilie bleiben. «Ein Schreiner, der einen staatlichen Auftrag ausführt, wird auch nicht nach dem Einkommen und der Vorsorge seiner Frau gefragt», betont Köhli. Deshalb lehnten die Berner Junglandwirte den Vorschlag des Bundesrates ab. «Wir sind aber dafür, dass dieses Thema in der Ausbildung noch vermehrt beachtet wird», so Köhli.


