Nach den Blogs aus Neuseeland, von der Alp Meienfall im Diemtigtal und der Alp Pfidertschegg im Eriz, bloggt Esther Schneiter wieder auf www.schweizerbauer.ch. Nun aus ihrem Leben als Lehrerin und Landwirtin. -> Mit Video
Die Abkalbesaison ist in vollem Gange, die sieben Iglus sind längst zu wenig. Sobald sie alleine saufen können und die Nabelschnur schön abgetrocknet ist, werden die Stierkälber in den Rinderstall ausgelagert. Die Kuhkälber sind in den neuen Stall eingezogen.
Kälberstall umgebaut
Im Schopf waren bisher zwei Gruppen à vier Kälber. Vor vier Jahren richteten wir kleine Liegeboxen ein, so dass sich die Kuhkälber bereits früh an dieses Haltungssystem gewöhnen. Auch glaubten wir, sei es besser betreffend des Ammoniaks. Doch wir merkten, dass die Kälber immer wieder vorne in die Liegeboxen pinkelten und so dieses Problem nicht gelöst wurde.
Hinzu kommt, dass die Kälber nie mehr «Kind» sein konnten, indem sie herumtollen und liegen, wie es ihnen gerade passt. Deshalb haben wir nun eine Gruppe à 10 Tiere mit Tiefstreu eingerichtet. Das Fressgitter behalten wir bei. Nach rund einem Monat kommen alle weiblichen Tiere in diese Gruppe. Auch haben wir einen Auslauf gebaut.
…und plötzlich war der Beton da
Ein Freund von uns, er ist gelernter Maurer, half uns beim Betonieren. Er hat das nötige Material und die Connections für den Beton. Wann der Laufhof fertig gestellt werden sollte, war unklar, wohl an einem Morgen vor der Arbeit, also um halb sechs oder so.
Doch am Montagabend, als wir gerade die Kühe eintreiben wollten, lenkte der Betonlastwagen ein. So gab es etwas später Feierabend, dafür haben die Kälber nun einen herrlichen Blick aufs Stockhorn.
Faule Bauern
Mit dem Restbeton füllten wir im alten Stall die nicht mehr gebrauchten Schorgräben, was auch hier die Arbeit erleichtert. Ich glaube fast, dass man sagen kann, dass wir faule Leute sind. Wir überlegen uns immer wieder, wo wir noch optimieren können, wie es möglich ist, dass wir noch effizienter werden. Dies ist ein Beispiel davon.
Bisher musste mit einer schmalen Schaufel der Kot der Rinder mühsam aus dem Schorgraben auf den Schwemmkanal gehoben werden. Nun können wir mit einem breiten Schorer allen Mist in einem Arbeitsgang wegmachen.
Kälber liegen oft draussen
Beim Kälberstall ging es rasch vorwärts. Kaum war der Beton trocken, durften der Nachwuchs bereits nach draussen. Ich freue mich sehr, wenn ich sehe, wie sie herumtoben und frei wählen können, wo sie liegen wollen.
Immer wieder beobachten wir, dass die Kälber um Mitternacht draussen im Gras liegen. Am Nachmittag, wenn die pralle Sonne scheint, sind sie meist im Stall am Schatten.
Strassse noch nutzen
Wir schätzen sehr, dass unsere Alp Privateigentum ist, und wir (fast) alles frei wählen können. Doch mit der definitiven Alpabfahrt ist es in diesem Jahr etwas anders. Die Strasse wird endlich fertig gebaut. Ab kommenden Donnerstag können wir die Alp nur noch zu Fuss erreichen.
So wollen wir den Luxus der Zufahrtsstrasse geniessen und noch im Vorfeld die restlichen elf Rinder ins Tal bringen und anschliessend die Alp einwintern. Obwohl es sich eigentlich nicht gehört, und obwohl noch mancher Bauer und Nichtbauer am Stammtisch urteilen wird, werden wir sie am Mittwoch zügeln.
Käferholz ins Tal
Noch vor den Rindern wird das Käferholz nach Fahrni transportiert. Mein Bruder kam mit seiner Holzerausrüstung die Tannen an den Weg seilen. Nun werden sie zersägt und mit einem Holzwagen in den Talbetrieb gebracht, wo sie im kommenden Winter gespalten und in zwei Jahren als Brennholz verkauft werden.
Viehschau am Samstag – es wird nie langweilig
Mit dem Einwintern der Pfidertschegg, dem Zäunen für die Rinder und dem Käferholz haben wir eigentlich bereits eine reich gefüllte Woche. Dazu kommt noch die Viehschau am Samstag. Wir werden elf Kühe aufführen, natürlich geschoren und gewaschen.
Und wenn wir schon zügeln, dann richtig, mit Treicheln und Blumenschmuck. So wird es vor allem von der Organisation her eine sehr spannende Woche. Dass am Schluss alles aufgeht und wir nichts vergessen, ist eine spannende Herausforderung, auf die ich mich freue.
Unser Betrieb
Auf unserem Hof leben im Sommer zirka 25 Kühe (im Winter zirka 40 Kühe), 30 Rinder und 15 Kälber. Der Talbetrieb liegt im Bach, Gemeinde Fahrni BE. Hier produzieren wir auch das Futter für den Winter. Den Sommer, rund 100 Tage, verbringen wir auf der Alp Fiedersegg im Eriz. Die Tiere grasen nachts auf der Weide. Tagsüber sind sie im Stall, wo sie sich ausruhen können und vor Insekten und der Hitze geschützt sind.