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Kälberaufzucht als weiteres Standbein

Esther Siegenthaler, gebürtige Bauerntochter und ausgebildete Lehrerin aus Schangnau BE, lebt und arbeitet momentan als Praktikantin auf mehreren Milchviehfarmen in Neuseeland. In ihrem Blog berichtet sie regelmässig über das, was sie dort erlebt.

Esther Siegenthaler |

 

Esther Siegenthaler, gebürtige Bauerntochter und ausgebildete Lehrerin aus Schangnau BE, lebt und arbeitet momentan als Praktikantin auf mehreren Milchviehfarmen in Neuseeland. In ihrem Blog berichtet sie regelmässig über das, was sie dort erlebt.

Peter und Helen Stokes haben nebst den Schafen und Rindern ein weiteres Standbein: Kälber. So werden jährlich 1500-1600 Kälber im Alter von mindestens vier Tagen zugekauft und mit 100 Kilogramm weiter verkauft.

Mit dem eigenen Lastwagen führt Peter die Kälber in der Region Taranaki zusammen. Im Herbst gibt es nicht so viele Kälber, so fährt er auch nach Tuakau, in der Nähe von Auckland, um am Kälbermarkt welche zu kaufen. Die Fahrt bis nach Tuakau dauert vier Stunden und dann wieder zurück. Ab 50 Kälbern rentiert die Fahrt. Der Boby-Truck bezahlt momentan 40 bis 50 neuseeländische Dollar. Peter 150 NZ$ für Friesian-Bullen, 120NZ$ für Hereford-Kuhkälber und rund 200 NZ$ für Stierkälber von Mastrassen. (1 NZD = 0.788 CHF)

Da er bedeutend mehr bezahlt, kann er wählen, welche Kälber aufgeladen werden. Zu junge, kleine oder weibliche Kälber von Milchrassen nimmt er nicht. Auch Jerseystiere werden nur selten aufgeladen. Im Frühjahr, wenn er rund 1000 Kälber kauft, betreten auch keine aus nassen und schmutzigen Schöpfen seinen Kälberstall.

Schutzimpfung gegen Salmonellen

Bevor die Kälber in den Lastwagen gejagt werden, wird mit einem Scanner der elektrische Code in der Ohrmarke eingelesen. Dies ist für die NAIT, also die Tierverkehrsdatenbank. Auf einigen Farmen können die Kälber nicht durch die Yard auf die Aufladevorrichtung für Lastwagen marschieren, so müssen sie in den Lastwagen getragen werden. Die meisten Kälber sind unter 30 Kilogramm, daher verlang es nicht besonders viel Kraft.

Bevor sie den Stall von Peter und Helen betreten dürfen, bekommt jedes eine Spritze mit Salvexin +B in den Hals, das ist eine Schutzimpfung gegen Salmonellen. Auch wird jedem Kalb eine Ohrmarke mit fortlaufender Nummerierung eingedrückt. Im dicken schwarzen Buch wird feinsäuberlich die Herkunft sowie die Rasse und das Geschlecht dokumentiert. Mit zirka drei Wochen werden sie enthornt. Gleichzeitig wird ihnen eine Impfung gegen alle möglichen Kälberkrankheiten wie beispielsweise blackfoot verabdreicht. Zudem wird einmal pro Woche der ganze Stall mit einer Sprinkleranlage desinfisziert.

Erste Mahlzeit wird übersprungen

Nach der Ankunft im neuen Stall heisst es erstmal zu hungern. Die nächste Mahlzeit wird übersprungen. Zuerst fand ich das überhaupt nicht tierfreundlich, nun kann ich Peter gut verstehen. In jedem Krummen sind 12 Kälber, sie werden mit einer Cafeteria mit zwölf Zitzen getränkt. Die neuen, jungen Kälber anzulernen erfordert einiges an Geduld. Wenn die Kälber hungrig sind geht das viel einfacher.

Letzte Woche kamen in zwei Tagen 108 neue Kälber. Dazu kommt, dass 30 davon noch nie in ihrem kurzen Leben an einer Gummizitze getrunken haben. Auf ihrer Heimatsfarm werden die frischgekalbten Kühe in den Kälberstall getrieben und die Kälber können bei diesen Kühen saugen gehen. Am einfachsten geht es, wenn man einem Kalb den Finger in den Mund steckt und es saugen lässt, dann zur Cafeteria schiebt und versucht den Finger durch einen Gummizitzen zu ersetzen. Tönt ganz einfach und logisch, ist es aber nicht. Einige haben kaum einen Saugreflex, andere wollen nicht die Gummizitze in den Mund nehmen. Nach dem vierten Tränken werden die Kälber, welche immer noch keinen Tropfen ab der Cafeteria trinken mit dem Drencher gefüttert.

Milchpulver aus Holland

Der Stall ist einfach aber praktisch eingerichtet. Durch die Mitte führt ein langer Gang, auf jeder Seite sind 19 Abteile, in jedem haben zwölf Kälber Platz. Auf dem Boden sind Dachlatten mit Schlitzen dazwischen. Jede Kälbergruppe hat eine Krippe und ein Rohr, mit welchem ab dem ersten Tag Kraftfutter zugefüttert wird. Auch ein Wasserbecken mit Frischwasser fehlt nicht.

Nebst Kraftfutter bekommen die Kälber Heu und Sodium Bentonit. Das ist ein weisses Pulver, welches die Umstellung von Biest- zu Pulvermilch erleichtert und die Verdauung unterstützt. Und natürlich Milch. Momentan bekommt jedes Kalb zwei Liter, die ältesten etwa drei. Die Cafeterias sind in zwölf Felder unterteilt, pro Zitze eines, jedes fasst genau zwei Liter. Peter hat ein Rührwerk im 1750 Litertank (im Frühjahr ist er zu klein) gebaut, welche mit dem Traktor betrieben wird. Vom Tank aus führt eine Leitung in den Stall. Mit einem Schlauch mit einer Zapfsäule können die Cafeterias gefüllt werden.

Einmal pro Tag tränken

Momentan stehen 212 Kälber im Stall, da tränken wir sie zweimal täglich. Hierzu werden zur Zeit täglich 115 Kilogramm Milchpulver verwendet. Im Frühjahr werden sie nach zwei Wochen noch einmal pro Tag gefüttert. In den drei Litern Wasser wird Milchpulver für sechs Liter, also doppeltkonzentriert, angerührt. Milch bekommen sie zirka acht Wochen lang. Obwohl Stokes noch einen zweiten Stall mit 350 Kalberplätzen haben, müssen einige im Frühjahr mit sechs Wochen bereits auf die Weide, 24 Stunden pro Tag. Getränkt werden sie dann mit einer fahrbaren grösseren Cafeteria.

80-100NZ$ Gewinn pro Kalb

Mit 100 Kilogramm werden die Kälber weiter verkauft. Peter fordert 430-440 NZ$, die Aufzuchtskosten belaufen sich auf 180-200 NZ$, somit beträgt der Gewinn 80-100NZ$. Nicht zu vergessen ist, dass zuerst 1000 Kälber für total zirka 150 000NZ$ sowie das Futter gekauft werden muss, dazu kommt der Transport und die Arbeit bevor auch nur ein Cent Gewinn abspringt. Zudem müssen Verluste selber getragen werden und es werden keine Direktzahlungen ausbezahlt.

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