Ein professionelles Einstallmanagement sowie eine gezielte Fütterung beugen Abgängen im Kälbermaststall vor. Wer nicht das ganze Risiko selber tragen will, sucht die Zusammenarbeit mit der Beratung.
Mehr als durch die Tränker- und Schlachtkälberpreise und auch mehr als durch die Futterpreise wird die Wirtschaftlichkeit der Kälbermast durch die Verlustrate beeinflusst. Sechs Tipps helfen, die Abgänge unter 4 Prozent zu halten.
Stallbau und Hygiene
Die Stallfläche pro Mastkalb soll mindestens 1,8m2 betragen. Hohe Ställe ermöglichen einen guten Luftaustausch ohne Zugluft (ab 0,2m/s Luftgeschwindigkeit). Idealerweise werden junge Kälber in einem klimatisch von älterem Rindvieh getrennten Raum gehalten, um die Übertragung von Krankheitserregern zu vermeiden. Gründliches Misten, Reinigen und Desinfizieren zum Einstallen hält den Keimdruck in Grenzen. Wichtig ist auch eine konsequente Fliegenbekämpfung mit marktüblichen Mitteln.
Kontrolle und Prophylaxe
Wer mangelhafte und kranke Tränker konsequent zurückweist oder sofort behandelt, vermeidet unangenehme Überraschungen im Verlauf der Mast. Indikatoren für eine gute Verfassung sind: solider Ernährungszustand, aufrechte Kopfhaltung, keine geschwollenen Gelenke und Nabel, ohne Tränen und Nasenfluss, ruhige Atmung, kein Husten, normaler Saugreflex.
Die vorbeugende Behandlung beim Einstallen erfolgt nach tierärztlicher Absprache. Insbesondere zur Einstallung und nach der Medizinierung empfiehlt sich auch der Einsatz von Vitamin- und Spurenelementpräparaten, die das Immunsystem der Kälber stärken. Fürs Antränken gibt es spezielle Startermilchen. Bei einer Mehrzahl der Tränker ist eine zusätzliche Eisenversorgung (Eisenpaste) erforderlich.
Änderungen im Tränkeregime müssen Schritt für Schritt erfolgen, damit der Verdauungsapparat der Kälber nicht überfordert wird.
Nach Plan füttern
Je nach Vollmilchmenge wird eine passende Ergänzungsmilch gewählt, damit die Mastkälber den gewünschten Ausmastgrad erreichen. Für die Qualitätsbeurteilung und den Preisvergleich von Kälbermilchen ist nicht der Anteil Milchprodukte oder Magermilchpulver entscheidend, sondern der Anteil hochwertigen Milchproteins am Gesamtprotein.
Die Mengendosierung und die Tränketemperatur (41°C) müssen sowohl am Automaten als auch im Eimer täglich überprüft werden. Bei der Wahl eines Tränkeautomaten ist neben der Technik vor allem ein 365 Tage pro Jahr funktionierender Reparaturservice ein wichtiges Kriterium. Tränkeautomaten, Eimer und Zubehör sollen täglich gereinigt werden.
Immunsystem stärken
Der Bedarf der Kälber an Mineralstoffen, Spurenelementen und Vitaminen ist unterschiedlich. Speziell konzipierte Futterspezialitäten stellen die Versorgung sicher. Nicht weniger wichtig ist die Beschäftigung. Viele Kälbermäster haben gute Erfahrungen mit der ab 2013 vorgeschriebenen Gabe spezifischer Raufutter – zusätzlich zu Stroh – gemacht. Sie befriedigen den Nagetrieb der Kälber und vermindern die Lecksucht.
Häufige Kontrolle
Täglich mehrmalige Kontrollen und rasches Handeln bei Krankheitsanzeichen runden die Massnahmen gegen Kälberverluste ab. Hilfreich sind Mastauswertungen. Sie enthalten die Kennzahlen zur Leistung, welche für die Wirtschaftlichkeit der Kälbermast massgebend sind und ermöglichen Vergleiche mit anderen Betrieben. So wird sichtbar, was sich noch alles optimieren lässt.
Risiko auslagern
Vollständig können Tierabgänge nicht vermieden werden. Wichtig ist, Schwachpunkte zu erkennen, sich zu verbessern und den Verlustanteil tief zu halten. Die Zusammenarbeit mit einem kompetenten Fütterungsberatungsdienst sowie dem Tierarzt ist hierzu sehr wertvoll.
*Thomas Rutz arbeitet als Kälbermastberater beim UFA-Beratungsdienst, Wil SG.