Für verkäste Milch gilt ein national verbindlicher Mindestpreis von über 60 Rp./kg. Doch laut Kennern gibt es Offerten mit viel tieferen Preisen. Die Branchenorganisation Milch warnt, damit gefährde man die Verkäsungszulage.
«Auch im Inland unterbieten sich angeblich die Milch-Akteure laufend, die Segmentierung verkommt zur gut gemeinten Phrase. Einzelne Akteure könnten mit einer Unterschreitung der LTO-Grenze die Verkäsungszulage politisch gefährden.» Dies schrieb Hans Rudolf Aggeler, Geschäftsführer der Caseus Kompetenzzentrum AG, am 18. September in seinem Newsletter. Am 2. Oktober wurde Aggeler noch konkreter: «Ein grosser Verarbeiter offeriert für 25% B-Milch noch 44,5 Rp./kg (inkl. Verkäsungszulage). Tja, LTO scheint da nicht für alle Akteure gleich bindend zu sein, oder haben die noch nie etwas davon gehört?» Mehr noch: «Restmilch ab Käsereien dürfte ab November auf ca. 50 Rp./kg Milch fallen. Achtung, das gibt wieder jede Menge billigen Käse»
Mindestpreis für alle
Der LTO+-Preis ist ein Mindestpreis für verkäste Milch in der Schweiz (siehe Kasten). Als solcher ist er Teil des Reglements zur Segmentierung des Milchmarktes, das die Branchenorganisation Milch (BOM) beschlossen hat. Der Bundesrat hat es bis am 30. Juni 2015 für allgemein verbindlich erklärt. Das heisst, jeder Milchkäufer in der Schweiz ist verpflichtet, für verkäste Milch diesen Mindestpreis zu bezahlen. Im Monat August lag der LTO+-Milchpreis bei 61,5 Rp./kg. Das ganze Jahr über lag er über 60 Rp./kg.
Die BOM ist alarmiert. «Die Einhaltung des sogenannten LTO+-Milchpreises wird im Vorstand zum Thema werden», erklärt Stefan Kohler, Geschäftsführer der BOM, auf Anfrage. Bereits hat er einen Brief an alle Mitglieder der BOM geschrieben, der dem «Schweizer Bauer» vorliegt. Darin ruft die Geschäftsstelle der BOM den Mindestpreis in Erinnerung und erhebt den Warnfinger: «Sollte sich bei den Kontrollen der B-Segmente Ende Jahr herausstellen, dass für verkäste Milch gegenüber dem LTO+-Preis ein zu tiefer Preis ausbezahlt worden sei, wird die BO Milch eine angemessene Kompensation an die Milchverkäufer verfügen.»
Zulage in Gefahr
Was schon Aggeler angesprochen hat, die politischen Aspekte, betont auch Kohler in seinem Brief. «Die EU akzeptiert unsere Verkäsungszulage von 15 Rappen für exportierte Käse nur dann, wenn der Rohstoffpreis mit dieser Stützung nicht unter den Durchschnittspreis für die verkäste Milch in der EU fällt. Dies ist der LTO-Preis. Sollte nun in der Schweiz ein zu tiefer Einkaufspreis für die verkäste Milch bezahlt werden, gefährdet man damit mittel- und langfristig die Verkäsungszulage.» Zu bedenken ist dabei, dass die Verkäsungszulage verwaltungsintern ohnehin auf der Abschussliste steht. Im Juni 2013 verabschiedete der Bundesrat einen Bericht, in der die Verkäsungszulage massiv kritisiert wurde (der «Schweizer Bauer» berichtete). Die Subvention fördere die Milchproduktion und führe somit zu einer Erhöhung der Tierzahl. «Diese benötigen Futtermittel und produzieren klimarelevante Gase. Damit besteht ein Fehlanreiz», so der Bericht. Ebenfalls nicht zu vergessen ist, dass es für eine Unterschreitung des kommunizierten LTO+-Milchpreises auch einen Milchverkäufer braucht, der bereit ist, die Milch so günstig zu verkaufen.
LTO+-Preis
Der LTO+-Preis wird von der BOM-Geschäftsstelle berechnet. Er basiert auf dem LTO-Preis, der ein Durchschnitt aus belgischen, deutschen, dänischen, französischen, britischen, irischen, italienischen und niederländischen Milchpreisen ist. Der LTO wird mit Verzögerung publiziert: Erst Anfang dieser Woche erschien der Augustpreis (38,5 Cent/kg). Für den LTO+-Preis bereinigt die BOM den LTO-Preis um Gehalt, Transportkosten und Wechselkurs und addiert 15 Rp./kg Verkäsungszulage. Für August resultierte ein LTO+ von 61,5 Rp./kg.


