Getreide aus dem Naturpark Gantrisch wird in der Dittligmühle in Längenbühl BE vermahlen und grösstenteils regional verkauft. ViCafé kauft Kaffee in Übersee, röstet und verkauft diesen dann in Zürich. Beides hat Erfolg.
Am 26. August fand die zweite Fachtagung «Die Zukunft der Regionalprodukte» an der Hochschule für Wirtschaft in Zürich statt. Organisiert von Stephan Feige. Er ist Leiter der Fachstelle für authentische Markenführung der HWZ. In der Pause gabs Kaffee, gesponsert von einer Berner Kaffeerösterei. Der Kaffee wurde zwar in Bern geröstet, die Bohnen jedoch importiert. Passt Kaffee als Pausengetränk zu einer Tagung über Regionalprodukte?
Genau um diese Frage gings am Nachmittag in Zürich: Muss ein Regionalprodukt aus der Verkaufsregion kommen, oder sucht der Konsument authentische Spezialitäten?
Regional durch rösten
«Mit der regionalen Rösterei versuchen wir, aus einem nicht regionalen Produkt ein regionales zu machen», sagte Ramon Schalch, Geschäftsführer von ViCafé. Das Unternehmen, das mehrere Espresso Bars in Zürich betreibt, kauft den Kaffee direkt bei den Produzenten und röstet die Bohnen anschliessend in der eigenen Rösterei. «Kaffee macht aktuell die gleiche Entwicklung durch wie der Wein. Plötzlich ist wichtig, aus welchem Land oder aus welcher Region der Kaffee kommt», so Schalch.
«Wir begleiten unseren Kaffee auf dem gesamten Weg der Wertschöpfungskette und können so Qualität und Transparenz gleichermassen garantieren», heisst es auf der Website von ViCafé. Angeblich sei die Nachfrage gut, und die Schlange am Morgen vor den Kaffeebars gross. Eine authentische Spezialität mit Erfolg.
Schoggi ist nicht nachhaltig
Auch dem Pausenkaffee der Berner Rösterei mangelte es nicht an Authentizität. Mit einer speziellen Maschine gekonnt in Szene gesetzt, stellte die Zubereitung für die Kaffee-durstigen Tagungsteilnehmer jedoch eine nicht zu unterschätzende Herausforderung dar.
Da war es doch deutlich einfacher, sich einen der Brownies der Zürcher Landfrauen in den Mund zu schieben. Doch laut Jasmine Said Bucher, Geschäftsführerin von Alpinavera, sind Brownies weder regional noch besonders nachhaltig. Denn in den Brownies ist der Anteil Schokolade gross und die Kakobohnen für die Schoggi-Herstellung kommen bekanntlich nicht von hier.
Der Eco-Score gibt Auskunft zu Nachhaltigkeit
Der Verein Alpinavera ist eine Marketing- und Kommunikationsplattform für zertifizierte Regionalprodukte aus den Kantonen Graubünden, Uri, Glarus und Tessin. Bucher referierte: «Das Nachhaltigkeitsbewusstsein in der Gesellschaft nimmt zu. Frau und Herr Schweizer überlegen sich, wie und wo sie einkaufen und was sie kochen wollen.» Alpinavera will die Umweltauswirkungen ihrer Regionalprodukte sichtbar machen und arbeitet zu diesem Zweck zusammen mit Beelong, einem sogenannten Eco-Score für Lebensmittel.
Der Beelong-Indikator bewertet den Umwelteinfluss von Lebensmitteln auf einer Skala von A bis E. Bucher machte ein Beispiel: «Bei den Milchprodukten landet der Bio-Ziegenkäse in der Kategorie A und der Kuhmilchkäse in der Kategorie B. Die Umweltwirkungen der Kleinwiederkäuern sind kleiner als die der Kühe.»
Zürich isst regional
Yvonne Lötscher weiss, wie und was Zürich isst. Sie ist Leiterin Strategie nachhaltige Ernährung der Stadt Zürich. «Zürich ernährt sich heute schon überdurchschnittlich regional. Aber beispielsweise beim Brot ist das Potenzial nach oben gross», so Lötscher. Denn es mangelt es nicht an regionalem Getreide, vielmehr an den fehlenden Verarbeitungsstrukturen.
Für Martin Jucker von der Jucker Farm ist es einfach: «Rüedu löst alle Probleme. Dort können grosse Mengen an regionalen Produkten vernetzt werden». Seit August gibt es den selbstbedienten Hofladen von Rüedu in Zürich. Die Produzenten können in diesen Hofläden ihre Produkte direkt an die Kundschaft bringen, ohne grossen Zwischenhandel.
Von hier für hier
Carmen Bezençon ist Geschäftsführerin und Inhaberin der Dittligmühle GmbH in Längenbühl BE, im Naturpark Gantrisch. Ihr Mühle vermarktet Regionalprodukte in ihrer Region erfolgreich. «Die Marke Gantrisch Goldkorn öffnete uns die Türen, damit wir bei Coop ins Sortiment kamen», erzählt die Unternehmerin.
«Am meisten verkaufen wir in Bern und Thun. Dort kennen alle den Gantrisch.» Die Mühle verkauft nebst verschiedenen Mehlen auch diverse Müeslimischungen. Es sind regionale Produkte, deren Rohstoffe regional produziert, verarbeitet und schlussendlich auch verkauft werden.
58 Cent für einen Liter
Zum Schluss der Tagung stellte Nicolas Barthelmé sein Projekt «Du bist hier der Chef» vor. Bei dieser Verbrauchermarke bestimmen die Konsumentinnen und Konsumenten, wie viel sie für einen Liter bezahlen wollen und sie sagen, welche Produktionsanforderungen sie für den Preis erwarten.
«Unser Ziel ist, den Tierschutz, den Naturschutz und die Artenvielfalt zu fördern und vor allem die Landwirtinnen und Landwirte zu unterstützen, so Barthelmé. Die Verbrauchermilch gibts für 1.45 Euro (1,57 Rp.) beim deutschen Detailhändler Rewe. Bis jetzt mit einer Million verkaufter Packungen eine Nische. Die 15 Bauern, die die Milch produzieren, erhalten 58 Cent (63 Rp.).