Die Kartoffelbranche bereitet sich auf eine anspruchsvolle Ernte vor. Immerhin wird die Grösse der Knollen nebensächlicher.
Die heurige Kartoffelernte wird zur Herausforderung – für die Produzenten und die Abnehmer. Ein grosses Problem nebst Grösse und Fäulnis sind Hohlherzigkeit und Wachstumsrisse.
Im neusten Newsletter forderte die VSKP (Vereinigung Schweizerischer Kartoffelproduzenten) die Öffnung der Kaliber in den Übernahmebedingungen. Terralog informierte ihre Produzentinnen und Produzenten nun in einem Schreiben, dass bei festkochenden Speisesorten keine Kalibereinschränkungen mehr gelten, und dass mehligkochende Speise-Sorten ab 40 mm übernommen würden.
Kurze und lange Pommes
Bei den Frites-Kartoffeln gibt es beim oberen Kaliber keine Beschränkung, das untere Kaliber wurde noch nicht festgesetzt. Wieso es bei dieser Entscheidung etwas harzt: Man schiebt sich halt lieber eine lange Fritte in den Mund, als dass man an einer kurzen herumknabbert.
Bei den Chipskartoffeln liegt das obere Kaliber gemäss Abnehmerin Terralog bei 75 mm, das untere ist noch unklar. Obwohl, aus Konsumentensicht spielt die Grösse bei den Chips weniger eine Rolle als bei den Pommes frites. Auch die Fenaco hat ihre Kartoffelproduzenten entsprechend informiert. Eine Anpassung der Kaliber- und Qualitätsvorgaben für die ganze Branche gibt es noch nicht, es wird aber darüber diskutiert. Swisspatat wird Ende August detailliert über die Preise und die Übernahmebedingungen informieren.
Deutlich tiefere Erträge erwartet
Nicht nur die Qualität, auch die Quantität beschäftigt die Kartoffelbranche. Die Marktakteure gehen von deutlich tieferen Erträgen aus als im Schnitt der letzten Jahre. Und obwohl heuer die nationale Ertragserhebung bei den Kartoffeln abgesagt wurde, ist bereits jetzt klar, dass die Produzentenrichtpreise am oberen Preisband liegen werden.
«Auch wenn die Erhebungen jeweils grossflächig gemacht werden und eine hohe Anzahl von Mustern ausgewertet werden, hätte es wohl kein repräsentatives Ergebnis gegeben. Es wäre kaum möglich gewesen, die hohen Ausfälle und die heterogenen Bedingungen innerhalb der Parzellen angemessen erfassen zu können», begründet Swisspatat die Absage der Erhebung. Die Schäden wegen Hagel, Starkniederschlägen und damit verbunden auch wegen Staunässe sind gross, jedoch sehr unterschiedlich – auch innerhalb der einzelnen Parzellen.
Importantrag ans BLW
Wegen der schlechten Ernteaussichten bei den Industriekartoffeln werden sich die Frites-Lager, die sich letztes Jahr auftürmten, nun wohl rasch leeren. Und in der Veredelungsindustrie werde es Zusatzimporte brauchen, so Swisspatat. Die Kartoffelbranche habe letzte Woche beim Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) bereits einen ersten Importantrag für 20’000 Tonnen Veredelungskartoffeln eingereicht, so die Branchenorganisation.
Insbesondere die Chips-Produzenten hätten seit einigen Wochen Probleme, ihren Bedarf mit inländischer Ware zu decken, da vielerorts eine Ernte von frühen Kartoffeln nicht oder nur sehr erschwert möglich gewesen sei und hinzu kämen die wohl tieferen Erträge der Herbsternte, lautet die Begründung.