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Kampf um Kunden: Migros senkt die Preise

Rüebli, Äpfel und Tomaten zum Tiefpreis: Mit Preissenkungen will die Migros den Discountern die Stirn bieten und Kunden zurückgewinnen. Dass dies den Gewinn schmälert, nimmt sie in Kauf. Die Senkungen sollen nicht zulasten der Bauern gehen.

awp/blu |

Die Führung der kriselnden Detailhändlerin mit dem orangen M hat am Montag die Eckpfeiler ihrer neuen Supermarktstrategie vorgestellt. Mit neuen Filialen, modernisierten Läden und vor allem tieferen Preisen will die Migros die Kundschaft wieder von sich überzeugen.

Denn die Kundinnen und Kunden haben sich vermehrt Lidl, Aldi und Co. zugewandt. «Die Migros hat in den Supermärkten in den Bereichen Food und Retail massiv Marktanteile verloren», sagte Migros-Chef Mario Irminger vor den Medien. Diese will sie nun wieder zurückgewinnen.

Gemüse und Früchte machen den Anfang

Das geht in erster Linie über den Preis. «Mehr Qualität, mehr Frische und mehr Service zu günstigen Preisen. Dieses Versprechen ist ein Kernanliegen der Migros», sagte Migros-Präsidentin Ursula Nold vor der Gemüsetheke in der Migros-Filiale am Zürcher Limmatplatz, dem Hauptsitz der Detailhändlerin. Was das konkret bedeutet, zeigte sich hinter ihr. Über dem Gemüse schweben grosse, gelbe Banner mit der Aufschrift «Tiefpreis». Zum Anfang werden 60 Früchte und Gemüse ab sofort zu Discountpreisen verkauft.

Insgesamt will die Migros in diesem und im nächsten Jahr die Preise von 1000 Produkten des täglichen Bedarfs auf «Discount-Niveau» senken, wie ihre Führungsriege erklärt. «Es gibt keinen Grund mehr, zum Discounter zu gehen», so der Chef der Supermarkt AG, Peter Diethelm. Selbst wenn Discounter die Preise senken würden, wie zuletzt Aldi bei Fleischprodukten, werde die Migros nachziehen, versprach er.

Das Sortiment der Discounter wie Aldi (1800 Artikel) oder Lidl (2500 Artikel) ist deutlich kleiner als jenes eines Vollsortimenters. Der Preisdruck wird sich vor allem auf Produkten einstellen, die die Discounter anbieten. 

Migros will Beziehung zu Bauern stärken

Den Anteil der Eigenmarken will die Migros-Führung von heute 78 Prozent auf 80 Prozent erhöhen. «Wir haben in den letzten Jahren viele Marken aufgenommen», so Irminger. Er schliesst nicht aus, dass manche dieser Fremdmarken wieder aus den Regalen verschwinden.

Klar, dass das für die Migros nicht gratis kommt. Die Detailhändlerin investiert 500 Millionen Franken in die Preissenkungen. «Zudem nehmen wir dafür bewusst einen kleineren Gruppengewinn in Kauf», sagte der Migros-Chef. Die Migros verspricht, dass die Preissenkungen nicht zulasten der Produzenten, also der Landwirtinnen und Landwirte, gehen. Die Migros will die Zusammenarbeit mit den Bauern verstärken. «Die Migros hat auch die engste Vernetzung mit regionalen Produzentinnen und Produzenten und fördert diese Partnerschaften», teilt sie mit. 

Neue und aufgehübschte Filialen

«Wir haben diese Mittel auch zur Verfügung, weil wir hart daran gearbeitet haben, uns von defizitären Geschäften zu trennen», ergänzte er. Die Migros hat bekanntlich verlustreiche Töchter, darunter etwa die Fachmärkte Melectronics, SportX oder die Zahnspangenkette Bestsmile, verkauft oder geschlossen. Weitere Geschäfte, wie etwa Hotelplan, will die Migros noch loswerden. Als dritten Grund, warum sich die Migros diese Transformation leisten kann, nannte Irminger die «Effizienz- und Kostenvorteile aus der engeren Zusammenarbeit in der gesamten Migros-Gruppe».

Der weitaus grössere Teil der Investitionen fliesst jedoch mit 2 Milliarden Franken in die Modernisierung von 350 Filialen und die Errichtung von 140 neuen Läden. Die Zahl der Migros-Supermärkte werde damit bis in fünf Jahren auf 930 steigen, sagte Supermarkt-Chef Diethelm.

Senkungen auch bei Bio und Labels

Auch davon erhoffen sich Irminger und seine Crew Wachstum und die Rückgewinnung von Marktanteilen. Die Migros will mit ihrem neuen Konzept nämlich vor allem dort Zelte aufschlagen, wo es noch keine Konkurrenz in unmittelbarer Nähe gibt und die Bevölkerung noch wächst. «Damit wird für weitere 200'000 Haushalte die Migros der nächstgelegene Supermarkt sein», sagte Diethelm.

Präsidentin Nold betonte schliesslich, dass die Genossenschaften bei der neuen Strategie an einem Strang zögen. So würden beispielsweise die Renovierungen der Filialen auf nationaler Ebene gesteuert, aber von den Regionalgenossenschaften ausgeführt. Eine Rückbesinnung auf die DNA, ganz im Sinne des Genossenschaftsgründers Gottlieb Duttweiler, so die Präsidentin.

Die Nachhaltigkeit werde für die Migros weiterhin sehr wichtig sein. «Wir wollen klar ein nachhaltiger Detailhändler bleiben. Hier werden wir keine Abstriche machen», führte Nold aus. Es werden in sämtlichen Segmenten, von Budget- bis Labelprodukte, zu Preissenkungen kommen. 

Die Preissenkungen, die ab sofort beginnen und im nächsten Jahr an Dynamik gewinnen sollen, werden allerdings auch den Gruppengewinn schmälern. «Die Migros kann sich das als Genossenschaft leisten», sagte Nold. 

Mehr Eigenmarken

Zudem rückt die Migros-Führung unter Chef Mario Irminger auch die Eigenmarken in den Fokus. Diese sollen wieder mehr Gewicht und einen prominenteren Platz in den Filialen bekommen. «Wir wollen den Anteil von 78 Prozent auf 80 Prozent erhöhen», sagte Diethelm. Im Gegenzug würden einzelne, weniger gut laufende Produkte aus dem Sortiment genommen.

«Wir wollen im Detailhandel den Takt angeben, anstatt aufholen zu müssen», sagte Ursula Nold, Präsidentin der Verwaltung des Migros-Genossenschafts-Bundes (MGB). Dazu gehöre die Vereinfachung der bestehenden Struktur.

Kommentare (5)

Sortieren nach:Likes|Datum
  • Daneli | 30.10.2024
    Das bedeutet dass bisher zu viel vom Konsumentenfranken bei der Migros geblieben ist. Da gibt's bestimmt noch immer Spielrau!
  • Bauer | 29.10.2024
    Bauern auf die Strasse, Fair-trade auch für Schweizer Bauern.
  • Meier | 28.10.2024
    Den Preis für eure Biliglebensmitel zahlen so oder so die Bauern
  • Wälchli Urs | 28.10.2024
    Wer glaubt das die Preisenkungen nicht zulasten der Landw. Einkommen geht, soll weiterträumen!
    • Biopuur | 30.10.2024
      Von tieferen Produzentenpreisen würde auch die Konkurrenz profitieren. Wenn die Migros wettbewerbsfähigere Preise will, muss sie endlich ihre eigenen Kostenstrukturen überdenken. Bei vielen Produkten wäre sie im Vergleich zu Aldi/Lidl teurer, wenn die Produzentenpreise Fr. 0 würden betragen. Die Migros hat Duttweilers Idee schon lang verraten!
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