
Umwelteinflüsse und die Genetik beeinflussen den Kartoffelertrag massgeblich.
Gabriela Brändle
Ertragssicherheit ist sowohl für Landwirtinnen und Landwirte als auch für die Konsumierenden wichtig. Eine Analyse von Kartoffelerträgen in der Westschweiz zwischen 1990 und 2021 zeigte, dass die Umwelt – Wetterereignisse und Anbauort inklusive – rund 50 Prozent der Ertragsvariabilität erklärt. Die durch den Klimawandel zunehmende Temperatur- und Niederschlagsschwankungen lassen in Zukunft grössere Einflüsse auf die Erträge erwarten.
Trockenheit
Mittels statistischer Modelle konnten Agroscope-Fachleute 30 Prozent der Ertragsvariabilität allein durch Wetterfaktoren erklären, wobei diese Faktoren entscheidend sind: Wasserzufuhr zwischen Knollenansatz und Ernte sowie Sonnentage, Durchschnitts- und Tagesmaximum-Temperaturen zwischen Setzen und Ernte. Pro 1 mm weniger Niederschlag würden gemäss der Modelle die Erträge um 0,03 t/ha sinken.
Besonders starke Verluste würden bei extremer Trockenheit auftreten. Saisonale Durchschnittstemperaturen über 16,5 °C könnten den Ertrag deutlich verringern. Pro zusätzlichem Grad Celsius darüber würde im Schnitt pro Saison 6,4 t Erntegut pro Hektare verloren gehen, das entspricht 14,8 % Ernteverluste pro Grad Celsius.
An Standort angepasst
Die genetische Variabilität der angepflanzten Kartoffeln hat ebenfalls einen grossen Einfluss auf den Ertrag – robuste, ertragreiche Sorten sind zentral. In der Studie zeigte sich, dass die Sortenwahl bis zu 24 Prozent der Ertragsvariabilität ausmachen konnte. Dies ist mehr als in vielen Vergleichsstudien, was unter anderem an der grossen Anzahl der getesteter Sorten lag, die mehr als sechshundert betrug.
Während sich die Züchtungsforschung in den letzten Jahrzehnten vor allem dem Ertrag gewidmet haben, werden heute die richtige Sortenwahl und angepasste agronomische Massnahmen für den jeweiligen Standort immer wichtiger. Der Grund: Ein höherer Ertrag kann auf Kosten von Knollen-Qualität und Pflanzen-Stabilität gehen. Angesichts der Klimaextreme, die möglicherweise noch zunehmen werden, hat die Devise, stärker auf standortangepasste, ertragsstabile Sorten zu setzen, Aufschwung bekommen.
Ertragsverluste
Beim Stärkegehalt (in % Frischmasse) dominierte mit 75 Prozent eindeutig die Genetik. Umweltfaktoren wie Temperatur und Niederschlag erklärten nur 4 bis 6 Prozent der Variabilität im Stärkegehalt. Das heisst, dass der Stärkegehalt auch in Trockenjahren weitgehend stabil bleibt. Dennoch kann eine länger anhaltende Dürre andere Qualitätsmerkmale wie Schalenbeschaffenheit oder Zuckergehalt beeinflussen.
Diverse Klimamodelle prognostizieren für die Schweiz bis zum Jahr 2085 mögliche Temperaturanstiege im Bereich von +0,7 °C bis +7,2 °C im Sommer. Gleichzeitig könnte der Niederschlag um bis zu 42,8 % zurückgehen. Dabei riskiert man je nach Szenario folgende Ertragsverluste:
- 2035: –3 % bis –16 %
- 2050–2060: –5,4 % bis –50,3 %
- 2080: –6 % bis –84 %
Die grössten negativen Effekte ergeben sich – wie bereits anfangs erwähnt – während einer heissen und trockenen Saison.
Fazit
- Umwelteinflüsse und die Genetik beeinflussen den Kartoffelertrag massgeblich.
- Klimatische Faktoren als Ursache gewinnen mit fortschreitender Klimaveränderung zunehmend an Bedeutung.
- Eine Massnahme, um in Zukunft Ertragseinbussen möglichst gering zu halten, sind Anpassungen der Anbaumethoden an den Standort.
- Eine weitere Massnahme ist die Nutzung klima- und ertragsstabiler Sorten, die Hitze und Trockenheit gut überstehen.

