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Kartoffeln: ein Migrationsproblem der anderen Art

Das Wetter, Krankheiten und Schädlinge haben die Kartoffelernte geschmälert. Darum werden 100’000 Tonnen Kartoffeln importiert: aus Holland, Frankreich und Deutschland zur Verarbeitung.. Ende des Winters kommen dann frische Kartoffeln aus Ägypten.  

Bettina Kiener |

Der heurige Kartoffelanbau war anspruchsvoll. Wegen des nassen Frühlings wurden viele Kartoffeln entweder bei schlechten Bedingungen oder spät gepflanzt, wodurch sie sich verzögert entwickelten und auch anfälliger waren gegenüber Krankheiten und Schädlingen. Hinzu kam der trockene Frühsommer.

Dementsprechend klein ist der Ertrag, und laut Swisspatat wird die Gesamternte basierend auf den Flächenzahlen und den Resultaten der Ertragserhebung vom September auf ca. 360’000 Tonnen geschätzt. Das sind rund 15 Prozent weniger als im Schnitt der letzten fünf Jahre und so fehlen hierzulande rund 100’000 Tonnen Speise- und Industriekartoffeln. Diese Fehlmenge wird nun importiert.

Minimaler Marktzutritt

Gemäss den WTO-Verträgen muss die Schweiz einen minimalen Marktzutritt von fünf Prozent des durchschnittlichen Inlandverbrauchs der Referenzjahre 1995 und 1996 gewährleisten. Dadurch ergibt sich ein Basiszollkontingent von 4’000 Tonnen bei den Pflanzkartoffeln, von 6’500 Tonnen bei den Speisekartoffeln und von 9’250 Tonnen bei den Veredelungskartoffeln. Reicht das nicht, beantragt die Branche beim Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) Zusatzkontingente.

So wurde bereits Anfang September ein erstes Zusatzkontingent von 25’000 Tonnen Veredelungskartoffeln beantragt. Das mit der Begründung, dass dadurch eine durchgehende Produktion seitens der Industriebetriebe sichergestellt werden könne und dass qualitativ gute Schweizer Ware eingelagert und zu einem späteren Zeitpunkt verarbeitet werden könne.

Der Import innerhalb dieses Kontingents ist zwischen dem 16. Oktober 2023 und dem 31. Dezember 2023 möglich. Da der Bund fünf bis sechs Wochen braucht, um einen solchen Zusatzkontingentsantrag zu bearbeiten, wurde unterdessen bereits ein weiteres Kontingent von 10’000 Tonnen Industriekartoffeln ab Anfang 2024 beantragt. Damit soll die Versorgung im neuen Jahr sichergestellt werden.

Herkunft Europa

Die verarbeitende Industrie importiert die Kartoffeln meist aus Europa. Zum Beispiel aus den Niederlanden, Frankreich oder Deutschland. Importe würden aber nur dann getätigt, wenn es mengenmässig nötig sei, sagt Urs Reinhard, Geschäftsführer der Swiss Convenience Food Association (SCFA), die unter anderem die Kartoffelverarbeiter vertritt.

«Alle Betriebe verarbeiten am liebsten Schweizer Kartoffeln», ergänzt er. Denn Importe bedingen einerseits einen höheren Aufwand bei der Beschaffung, der Planung und der Qualitätssicherung, andererseits ist derzeit auch das Preisniveau angespannt. So war die heurige Ernte nicht nur hierzulande durchzogen, sondern europaweit.

Herkunft Nordafrika

Auch bei den Speisekartoffeln kommt ein Teil der Importe aus Europa: aus Holland, Belgien, Frankreich, Deutschland oder Italien. Meist gehts dabei um den Import von mehligkochenden Kartoffeln.

Etwa ab März gibt es dann frische Kartoffeln aus Ägypten und Ende April kommen bereits auch erste Kartoffeln der neuen Ernte aus Südspanien und Portugal. Christian Sohm, Direktor von Swisscofel, dem Schweizer Verband des Früchte-, Gemüse- und Kartoffelhandels, sagt: «Die Ware wird im Prinzip immer so nah wie möglich beschafft.»

Ziel: Mehr von hier

Weiter sagt Sohm, dass die Branche längerfristig Lösungen brauche im Bereich der Sorten, der Modelle und des Pflanzenschutzes, damit die benötigte Menge Kartoffeln hier produziert und der Kartoffelabsatz wieder gesteigert werden könne. «Das wird nur in einer engen Zusammenarbeit innerhalb der Branche gelingen. Mit der Swisspatat als Branchenorganisation sind wir hier aber bestens aufgestellt», ergänzt er.

Von der guten Zusammenarbeit innerhalb der Branche ist auch Reinhard überzeugt: «Es besteht eine sehr hohe Wertschätzung gegenüber dem anderen Branchenpartner.» So unternähmen die Produzenten alles in ihrer Macht Stehende, um auch in schwierigen Jahren Schweizer Ware von schöner Qualität zu liefern, und die Industriebetriebe würden versuchen, so viel wie möglich davon zu übernehmen und daraus unter maximaler Dehnung der Toleranzen Produkte herzustellen, die den Ansprüchen genügen würden.

Schweizer Kartoffeln sind gefragt

Schweizer Kartoffeln sind also gefragt, und hiesige Firmen setzen in ihrem Marketing zum Teil auch stark auf die Herkunft Schweiz. Als Beispiel die Chips-Produzentin Zweifel AG, die auf jeder Packung den Namen des Bauern aufführt , der die Kartoffeln für die Chips produziert hat.

Und nebst den Verarbeitungsbetrieben haben nicht zuletzt auch die Lagerhaltungsunternehmen ein finanzielles Interesse daran, volle Lager zu bewirtschaften, da die Importware meist nicht in die hiesigen Lager, sondern direkt in den Verkauf oder in die Verarbeitung geht.

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