Die FAO (Food and Agriculture Organization), also die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen weisst in einem Bericht von Mitte Oktober massive Kosten für die Landwirtschaft aufgrund von Naturkatastrophen aus.
In den vergangenen 30 Jahren sind in der Landwirtschaft durch Naturkatastrophen weltweit Verluste von schätzungsweise rund 3,5 Billionen Franken an Nutzpflanzen und Viehbeständen entstanden. Dies entspricht pro Jahr einem durchschnittlichen Wert von umgerechnet 111 Milliarden Franken oder 5% des globalen landwirtschaftlichen Bruttoinlandsprodukts (BIP).
Nicht alle Verluste abgedeckt
Die FAO weist in ihrem Bericht darauf hin, dass die Zahl sogar noch höher sein könnte, wenn systematische Daten über die Verluste in der Fischerei und Aquakultur sowie der Forstwirtschaft verfügbar wären. Laut FAO-Bericht waren Länder mit niedrigem und mittlerem Einkommen am stärksten von Schäden in der Landwirtschaft aufgrund von Naturkatastrophen betroffen.
Mit jeweils bis zu 15% ihres gesamten landwirtschaftlichen BIP gab es dort die höchsten relativen Verluste. Erhebliche Auswirkungen hatten Katastrophen auch auf kleine Inselentwicklungsstaaten (SIDS), die dadurch fast 7% ihres landwirtschaftlichen BIP verloren.
Grösster Verlust beim Getreide
Nach FAO-Angaben weisen die Verluste bei den wichtigsten landwirtschaftlichen Erzeugnissen steigende Tendenzen auf. Die Schäden bei Getreide summieren sich für die drei betrachteten Jahrzehnte auf durchschnittlich 69 Mio. Tonnen pro Jahr; das entspricht der gesamten Getreideproduktion Frankreichs im Jahr 2021.
Dahinter folgen Obst und Gemüse und Zuckerpflanzen, die im Schnitt auf jährlich 40 Mio. Tonnen pro Jahr zusteuern. Bei Fleisch, Milcherzeugnissen und Eiern belaufen sich die Einbussen auf durchschnittlich 16 Mio. Tonnen pro Jahr.
Hinter den globalen Verlusten verbergen sich der FAO zufolge erhebliche Unterschiede zwischen den Regionen, Unterregionen und Ländergruppen. Dem Bericht zufolge verzeichnete Asien absolut betrachtet die grössten Einbussen. Afrika, Europa sowie Nord- und Südamerika weisen eine ähnliche Grössenordnung auf.
Allerdings machten die Verluste in Asien nur 4% der gesamten landwirtschaftlichen Wertschöpfung aus, während sie sich in Afrika auf fast 8% beliefen.
In Afrika sind die Verluste, gemessen an der gesamten landwirtschaftlichen Wertschöpfung, besonders gross.
jensfriislund
Vier Mal mehr Naturkatastrophen
Wie aus dem Bericht weiter hervorgeht, ist die Zahl der Naturkatastrophenereignisse von 100 pro Jahr in den 1970er Jahren auf etwa 400 pro Jahr in den letzten 20 Jahren weltweit gestiegen.
Die Häufigkeit, Intensität und Komplexität von Katastrophenereignissen habe nicht nur zugenommen, sondern es werde auch mit einer Verschärfung ihrer Auswirkungen gerechnet, da klimabedingte Katastrophen ohnehin bestehende soziale und ökologische Anfälligkeiten in den betroffenen Ländern noch verstärkten, so die FAO. In extremen Fällen führten Katastrophen zur Vertreibung und Abwanderung der Landbevölkerung.
Widerstandsfähigkeit der Landwirtschaft stärken
Die FAO schlägt drei zentrale Gegenmassnahmen vor, um in Zukunft die Folgen von Naturkatastrophen abzumildern. So sollte die Datenerhebung über die Auswirkungen von Katastrophen auf sämtliche Teilsektoren der Landwirtschaft ausgedehnt werden, beispielsweise auf die Forstwirtschaft und die Aquakultur.
Empfohlen werden auch die Entwicklung sektorübergreifender und risikoübergreifender Ansätze zur Verringerung des Katastrophenrisikos sowie eine Programmplanung auf allen Ebenen. Schliesslich sollten auch Investitionen in die Widerstandsfähigkeit der Landwirtschaft vorgenommen werden.