Die Flurbereinigung ist kompliziert und birgt reichlich Konfliktpotenzial, wenn etwa Landwirte mit der Bodenqualität der zu tauschenden Felder nicht zufrieden sind. Ein mathematisches Verfahren soll dies vermeiden.
Gehört der Streit bei Flurbereinigungen, wer das beste Land erhalten soll, der Vergangenheit an? Vielleicht, denn nun soll der Computer für Gerechtigkeit sorgen. Peter Gritzmann und Steffen Borgwardt sowie Andreas Brieden von der Technischen Universität München (D) und der Universität der Bundeswehr haben ein mathematisches Verfahren zur Erleichterung der Flurbereinigung entwickelt. Eine spezielle Software ermögliche den freiwilligen Pacht- und Nutzungstausch von Landwirtschaftsflächen in bislang unerreichter Qualität und Effizienz, schreiben die Forscher in einer Mitteilung.
«Perfekt aufräumen»
Zunächst werden die verschiedenen Ackerflächen eingefärbt und so den jeweiligen Besitzern zugeordnet. «Die Software kann mithilfe unserer Algorithmen nun die Ackerflächen den Landwirten neu zuordnen und somit die Flur perfekt aufräumen», erklärt Gritzmann. Ein Mausklick, und die Software errechnet innerhalb weniger Sekunden eine optimale Feldaufteilung, und aus dem bunten Flickenteppich entsteht ein nach Farben sortiertes Bild.
In der Berechnung bereits berücksichtigt sind unter anderem die verschiedenen Bodenqualitätsstufen, EU-Subventionen oder Wünsche der Landwirte. «Der Vorteil der neuen Flurverteilung liegt in der Wirtschaftlichkeit. Die Landwirte können ihre Felder effizienter bewirtschaften, die Fahrtkosten und den CO2-Ausstoss reduzieren.»
Gigantisch viele Varianten
Das Recht zur Bewirtschaftung tauschen – das hört sich einfach an, ist allerdings mathematisch extrem aufwendig. «Wenn nur 10 Landwirte mit insgesamt 300 Feldern mitmachen, gibt es 10 hoch 300 verschiedene mögliche Zuordnungen.» Die Zahl der Atome im Universum liegt im Vergleich bei nur 10 hoch 78.
Die praktische Umsetzung wird dadurch erschwert, dass jeder Bauer zu Beginn – menschlich verständlich – nur seine schlechteren Flächen einbringt. Das begrenzt den Rahmen für Verbesserungen.
Den Tausch durchspielen
Daher wurde ein «Tauschtool» entwickelt, mit dem die beteiligten Bauern in Echtzeit am Computer die ökonomischen Auswirkungen ihrer Entscheidungen durchspielen können. So fassten sie Vertrauen und brachten mehr und mehr Felder ein. Im Ergebnis konnte eine Reduktion der Bewirtschaftungskosten von bis zu 30 Prozent erzielt werden.
Aber nicht nur Zuordnungen von Feldern können so berechnet werden. In jüngeren Projekten hat Borgwardt das Verfahren erfolgreich auch auf die Neuordnung von Waldflächen angewandt.